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Zwei Tage Ideensammlung für Belebung der Trochtelfinger Innenstadt

Rund 80 Personen machten sich bei der Bürgerwerkstatt Gedanken, wie die Kernstadt weiterentwickelt werden könnte. Die Themen waren breit gefächert von der Nachnutzung des Schlosses bis zur Schaffung von Begegnungsplätzen und Wissensaustausch von Jung und Alt.

Selbstbewusst trägt Schülerin Bianca Corcodel die Ergebnisse der Themengruppe Kinder und Jugendliche vor. Bürgermeisterin Katja
Selbstbewusst trägt Schülerin Bianca Corcodel die Ergebnisse der Themengruppe Kinder und Jugendliche vor. Bürgermeisterin Katja Fischer (rechts) hört aufmerksam zu. Foto: Kirsten Oechsner
Selbstbewusst trägt Schülerin Bianca Corcodel die Ergebnisse der Themengruppe Kinder und Jugendliche vor. Bürgermeisterin Katja Fischer (rechts) hört aufmerksam zu.
Foto: Kirsten Oechsner

TROCHTELFINGEN. »Wir sind richtig gut weitergekommen«, meinte eine Teilnehmerin. Andere sprachen von »kurzweilig«, »hat Spaß gemacht« und »produktiv«: Die Begeisterung der Trochtelfinger, die sich an zwei Tagen Gedanken über die Zukunft der Innenstadt gemacht haben, ist groß. Es herrschte Einigkeit: Das Mitmachen habe sich gelohnt. Aber, das gaben sie auch zu: Anstrengend sei’s gewesen, der Kopf rauche vor lauter Eindrücken. Zuhören einerseits und aktiv mitreden auf der anderen Seite: Volle Konzentration war am Freitag und Samstag von den Teilnehmenden gefragt. Von der allgemeinen Stimmungslage nimmt sich auch Bürgermeisterin Katja Fischer nicht aus: »Ich bin im positiven Sinne erschöpft«, sagte sie, »ich habe aber ein gutes Gefühl fürs Städtle.«

Baustellen in der Stadtmitte

In Trochtelfingen lebt sich‘s im Prinzip gut, doch gibt es viele Baustellen in der unter Denkmalschutz stehenden Altstadt: Das Schloss und Läden stehen leer, Wohnungen sind dort schwer zu vermitteln. Wie wird Aufenthaltsqualität geschaffen, für die Bürger selbst, aber auch für durchradelnde Ausflügler und vor allem die eigene Jugend – das waren weitere Aspekte. An mehreren Thementischen beschäftigten sich die Bürgerwerkstatt-Teilnehmer intensiv mit Fragestellungen von der Mobilität über Gesundheit und Pflege bis zu Energieversorgung und Nachhaltigkeit, auf Plänen wurden bereits Ideen zu einer verkehrsberuhigten Zone entwickelt, Radwege inklusive E-Bike-Ladestationen neu gestaltet und Plätze für Begegnung geschaffen, wo heute noch Autos parken. Groß war die Runde, die sich mit dem Thema Jugend beschäftigte. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt ergab sich ein Meinungsaustausch von Jung und Alt, der so direkt selten stattfindet. Es sei faszinierend und spannend, dass es zu diesem intensiven Dialog komme, resümierte Sabine Veeser. Bei der Stadt ist sie verantwortlich für den Bereich Bildung, bei der Bürgerwerkstatt hörte sie deshalb ganz genau hin: »Aus Jugendlichen, die keine Ahnung haben, können auch keine wissenden Erwachsenen werden«, hatten die Schülerinnen Lilith Veeser und Bianca Corcodel deutlich gemacht. Die Idee: Gemeinsam ein Repair Café mit Fahrradwerkstatt organisieren oder zusammen im Backhaus backen – so werde Wissen über Generationen hinweg vermittelt. Und ein Bürger ist sich eines bewusst: »In den letzten Jahren hat man in Trochtelfingen fast nichts gemacht für die Jugendlichen.« Das müsse sich ändern, manchmal seien es ganz einfache Dinge, die laut Helena Walkenhorst etwas bringen würden – auch gegen Vandalismus: »Jugendliche brauchen einen Ort, wo sie sein können und nicht verdrängt werden«, machte die Mitarbeiterin der Agentur DenkMalRegenerativ deutlich. »Das kann auch ein einfacher Unterstand sein.«

Schloss als Rathaus?

Die Agentur hat sich Trochtelfingen für das Projekt »Zusammen fürs Städtle – Unsere Altstadt lässt keinen (k)alt« mit ins Boot genommen. 68 4120 Euro erhält die Stadt aus dem Landesfördertopf »Quartier 2030 – Gemeinsam. Gestalten« für die Entwicklung der Altstadt. Für Bürgermeisterin Katja Fischer ist es wichtig, diesen Prozess von den Profis begleiten zu lassen und die Bürger mitzunehmen, der Werbeverein war von Anfang an mit im Boot. Sie habe zwar gewusst, dass den Trochtelfingern ihre Stadt wichtig sei und sie keine Identifikationsprobleme hätten. Aber die Resonanz auf die Bürgerwerkstatt hätte sie positiv überrascht: »Ich war mir unsicher, ob doch nicht nur zehn Leute kommen«, gibt Fischer zu. Am Freitag waren es zum Auftakt sogar 80 interessierte Frauen und Männer, am Samstag etwas weniger. »Ich bin sehr zufrieden«, so die Bürgermeisterin. Zumal im direkten Dialog eines deutlich geworden sei: Die Teilnehmer seien sich bewusst, dass es sich nicht um ein Wunschkonzert handelt, sondern bei der Umsetzung durchaus finanzielle und auch personelle Grenzen existieren würden. Wichtig sei nach dieser Auftaktveranstaltung Anregungen mitzunehmen, Anknüpfungspunkte zu haben. Manches, wie die Installierung von Fahrradständern lasse sich kurzfristig realisieren, anderes müsse langfristig diskutiert werden. Dazu gehört die Zukunft des Schlosses, die Bandbreite der Vorschläge ist groß. Es könne als Haus der Vereine genutzt werden, so ein Gedanke. Oder gewerblich als gastronomischer Betrieb, man könne dort schöne Hochzeiten feiern. Auch die Umnutzung zum Rathaus kam in den Gedankenspielen vor, die Gruppe hatte das Schloss bereits in Räume eingeteilt: »Die Bürgermeisterin bekommt das schönste Büro«, meinte ein Beteiligter lachend.

Der Prozess ist in Gang gebracht, die Agentur wird die Ergebnisse sichten und zusammenfassen. Weitere Treffen folgen, ein Einstieg ist jederzeit möglich. Und man kann sich als Trochtelfinger auch über andere Formate an der Stadtentwicklung beteiligen, so soll ein Ideenbriefkasten eingerichtet werden. Bürgermeisterin Fischer hatte eine dringend Bitte: Die Teilnehmenden sollten die Ergebnisse nach außen tragen, damit noch mehr Bürger Lust aufs Mitmachen bekommen. Ein vielversprechender Auftakt sei jedenfalls gemacht, wenn auch mit einer Einschränkung: Man müsse die 20- bis 40-Jährigen mitnehmen, die waren bei der Bürgerwerkstatt nämlich kaum vertreten. (GEA)

Die einzelnen Gruppen machten bereits konkrete Planspiele, was wo sein könnte
Die einzelnen Gruppen machten bereits konkrete Planspiele, was wo sein könnte Foto: Kirsten Oechsner
Die einzelnen Gruppen machten bereits konkrete Planspiele, was wo sein könnte
Foto: Kirsten Oechsner