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Aktuell Entsorgung

Zukunft der Bodenaushubdeponie Kohl in Münsingen ungewiss

Noch ist unklar, wie es mit der Deponie Kohl in Münsingen weitergeht. Das Ablagerungsvolumen ist erreicht und der Betreiber zieht sich zurück. Ideen sind gefragt.

Marcus Friedrich zeigt, wie weit bisher in der Deponie Kohl aufgefüllt wurde.
Marcus Friedrich zeigt, wie weit bisher in der Deponie Kohl aufgefüllt wurde. Foto: Maria Bloching
Marcus Friedrich zeigt, wie weit bisher in der Deponie Kohl aufgefüllt wurde.
Foto: Maria Bloching

MÜNSINGEN. Im Juni 2007 erhielt die Stadt Münsingen für das Gelände »Kohl« vom Landratsamt Reutlingen die abfall- und naturschutzrechtliche Genehmigung, auf einer Fläche von rund 12 Hektar eine Bodenaushubdeponie für natürlichen Boden ohne Belastung anzulegen. Dafür musste ein bestehender Wald weichen und das Gelände in eine Industriebrache umgewandelt werden. Zunächst wurde die Deponie in Eigenregie betrieben, im März 2009 stieg die Firma Max Wild als Betreiber ein.

Die Firma Max Wild stellt das Recycling auf der Deponie Kohl im März ein.
Die Firma Max Wild stellt das Recycling auf der Deponie Kohl im März ein. Foto: Maria Bloching
Die Firma Max Wild stellt das Recycling auf der Deponie Kohl im März ein.
Foto: Maria Bloching

Seither nahm diese unbelastetes, grundwasserunschädliches Deponiegut wie Boden und Steine an und verbaute diese Stoffe in der dafür vorgesehenen Fläche. Außerdem konnten im Kohl Deponieersatzbaustoffe wie Beton, Ziegel, Fliesen und Keramik sowie Gemische daraus abgegeben und einem Recycling der Firma Max Wild zugeführt werden. Mit der Aktualisierung der Ersatzbaustoffverordnung am 1. August 2023 wurde allerdings vorgegeben, von einer Deponierung eines Erdaushubes abzusehen und diesen bestenfalls anderweitig wieder einzubauen. Außerdem kündigte das Landratsamt Reutlingen Ende 2023 an, dass das Ablagerungsvolumen von insgesamt 600.000 Kubikmetern im Kohl erreicht sei. »Somit konnte bereits im letzten Jahr kein Erdaushub mehr angeliefert und abgelagert werden«, berichtet Marcus Friedrich, Leiter des Tiefbauamts der Stadt Münsingen.

Die Betreiberfirma Max Wild stellte diese Vorgabe vor Probleme. Sie konnte lediglich noch jene Baustoffe annehmen, die einem Recycling zugeführt und zur Weiternutzung verwendet werden konnten. Jetzt hat Max Wild fristgerecht bis Ende März den bestehenden Betreibervertrag gekündigt. Wie es mit der Deponie weitergeht, ist noch nicht klar. Die Stadtverwaltung ist jedoch bemüht, einen Weiterbetrieb zu ermöglichen. »Wir haben die Idee, die Deponie für Erdaushub auf angrenzenden Flächen zu erweitern, sodass sie zumindest noch für einige weitere Jahre im Betrieb bleiben kann.« Das Volumen, so macht Friedrich deutlich, könne allerdings nur noch ein Bruchteil dessen sein, was bisher eingebaut wurde. Man sei sehr bemüht, einen Betreiber zu finden, der die Annahme von Deponiegut, gleichzeitig aber auch das Recyceln von Baustoffen übernimmt. »Im besten Fall beides. Wir sind mit Interessenten bereits im Gespräch.«

Die Stadt Münsingen ist bestrebt, dass im Falle einer Ablösung die Firma Max Wild feste Betriebsteile auf der Fläche belässt, sodass diese von der Nachfolgerfirma übernommen werden können. Um die Rekultivierung zu überwachen und eventuell einen Weiterbetrieb zu ermöglichen, hat sich die Stadtverwaltung zur Unterstützung ein Ingenieurbüro ins Boot geholt. Derzeit ist man laut Friedrich in Verhandlungen mit dem Landratsamt und dem Forst. Die bisherige Fläche, so viel steht bereits jetzt fest, hat ihre Deponiekapazität erreicht und muss entweder wieder aufgeforstet oder einer neuen Nutzung zugeführt werden. Diese, so hat Bürgermeister Mike Münzing im Rahmen der Gemeinderatssitzung verkündet, könne im Aufbau einer Freiflächen-Photovoltaikanlage liegen. »Damit wäre eine weitere industrielle Nutzung möglich. Gleichzeitig müssen anderweitig keine Wiesen- oder Ackerflächen zugunsten Photovoltaik weichen«, befürwortet auch Marcus Friedrich diese Idee.

Die Grüngutannahme läuft unverändert weiter.
Die Grüngutannahme läuft unverändert weiter. Foto: Maria Bloching
Die Grüngutannahme läuft unverändert weiter.
Foto: Maria Bloching

Entgegen einigen Gerüchten bleibt die Grüngutannahmestelle auf dem Häckselplatz im Gewann Kohl weiterhin erhalten. Anlieferungen erfolgen getrennt nach holzigem und nicht holzigem Material, angenommen werden Baum-, Strauch- und Heckenschnitt, Grasschnitt, Laub, Blumen und Stauden sowie Heu und Fallobst in kleinen Mengen. »Hier gibt es keinerlei Veränderung. Wir haben vier Teilzeitkräfte, die kostenfrei Grüngut annehmen«, teilt Friedrich mit. Diese Grüngutannahmestelle ist wichtig für die Stadt und bietet einen ordentlichen Platz für die Entsorgung von Gartenabfällen. Dabei soll es bleiben. Die Öffnungszeiten finden sich auf der Homepage der Stadt Münsingen, in den Sommermonaten kann von April bis September viermal die Woche angeliefert werden.