ENGSTINGEN. »Was wäre die Gemeinde ohne euch? Ihr fahrt raus, wenn andere reinfahren, und übernehmt eine Pflichtaufgabe der Gemeinde«, stellte Nicolas Waitzinger, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Reutlingen, in seinem Grußwort fest. »Rausfahren« mussten die derzeit 124 Aktiven der Freiwilligen Feuerwehr Engstingen im vergangenen Jahr zu 43 Einsätzen, die mehr als 800 Stunden der Ehrenamtlichen erforderten. Dies sei zwar deutlich weniger als 2023, als 67 Einsätze mit über 1.900 Stunden anfielen, »was aber nicht bedeutet, dass sie weniger anspruchsvoll waren«, bilanzierte Gesamtkommandant Daniel Geist in der Hauptversammlung.
So bewältigten die Einsatzkräfte 14 Verkehrsunfälle einschließlich vier Überlandhilfen, bei denen »vielen Personen schnell geholfen werden konnte«, leider aber auch ein junger Fahrer sein Leben verlor. Zehn Brandeinsätze sowie 19 Hilfeleistungen – wie das Beseitigen von Ölspuren oder umgestürzten Bäumen, Nottüröffnungen oder das Befüllen von Sandsäcken bei einer Hochwasserlage in umliegenden Gemeinden – wurden außerdem abgearbeitet.
Professionell und einsatzbereit
Ein unter dem Stichwort »H3, Person droht zu springen« gemeldeter Vorfall sei ein außergewöhnlicher Einsatz gewesen, blickte Geist auf einen besonderen Abend zurück. Da hatte ein Mann, möglicherweise unter dem Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln, während einer privaten Feier einen anderen mit einem Messer verletzt, war quer durch den Ort geflüchtet und drohte schließlich von einem Hausdach zu springen. »Er konnte letztlich mittels einer Drehleiter sicher gerettet werden.«
Bei allen Herausforderungen und brenzligen Situationen haben die Feuerwehrleute unter Beweis gestellt, »wie entscheidend Professionalität, Teamgeist und Einsatzbereitschaft für die Sicherheit der Bürger unsrer Gemeinde sind«, betonte Geist. Dafür habe die Wehr vergangenes Jahr erneut ein starkes Augenmerk auf Aus- und Weiterbildung gelegt. So absolvierten die Kameraden verschiedenste Fortbildungen. Zehn Aktive haben sich zudem in vielen Stunden mit Fleiß und Ehrgeiz auf das Leistungsabzeichen in Gold vorbereitet, das sie im Juni auch erfolgreich erreichten. Darüber hinaus leisteten die Feuerwehrleute Brandschutzunterweisungen an Kindergärten und Schulen, regelten den Verkehr an der Fasnet, absolvierten Parkplatzdienst beim Roller- und Kleinwagentreffen und anderes mehr, listete der Kommandant auf.
Erfreuliches hatte Andreas Staneker zu berichten. »Unsere Jugendabteilung konnte dank vieler Werbeaktionen wieder ausgebaut werden«, sagte der Jugendwart. Dabei habe sie »eine höhere Frauenquote als die Aktivenwehr«. Sein Dank galt dem Ausbilderteam sowie allen Helfern und Unterstützern, vor allem aber den derzeit 24 Jugendlichen für ihre »Hingabe zur Jugendfeuerwehr«, die seiner Meinung nach »einfach ein anderes Hobby ist, als bloß auf’s Handy zu schauen«.
Mehr Frauen in der Jugendwehr
Trotz aller Freude über die Stabilisierung der Mitgliederzahlen kam aber auch Wehmut auf, denn nach nunmehr 15 Jahren als Ausbilder und 10 Jahren als Jugendwart gab Staneker, der zwischenzeitlich aus Engstingen weg gezogen ist, »mit einem lachenden und einem weinenden Auge« seinen Abschied bekannt. Auch Benjamin Braun, der 15 Jahre als Ausbilder fungierte, beendete seine Funktion. »Ihr beide habt die Jugendfeuerwehr maßgeblich geprägt«, dankte der Kommandant. Den Staffelstab gaben die beiden an den neuen Jugendwart Sebastian Freudenmann und seinen Stellvertreter Lukas Hack weiter.
Von den Aktivitäten der 18 Mitglieder der Altersabteilung, die sich nach ihrer aktiven Dienstzeit mehr auf die kameradschaftliche Seite konzentrierten, berichtete Uwe Seiferth. Grüße des auf einer Klausurtagung weilenden Bürgermeisters Mario Storz überbrachte dessen Stellvertreter Samir Halabi. »Wir als Gemeinderat sind immer für die Feuerwehr da, nicht weil ihr so gute Menschen seid, sondern weil ihr es wert seid.« Vor seiner Zeit als Ratsmitglied habe er als einfacher Bürger »nicht gewusst, was ihr alles macht, wie viel Zeit ihr mit der Feuerwehr verbringt, dass dies alles im Ehrenamt stattfindet oder ihr manchmal in kritischen Situationen mit eurem Leben spielt, ihr eigentlich nie Ruhe habt und stets sprungbereit seid«, listete Halabi auf.
Feuerwehr Kleinengstingen feiert
Die Jugendfeuerwehr erlebe mit dem Leiterwechsel dieses Jahr wohl »ein Stück weit eine Zeitenwende«, erklärte Kreisbrandmeister Wolfram Auch. Er habe diese Gruppe immer als sehr aktive und leistungsfähige Jugendorganisation in Erinnerung. In den 36 Jahren ihres Bestehens sei eine Vielzahl der heutigen Aktiven aus diesen Reihen gekommen. »Es gehört sehr viel dazu, Jugendliche für die Feuerwehr trotz vieler anderer Angebote zu begeistern«, sprach Auch Staneker und Braun seinen Dank aus. Die Engstinger Bürger seien mit ihrer Feuerwehr gut aufgestellt, so der Kreisbrandmeister weiter. »Wenn auch manchmal die Feuerwehr wieder Geld kostet, so ist dieses gut investiert in die gesetzliche Aufgabe der Gemeinde.«
Abschließend verriet Auch, dass die Abteilung Kleinengstingen ihr 150-Jahr-Jubiläum vom 27. bis 30. Juni 2025 mit einem großen Fest und der Abnahme der Leistungsabzeichen feiern wird. (GEA)
EHRUNGEN UND BEFÖRDERUNGEN
Das Ehrenzeichen in Bronze für 15 Jahre Feuerwehrdienst gab es für Sven Schaffran und Bernd Widmann. Weil Christian Rehmann und Gregor Wagner bereits 40 Jahre Dienst bei der Feuerwehr leisten, sind sie mit dem Ehrenzeichen in Gold belohnt worden. Benjamin Braun erhielt die Ehrennadel in Silber der Jugendfeuerwehr Baden-Württemberg. Zum Feuerwehrmann befördert wurden Achim Voith, Daniel Maurer und Lucas Baisch, zum Oberfeuerwehrmann Matthias Renner, Marco Fink, Marvin Glück und Valentin Hess. Tobias Seiffert, Marius Gödde und Sebastian Freudenmann sind zu Löschmeistern befördert worden. (lpt)