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Wollreste: Viel zu schade für den Müll

Aus Alb-Wolle werden Kleidungsstücke und seit Kurzem auch Düngepellets für den Garten gemacht

Alexander Bosch erklärt Messebesuchern, was es mit den Düngepellets aus Schafwolle  auf sich hat.  FOTO: SCHANZ
Alexander Bosch erklärt Messebesuchern, was es mit den Düngepellets aus Schafwolle auf sich hat. FOTO: SCHANZ
Alexander Bosch erklärt Messebesuchern, was es mit den Düngepellets aus Schafwolle auf sich hat. FOTO: SCHANZ

MÜNSINGEN/GÄCHINGEN/RÖMER-STEIN. Wolle ist nichts mehr wert? Jahrzehntelang war das so. Kooperationen im Biosphärengebiet zeigen, dass es auch anders geht. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit zwischen der Münsinger Schäferei Stotz und der Naturmodemanufaktur Flomax aus Gächingen. Das Familienunternehmen verarbeitet bereits seit 13 Jahren die Wolle der Albmerino-Schafe zu Kleidungsstücken. Bis sie fertig sind, ist es ein langer Weg.

Denn erst mal muss aus der Rohwolle Garn werden. Weil es in Deutschland keine Unternehmen mehr gibt, die das machen, hat Flomax diesen Teil der Arbeit ausgelagert: Das Garn wird in Norditalien hergestellt. Übrig bleiben nicht unerhebliche Mengen Restwolle: Rund ein Drittel der Fasern – sogenannte Kämmlinge – ist zu kurz für die Textilproduktion. Firmengründerin Veronika Kraiser hat deshalb schon vor Jahren versucht, die Reste vor dem Müll zu retten und Filz zu machen. Das Problem: »Auch für Filz braucht man rund 80 Prozent langfaserige und nur 20 Prozent kurzfaserige Wolle.«

Keine Rolle hingegen spielen Länge und Qualität der Fasern bei der Herstellung von Schafwoll-Dünger. Flomax hat sich deshalb einem noch jungen Projekt des Biosphärengebiets Schwäbische Alb angeschlossen, das aus Wollresten Pellets für den Garten macht. Schäfer, Textilhersteller und das Pelletzentrum-Alb in Römerstein-Böhringen arbeiten dabei eng zusammen. Bei der schön & gut kann man sich über das Projekt am Info-Stand der Agentur solutioncube und bei Flomax informieren.

In den Pellets steckt eine Mischung: Neben Kämmlingen und anderen Resten aus der Textilproduktion wird auch die Rohwolle verwendet, die bereits bei der Schafschur aussortiert wird, weil sie zu kurz oder zu stark verschmutzt ist. Was macht Wolle zu einem guten Dünger? Sie besteht zu 97 Prozent aus Keratin, erläutert Alexander Bosch vom Pelletzentrum-Alb.

Keratin findet man auch in anderen Arten von Haaren und in Hörnern. Hornmehl wird seit langer Zeit als organischer Dünger im Gartenbau eingesetzt. »Der Unterschied zum Hornmehl liegt in der Faserstruktur der Wolle. Das Zersetzen der Fasern dauert wesentlich länger, wodurch die Nährstoffe über eine längere Zeit kontinuierlich an die Wurzeln der Pflanze abgegeben werden«, so Bosch. Neben Keratin enthalten sie auch Stickstoff (11 Prozent) und Kalium (4 Prozent). Ein weiterer Grund, Wolle zum Düngen zu verwenden, ist ihre hohe Wasserspeicherkapazität. Schafwollpellets schützen ihre Pflanzen vor dem Austrocknen. In den Boden eingearbeitet sorgen die Fasern außerdem für eine lockere Bodenstruktur.

Auch für Hobbygärtner

Teil des Biosphären-Netzwerks, das Schäfereiprodukte fördert, sind auch etliche Kommunen, darunter Münsingen und Bad Urach. Sie setzen im städtischen Grünwesen bereits Schafwolldünger ein, einige Gärtnereibetriebe arbeiten inzwischen ebenfalls damit. Aber auch Hobbygärtner sollen angesprochen werden.

Eine Übersicht, wo man ihn kaufen kann, gibt’s auf der Homepage des Pelletzentrums. Auch Flomax bietet ihn an: »Wir haben drei Tonnen davon da«, sagt Veronika Kraiser. Kunden können zwischen zwei Packungsgrößen wählen, ein Kilo oder zweieinhalb Kilo. In absehbarer Zeit soll es auch einen Unverpackt-Service geben, dann können Abnehmer, die mehr brauchen, mit Eimern oder Säcken kommen. (ma)

 

www.pelletzentrum-alb.de