ENGSTINGEN-GROSSENGSTINGEN. Ja, so geht Fasnet! Die Narrenzunft »Hurra de Ausre« beherrscht das muntere Treiben in der fünften Jahreszeit voll und ganz: 130 Akteure sorgten am Wochenende bei den traditionellen Bürgerbällen in der prächtig geschmückten Turn- und Festhalle zweimal mit einem mehr als fünfstündigen Programm für grandiose Stimmung. Witz, Klamauk, Gaudi, lautstarke Guggenmusik und beachtlicher Hochleistungssport kamen bei den passend zum Motto »Casino Royale« kostümierten Zuschauern bestens an, der Schlachtruf »Hurra – de Ausre« wurde gefühlt tausend Mal geschmettert. Als die Albra-Gugga gegen 1 Uhr nachts mit schwungvollen und bombastisch lauten Partyhits den Schlusspunkt setzten, war die vorher schon kolossale Stimmung fast bis zum Siedepunkt gestiegen.
Besuch aus Stuttgart
Dass das erste Bühnenbild mit annähernd 100 Mädels der diversen Tanzgarde-Formationen nach dem kollektiven Einmarsch ein höchst eindrucksvolles Motiv darstellte, gefiel Zunftmeister Peter Brendle ungemein. »Isch des net a tolles Bild, so viele Gardemädla auf dr Bühne«, rief er stolz ins Publikum und wünschte als Erstes eine »glückselige Fasnet«. Martin Böhmler moderierte die kurzweiligen Abende – wie schon in den vergangenen Jahren – witzig und amüsant. »I hab grad durchzählt, send genauso viele Leut do wie gestern«, meinte er grinsend am Samstagabend.
Als »hoher Besuch« im Programm ganz profan angekündigt, mischte das hochherrschaftliche Stuttgarter Stadtprinzenpaar Prinzessin Sarah Maria I. und ihr für die närrischen Tage angetrauter Prinz Jörg II. zu Stutengarten die Stimmung gewaltig auf. Denn zur Tradition der ältesten Stuttgarter Karnevalsgesellschaft »Möbelwagen« gehört es, dass ihre höchsten Vertreter singen können müssen. Mit vielen Stimmungshits war das für die in Engstingen aufgewachsene Sarah Ligas und den im bürgerlichen Leben als stellvertretender OB in Pforzheim agierenden Jörg Augenstein überhaupt kein Problem. Mit geübten Stimmen überzeugte das sympathische Paar die Zuschauer und heimste frenetischen Applaus ein.

Allerlei Missgeschicke ihrer Mitbürger verrieten mal wieder die Backfrauen. Siglinde Herzel, Bärbel Geist und Elisabeth Thum lästerten, was das Zeug hielt. So etwa über einen »Großeinsatz« der Feuerwehr, als ein Fahrzeug eines Biogasanlagebetriebs wegen eines undichten Tanks »eine übel riechende Schleimspur« hinterlassen und den am nächsten Tag stattfindenden Fasnetsumzug fast gefährdet hatte, oder über das »Drama«, als ein falsch geparktes Auto eines sich im Urlaub befindlichen Elektrikers beinahe den Aufbau des Fronleichnamteppichs verhindert hatte, oder über die Katholische Junge Gemeinde (KJG), die ihre Silvesterparty in einem anderen Land feiern wollte, ohne richtig hinzuschauen einen Flug nach Budapest buchte, die Party schließlich aber wegen mehrerer Schnitzer doch zu Hause verbringen musste.
Die »Engstinger Fasnets Influencer*innen« Daniela Tröster und Christina Hipp starteten einen »Cyber Angriff live und in Farbe« und animierten sowohl Publikum als auch die Narren »bei diesem multiaktiven Event« zum Mitmachen. Die »Schmodos« fegten als Putztrupp die Bühne sauber, die drei Maskengruppen »Hurgele«, »Gosgarda Käther« und »Schlossgassa Raiber« wirbelten beim gemeinsamen Tanz über die Bühne. Die Tanzgarden beeindruckten mit temperamentvollen Tänzen: Die Vereinsjüngsten in den Bambini- und Mini-Garden, die Jugendgarde und zum krönenden Abschluss die große Garde, die mit ihrem akrobatischen Marschtanz und einem Showtanz zum Thema »Liebe kennt keine Grenzen« auch dieses Jahr wieder einige Erfolge bei Tanzturnieren einheimsen konnte.
Menschen-Roulette im Casino
Die einzigartige »Lomba-Kabell« verwandelte die Turn- und Festhalle ins echte »Casino« und zeigte Menschen-Roulette mit dem »scheensta Kügale dr Welt«. Und weil die Engstinger Narren vor Kurzem wohl die Zunfttafel der Oberstetter »Stöckberg-Hannes« verwaist vorfanden und mitnahmen, mussten das Hohensteiner Narren-Urgestein Richy Knupfer und Matze Gaiser als »Eugen« das Täfelchen mit viel Klamauk und Lumpenliedern wieder auslösen.
Alleinunterhalter Wolfgang Schölzel konnte kaum Pausen genießen, er musste einen Tusch nach dem anderen zum Besten geben. Martin Baisch sorgte den ganzen Abend für den richtigen Sound und die passende Akustik. Am Ende dankte Brendle allen Mitwirkenden, Helfern, Unterstützern, Sponsoren oder der Gemeinde, bevor der Abend mit dem von allen gemeinsam gesungenen Engstinger Narrenlied endete. (GEA)