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Aktuell Energiewende

Windkraft in St. Johann: Info-Abend exklusiv für Bürger

Auch zwischen Ohnastetten und Kohlstetten sollen sich künfitg Windräder drehen. Die Details zu den  Planungen auf St. Johanner
Eine Windkraftanlage im Nebel. (Symbolbild) Foto: Woitas/dpa
Eine Windkraftanlage im Nebel. (Symbolbild)
Foto: Woitas/dpa

ST. JOHANN. »Das Thema Windkraft ist ein Dauerbrenner und schlägt manchmal hohe Wellen«, sagte Bürgermeister Florian Bauer und erinnerte in der Gemeinderatssitzung auch an das jüngste Beispiel in der Region: In Pfronstetten führte die mögliche Verpachtung gemeindeeigener Flächen an einen Investor nicht nur zu kontroversen Diskussionen im Gemeinderat und in der Öffentlichkeit, sondern auch zu einem Bürgerentscheid. Die Pfronstetter entschieden sich vor gut zwei Wochen mit knapper Mehrheit dagegen, die kommunalen Grundstücke an die Windmüller zu verpachten. Realisiert wird der Windpark mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit trotzdem, gebaut werden kann aber nur auf Staatswald-Terrain – das Land hat als Eigentümer bereits Ja dazu gesagt.

Auch in St. Johann geht es jetzt um einen ganz ähnlich gelagerten Fall: Der Regionalverband Neckar-Alb und die Gemeinde haben sich gemeinsam auf eine Fläche geeinigt, auf der Windräder errichtet werden können. Sie liegt zwischen Ohnastetten und Kohlstetten, die Grundstücke gehören teilweise der Gemeinde, teilweise liegen sie im Staatswald – dort entscheidet also das Land.

Neu ist das Thema für die Öffentlichkeit, nicht aber für den Gemeinderat, der darüber bereits in nicht öffentlicher Sitzung darüber beraten habe, so Bauer. Jetzt sollen auch die Bürgerinnen und Bürger auf den aktuellen Stand gebracht werden: Am Donnerstag, 2. Mai, ist eine Informationsveranstaltung in der Gemeindehalle in Würtingen geplant (siehe Info-Box).

ZUSÄTZLICHE EXKURSION

Die Einwohnerversammlung zum Thema Windkraft am Donnerstag, 2. Mai, beginnt um 18.30 Uhr in der Würtinger Gemeindehalle, Ende ist gegen 21 Uhr. Außerdem lädt die Gemeinde in Kooperation mit dem Forum Energie-Dialog Baden-Württemberg zu einer Exkursion ein: Bürger haben am Montag, 13. Mai, Gelegenheit, mit dem Reisebus nach Goldboden-Winterbach zu fahren. Dort wird ein moderner Windpark besichtigt. Abfahrt ist um 15 Uhr am Rathaus, Rückkehr gegen 19 Uhr. Aufgrund der begrenzten Plätze ist eine Anmeldung per E-Mail erforderlich, die Teilnahme ist kostenlos. (ma) t.weisensel@energiedialog-bw.de

Wichtig ist die rechtliche Form der Veranstaltung: Sie ist nicht für alle Interessierten zugänglich, sondern richtet sich als Einwohnerversammlung nach Definition der Gemeindeordnung Baden-Württemberg ausschließlich an die Bürger St. Johanns. Nur sie haben Zutritt zur Veranstaltung und die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Im Zweifelsfall wird am Eingang auch überprüft, ob unbekannte Besucher wirklich in St. Johann wohnen. »Windkraft ist ein sensibles Thema«, begründet Bauer diese Begrenzung, »es gab schon Veranstaltungen in der Region, die von organisierten Windkraftgegnern fast ge-sprengt worden wären.« Das will Bauer vermeiden, damit Raum bleibt für sachliche Information und Diskussion.

Es handle sich um »seriöse Planungen«, an denen Forst BW und der Regionalverband beteiligt seien, betonte er. »Es ist mir wichtig, dass die Bürger zu Wort kommen dürfen.« Der Gemeinderat, so Bauer, stehe dem Thema Windkraft mit überwiegender Mehrheit positiv gegenüber. Einige Räte, die eher eine kritische oder ablehnende Haltung haben, werden diese nach eigenem Bekunden aber auch bei der Veranstaltung so vertreten, falls sie von Bürgern angesprochen werden.

Organisatorisch ist der Abend so geplant: Zunächst soll es einen »Informationsmarkt« geben, bei dem die Bürger mit den beteiligten Akteuren ins Gespräch kommen können. Im Hauptteil der Veranstaltung soll es dann um den planungsrechtlichen Hintergrund, den Stand der Teilfortschreibung des Regionalplans Wind sowie eine mögliche Nutzung des Vorranggebiets für Windkraft in St. Johann gehen. Als Referenten sind vorgesehen neben Regionalverbandsdirektor Dirk Seidemann ein Vertreter von Forst BW (sprechen wird Jörg Hertle oder Konstanze Tenhaeff) sowie Clemens Künster, dessen Reutlinger Planungsbüro sich seit Jahren mit Windkraft-Standorten beschäftigt.

Keine Werbeveranstaltung

Gemeinderat Enzian Schneider regte an, einen weiteren Referenten einzuladen, der auch die kritische Seite beleuchte. »Ich will keine Werbeveranstaltung, man sollte beide Seiten hören, das erhöht die Akzeptanz«, so Schneider, der sich beispielsweise einen Wissenschaftler in dieser Rolle vorstellen könnte. Eine »Werbeveranstaltung« wolle auch er nicht, betonte Bauer, der sich bei den bisher vorgesehenen Referenten sicher ist, dass diese sachlich alle relevanten Aspekte anschneiden und auch entsprechend auf Bürgerfragen eingehen können. Die Anregung Schneiders wolle er trotzdem mit dem Forum Energie-Dialog besprechen. Das Forum ist eine Einrichtung des Landes und unterstützt die Kommunen beispielsweise bei der Organisation und Moderation von Veranstaltungen. (GEA)