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Aktuell Vorsorge

Wie sich Sonnenbühl gegen Starkregen wappnet

Sonnenbühl wappnet sich für Starkregenereignisse. Mit einem Risikomanagement will die Kommune künftig besser auf Überschwemmungen und Hochwasser vorbereitet sein.

Aufräumen nach dem Unwetter: Die Sonnenbühler Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun, wenn der starke Regen Straßen und Häuser übe
Aufräumen nach dem Unwetter: Die Sonnenbühler Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun, wenn der starke Regen Straßen und Häuser überschwemmt. ARCHIVFOTO: MEYER
Aufräumen nach dem Unwetter: Die Sonnenbühler Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun, wenn der starke Regen Straßen und Häuser überschwemmt. ARCHIVFOTO: MEYER

SONNENBÜHL. Vor allem in den Sommermonaten wird’s gefährlich, das Risiko steigt. Dann, wenn Starkregen vom Himmel fällt, und in Verbindung mit heftigen Gewittern oft große Schäden verursacht. Dies passiert plötzlich und unvorhersehbar, im Gegensatz zu Hochwasser an großen Flüssen. Für die Betroffenen treten solche Extremwetterereignisse meist sehr überraschend auf. So ist es auch in der Vergangenheit oft auf der Alb geschehen. Sonnenbühl wurde schon häufiger von derartigen Wetterlagen in Mitleidenschaft gezogen. Die Kommune reagiert darauf – mit mehreren Maßnahmen.

Zum einen ist die Gemeinde dem Zweckverband Hochwasserschutz Laucherttal beigetreten, dazu gehören außerdem die Gemeinden Bingen und Neufra sowie die Städte Gammertingen, Hettingen, Sigmaringen, Veringenstadt, Trochtelfingen und Burladingen. Aber auch abseits von Fließgewässern kann es zu Überflutungen kommen – das unterscheidet Hochwasser- und Starkregengefahr. Deshalb hat sich Sonnenbühl zum anderen auch entschieden, ein sogenanntes Starkregenrisikomanagement zu implementieren. 2022 hat der Gemeinderat dazu den Beschluss gefasst. Was hinter dem sperrigen Namen steckt, ist eine Strategie, um gegen Überflutungen und die daraus resultierenden Schäden gewappnet zu sein.

Gefahrenstellen erkunden

Das Land Baden-Württemberg hat dafür den Leitfaden »Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg« als einheitliche Arbeitsanleitung für die Erkundung von Gefahren durch Starkregen erstellt. Außerdem gewährt das Land eine Zuwendung für wasserwirtschaftliche Vorhaben in Höhe von 70 Prozent.

Viel Arbeit ist seither in die Erstellung von Gefahrenkarten und Handreichungen geflossen, was die Kommune aber auch jeder Häuslebesitzer tun kann, um sich vor Überschwemmungen zu schützen. Vor allem weil das Risiko von Starkregenereignissen schwer kalkulierbar ist. Vorsorge ist besser als Nachsorge. Experte Armin Binder vom Büro Winkler und Partner stellte dem Gemeinderat nun die Ergebnisse vor, in komprimierter Art. Denn es soll außerdem noch eine Bürgerinformationsveranstaltung am 3. April um 19 Uhr in der Erpftalhalle in Erpfingen geben. Dabei steht die private Vorsorge im Fokus, also das, was jeder Einzelne bei sich daheim tun kann.

Ein Unwetter hat vor ein paar Jahren unter anderem in Undingen Straßen überflutet – weit ab von einem Fließgewässer.  ARCHIVOTO:
Ein Unwetter hat vor ein paar Jahren unter anderem in Undingen Straßen überflutet – weit ab von einem Fließgewässer. ARCHIVOTO: BAIER Foto: Joachim Baier
Ein Unwetter hat vor ein paar Jahren unter anderem in Undingen Straßen überflutet – weit ab von einem Fließgewässer. ARCHIVOTO: BAIER
Foto: Joachim Baier

Lokal begrenzter Niederschlag mit hoher Intensität und »Überflutung durch Oberflächenabfluss« – das sind die Merkmale für Starkregengefahren, die das Büro Winkler in Karten visualisiert hat. Darauf ist in verschiedenen Szenarien für jeden Sonnenbühler Ortsteil simuliert, woher und wohin Sturzbäche fließen und wo sich das Wasser staut. Überflutungstiefen und Fließgeschwindigkeiten sind ebenfalls dargestellt, Videoanimationen zeichnen den Weg des Regens nach.

Information und Baumaßnahmen

Eine Risikoanalyse wurde erstellt, in Risikogefahrenkarten sind »sensible, kritische Objekte« vermerkt, das können Kindergärten, Schulen oder auch die Feuerwehrhäuser sein. Die Gebäude haben Risikosteckbriefe erhalten. Die Frage ist, wo etwas verbessert werden kann. Dafür hat das Büro Winkler und Partner mit Akteuren aus der Gemeinde ein Kommunales Handlungskonzept erstellt. Es enthält Maßnahmen zur Information der Öffentlichkeit und der Wirtschaft über die Starkregengefahr und mögliche Maßnahmen, zur kommunalen Flächenvorsorge, für das Krisenmanagement und zu baulichen Veränderungen, mit denen sich zum Beispiel das Wasser außerhalb von Ortschaften zurückhalten lässt oder die einen möglichst schadenfreien Abfluss innerhalb des Ortes ermöglichen. Diese werden ebenfalls mit bis zu 70 Prozent gefördert. Auch Vorkehrungen in Bebauungsplänen gehören dazu.

Nach einem Starkregen sah die Tennishalle in Undingen eher wie ein Schwimmbad aus. Der grüne Teppichboden wurde dabei komplett z
Nach einem Starkregen sah die Tennishalle in Undingen eher wie ein Schwimmbad aus. Der grüne Teppichboden wurde dabei komplett zerstört. ARCHIVFOTO: VEREIN Foto: GEA allgemein Gea
Nach einem Starkregen sah die Tennishalle in Undingen eher wie ein Schwimmbad aus. Der grüne Teppichboden wurde dabei komplett zerstört. ARCHIVFOTO: VEREIN
Foto: GEA allgemein Gea

Einige Details des »Krisenplans« stellte Armin Binder vor – wobei, darauf machte Bürgermeister Uwe Morgenstern aufmerksam, nicht alles, was möglich sein könnte, wird die Gemeinde umsetzen können, dazu reichen die finanziellen Kapazitäten nicht. Andere Arten von Schachtdeckeln sind so eine Maßnahme, die helfen könnte, mehr Wasser schneller in den Kanal abzuleiten. »Aber wir werden nicht jeden Schachtdeckel auswechseln können«, so der Bürgermeister. Aber, meinte Binder, »wenn Sie irgendwo eine Straße neu machen«, dann sollte dabei auch mitgeplant werden, größere Schachtdeckel und Einläufe zu installieren. Rückhalteräume könnten gebaut werden, Gräben ertüchtigt und »Einleitebauwerke« mit optimierten Rechen ausgestattet werden. Auch die Landwirtschaft könne ihren Teil beitragen, so Binder, etwa durch Bepflanzung der Äcker auch über den Winter Erosion und Schlammlawinen im Frühjahr verhindern.

Verpflichtet sei die Kommune nicht, Projekte umzusetzen, das Handlungskonzept ist eine Leistung der freiwilligen Daseinsvorsorge. Sonnenbühl versucht zu tun, was möglich ist. Zum Beispiel Kanäle größer bauen. Aber die Bürger müssten auch selbst aktiv werden, deshalb wies Morgenstern noch einmal auf die öffentliche Bürgerinfoveranstaltung hin. (GEA)