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Aktuell Verkehr

Wie Genkingen vom Lärm befreit werden soll

In einem fort rauscht der Durchgangsverkehr durch die drei Hauptstraßen im Sonnenbühler Ortsteil Genkingen. Seit Jahren beklagen Anwohner von Pfullinger-, Gönninger- und Undinger Straße diese ihre Lebensqualität einschränkende Entwicklung und fordern ein Tempolimit. Die Gemeinde darf das nicht umsetzen, zuständig wäre das Land. Um trotzdem Abhilfe zu schaffen, wird die Gemeinde nun einen Lärmaktionsplan erstellen.

Seit Jahren beklagen sich Anwohner der drei Ortsdurchfahrtstraßen in Genkingen über das hohe Verkehrsaufkommen und den dadurch e
Seit Jahren beklagen sich Anwohner der drei Ortsdurchfahrtstraßen in Genkingen über das hohe Verkehrsaufkommen und den dadurch enstehenden Lärm. Ärgernis ist außerdem Spritzwasser, das von Autoreifen an die Häuser geworfen wird. Nun will die Gemeinde Sonnenbühl einen Lärmaktionsplan erstellen lassen, dessen Ergebnisse für Abhilfe sorgen sollen. Foto: Cordula Fischer
Seit Jahren beklagen sich Anwohner der drei Ortsdurchfahrtstraßen in Genkingen über das hohe Verkehrsaufkommen und den dadurch enstehenden Lärm. Ärgernis ist außerdem Spritzwasser, das von Autoreifen an die Häuser geworfen wird. Nun will die Gemeinde Sonnenbühl einen Lärmaktionsplan erstellen lassen, dessen Ergebnisse für Abhilfe sorgen sollen.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL. Lärm und Abgase, Risse in und Verschmutzungen an Häusern, Schlaglöcher, Spurrillen und abgesenkte Schachtdeckel in den Straßen sowie Sorgen um die Kinder und Mütter, die sich auf dem Weg zu Kita oder Schule befinden: Die Genkinger Ortsdurchfahrten und die Anwohner sind stark belastet. Wer in Pfullinger-, Gönninger- oder Undinger Straße wohnt, weiß ein Lied davon zu singen, wie sich Auto- und Lastwagenverkehr auswirken. In den Schönwettermonaten kommen noch knatternde Motorräder dazu.

Im Rahmen des GEA-Ortschecks 2021 in Sonnenbühl trieb das Thema viele Menschen um, die ihr Leid beim Vor-Ort-Termin am GEA-Mobil klagten. Ein Anwohner hatte damals Anfang des Jahres selbst das Verkehrsaufkommen gezählt und auf einer Strichliste binnen einer Stunde 57 40-Tonner und 350 Autos verzeichnet. Viele fordern seit Jahren die Einführung eines Tempolimits. »Es ist unverständlich, dass das überall anders geht, nur bei uns nicht«, sagte vor drei Jahren einer der Anwohner. Etwa in Gönningen, Bronnweiler, selbst in Reutlingen.

Anwohner machen sich auch Sorgen um die Kinder, die an den Ortsdurchfahrten entlang Richtung Kita und Schule laufen.
Anwohner machen sich auch Sorgen um die Kinder, die an den Ortsdurchfahrten entlang Richtung Kita und Schule laufen. Foto: Cordula Fischer
Anwohner machen sich auch Sorgen um die Kinder, die an den Ortsdurchfahrten entlang Richtung Kita und Schule laufen.
Foto: Cordula Fischer

Der Wunsch nach einem Tempolimit, nach Blitzern an den Ortseingängen oder vermehrte Kontrollen - all das ist in den vergangenen Jahren immer wieder auch bei Verkehrsschauen zur Sprache gekommen. Im September 2021 hatte die Straßenverkehrsbehörde des Landratsamts Messungen mit »Verkehrsstatistikgeräten durchgeführt. Die dabei erhobenen Daten können dazu dienen, die Notwendigkeit von verkehrsüberwachenden und verkehrsregelnden Maßnahmen abzuleiten«, teilte das Landratsamt damals mit.

Die Daten wurden an die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg gemeldet, die für die Kartierung der Hauptverkehrsstraßen außerhalb der Ballungsräume ist. Sonnenbühl ist nicht in die Kartierung aufgenommen, sodass vonseiten des Landes als Straßenbaulastträger nicht gehandelt wird. Und die Gemeinde selbst kann kein Tempolimit umsetzen. Zumindest Smiley-Displays mit Geschwindigkeitsanzeigen hat die Gemeinde aufgestellt, aber das allein mindert noch lang nicht die Zahl der passierenden Autos und Lastwagen sowie den Lärm.

Die Anwohner fühlen sich vom Durchgangsverkehr belastet.
Die Anwohner fühlen sich vom Durchgangsverkehr belastet. Foto: Cordula Fischer
Die Anwohner fühlen sich vom Durchgangsverkehr belastet.
Foto: Cordula Fischer

Die Gemeinde will nicht untätig bleiben, die hohe Belastung der drei Ortsdurchfahrtsstraßen in Genkingen sei bekannt. Die Lösung ist, einen Lärmaktionsplan erstellen. Das allerdings wird keine kurzfristige Entlastung schaffen. Es ist ein langwieriger Prozess, der unter anderem die Beteiligung von Bürgern wie Trägern öffentlicher Belange beinhaltet. Mit eineinhalb bis zwei Jahren ist zu rechnen, schätzt Bürgermeister Uwe Morgenstern vorsichtig. Die Ergebnisse des Lärmaktionsplans sind dann aber bindend. Welche das sein werden, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig offen: Unterm Strich könnte im besten Fall ein Tempolimit stehen, es könnten aber auch Verkehrsinseln oder -verschwenkungen, Flüsterasphalt oder Lärmschutzfenster als Maßnahmen gefordert sein.

Am Genkinger Rathaus am Schnittpunkt von Gönninger-, Pfullinger- und Undinger Straße (rechts) ist gut zu sehen, wie Spritzwasser
Am Genkinger Rathaus am Schnittpunkt von Gönninger-, Pfullinger- und Undinger Straße (rechts) ist gut zu sehen, wie Spritzwasser und Schneematsch die Gebäude in den Ortsdurchfahrten verschmutzen. Foto: Cordula Fischer
Am Genkinger Rathaus am Schnittpunkt von Gönninger-, Pfullinger- und Undinger Straße (rechts) ist gut zu sehen, wie Spritzwasser und Schneematsch die Gebäude in den Ortsdurchfahrten verschmutzen.
Foto: Cordula Fischer

Dass die an die LUBW gemeldeten Zahlen, die für die Kartierung ausschlaggebend sind, korrekt sind, bezweifelt Gemeinderat Markus Maier. Die hätten laut der Messungen des Landratsamts vom Mai 2022 an neun Tagen über den betreffenden Werten gelegen. »Die Verkehrslast in der Ortsdurchfahrt Genkingen ist so hoch wie bei einer Bundesstraße«, bestätigt Wolfgang Aierstock. Vom desolaten Straßenbelag ganz zu schweigen. Er wundert sich außerdem darüber, dass an der Landesstraße 230 - die gleiche, die durch Genkingen und Gönningen führt - weiter östlich in Offenhausen erst kürzlich ein Tempolimit eingerichtet wurde, dies aber in Genkingen nicht möglich sein soll.

Kein Dorfidyll: Anwohner an Genkingens Hauptverkehrsstraßen klagen über Lärm und hohes Verkehrsaufkommen.
Kein Dorfidyll: Anwohner an Genkingens Hauptverkehrsstraßen klagen über Lärm und hohes Verkehrsaufkommen. Foto: Cordula Fischer
Kein Dorfidyll: Anwohner an Genkingens Hauptverkehrsstraßen klagen über Lärm und hohes Verkehrsaufkommen.
Foto: Cordula Fischer

»Man sollte vorher wissen, was auf uns als Gemeinde zukommt«, sagt Ulrich Leibfritz, vor allem, weil sich Sonnenbühl auf den Weg in den Prozess der Haushaltskonsolidierung gemacht habe. Man sollte »kein Himmelfahrtskommando lostreten«. Zumal Bürgermeister Uwe Morgenstern nicht bis ins letzte Detail klären konnte, welche Kosten für etwaige Maßnahmen bei der Gemeinde bleiben und welche das Land trägt. Es könne ja sein, dass das Regierungspräsidium sage, wenn Sonnenbühl freiwillig einen Lärmaktionsplan aufstellt, dann müsse die Gemeinde auch zahlen, mahnte ebenso Heinz Hammermeister. So lang das nicht geklärt sei, wollte Wolfgang Schmid über das Thema nicht abstimmen. Wohingegen der Appell aus Reihen der anwesenden Anwohner, von denen einer Rederecht erhielt, unmissverständlich lautete: »Beruhigen Sie den Verkehr. Bitte tun Sie was. Es ist Ihre Aufgabe als Gemeinde, etwas für die Anwohner zu tun!«

Der Gemeinderat beschließt, einen Lärmaktionsplan für die Ortsdurchfahrten in Genkingen zu erstellen.
Der Gemeinderat beschließt, einen Lärmaktionsplan für die Ortsdurchfahrten in Genkingen zu erstellen. Foto: Cordula Fischer
Der Gemeinderat beschließt, einen Lärmaktionsplan für die Ortsdurchfahrten in Genkingen zu erstellen.
Foto: Cordula Fischer

Diesen nahmen die Gemeinderäte wahr und beschlossen einstimmig den Lärmaktionsplan für die Pfullinger-, Gönninger- und Undinger Straße. Vorbehaltlich dessen, dass das Land die Kosten trägt für die umzusetzenden Ergebnisse. Diesen Punkt soll die Verwaltung bis zur nächsten Sitzung klären. Müssen Wasser- und Abwasserleitungen verlegt und Schachtdeckel erneuert werden, sind das allerdings Ausgaben, die auf die Gemeinde entfallen. Erstellen wird den Lärmaktionsplan die Firma Modus Consult Ulm GmbH, die Gemeinde zahlt dafür rund 19.242 Euro. (GEA)