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Wie die SWEG den Fachkräftemangel löst

Fachkräfte fehlen? Die SWEG GmbH löst das Problem, indem sie einen eigenen Ausbildungsberuf schafft.

Noah Koch und Abdulhadi Dawish haben in der Signalmeisterei Gammertingen ihre Ausbildung abgeschlossen – als erste Lehrlinge der
Noah Koch und Abdulhadi Dawish haben in der Signalmeisterei Gammertingen ihre Ausbildung abgeschlossen – als erste Lehrlinge der SWEG Schienenwege überhaupt. FOTO: PR
Noah Koch und Abdulhadi Dawish haben in der Signalmeisterei Gammertingen ihre Ausbildung abgeschlossen – als erste Lehrlinge der SWEG Schienenwege überhaupt. FOTO: PR

GAMMERTINGEN. Noah Koch und Abdulhadi Dawish haben in der Signalmeisterei Gammertingen ihre Ausbildung abgeschlossen – als erste Lehrlinge der SWEG Schienenwege GmbH überhaupt. Der Fachkräftemangel gab den Ausschlag, Elektroniker für Betriebstechnik selbst auszubilden.

Es dauerte nur rund drei Stunden. Dann waren die Schäden an den Gleisanlagen auch schon wieder behoben, die der Zusammenprall eines Güterzugs mit einem Auto an einem Bahnübergang in Rangendingen im Januar 2025 verursacht hatte. »Hätte schlimmer kommen können«, sind sich Noah Koch und Abdulhadi Dawish einig. Es war einer der ersten Arbeitseinsätze für die beiden, nachdem sie Mitte Januar ihre dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik abgeschlossen haben und im Anschluss sofort von ihrem Ausbildungsbetrieb, der SWEG Schienenwege GmbH (SSG), übernommen worden sind.

Berufsbild gab es so noch nicht

Ihre Dienststelle ist nun die im Juni 2024 neu eröffnete Zentralwerkstatt für die Bahn- und Signalmeisterei der SSG in der Steinbeisstraße in Gammertingen. Dort sind die beiden Gesellen in der Regel aber nur am Beginn und am Ende eines Arbeitstages anzutreffen. In der übrigen Zeit sorgen sie dafür, dass die Leit- und Sicherungstechnik an der Schieneninfrastruktur der SSG in einem guten Zustand ist – etwa bei Signalen und Schranken an Bahnübergängen oder bei den Elektromotoren in den Weichen.

Ihre Einsatzorte befinden sich in den Landkreisen Zollernalb und Sigmaringen, darüber hinaus sind sie aber auch in den Landkreisen Schwarzwald-Baar, Reutlingen und Konstanz unterwegs. »Wir sind viel an der frischen Luft und es ist sehr abwechslungsreich«, zählt der 20-jährige Noah Koch als Gründe auf, warum ihm die Arbeit Spaß macht. »Und der Zusammenhalt unter den Kollegen ist super«, ergänzt Abdulhadi Dawish. Außerdem seien die Arbeitsbedingungen dank der neuen Zentralwerkstatt sehr gut. Dort gebe es mehr Möglichkeiten, mehr Werkzeug und auch eine Lehrwerkstatt.

Seine Ausbildung bei der SWEG begann Noah Koch im September 2021 gleich nach dem Abschluss der Realschule in Burladingen. Sein Onkel, der früher ebenfalls mal bei der damaligen Hohenzollerischen Landesbahn als Elektroniker für Betriebstechnik arbeitete, brachte ihn auf die Idee. Abdulhadi Dawish stammt aus Syrien, flüchtete im Jahr 2016 vor dem Bürgerkrieg nach Deutschland und musste sich hier erst einmal einleben und die Sprache lernen. Von der Ausbildung bei der SWEG erfuhr er über eine Suchanfrage im Internet. »Am Anfang dachte ich, dass ich es nicht schaffe«, sagt der 30-Jährige, der heute in Engstingen lebt. Doch Dawish lernte fleißig und erhielt nicht zuletzt von Noah Koch Unterstützung, der ihm viel bei Übersetzungen von Ausbildungsinhalten half.

Neuland für den ganzen Betrieb

Anspruchsvoll war die Ausbildung – die aus einer Grundausbildung zum Elektroniker sowie einer innerbetrieblichen Ausbildung im Bereich der Leit- und Sicherheitstechnik besteht – jedoch nicht nur für die beiden Gesellen, sondern auch für die SWEG. »Den Ausbildungsberuf gibt es so nicht bei der IHK«, erläutert Bernd Röger, Ausbilder und Anlagenverantwortlicher der SSG, »weshalb das auch für uns als Betrieb Neuland war.« Externe Dienstleister mussten zur Wissensvermittlung mit einbezogen werden.

Hinter der ganzen Organisation steckten viel Aufwand, hohe Kosten und immer wieder Schwierigkeiten, das benötigte Ausbildungsmaterial zu beschaffen. »Und doch war unsere Entscheidung, die Ausbildung im Jahr 2021 in die eigenen Hände zu nehmen, die einzig richtige«, resümiert Bernd Röger. Denn heutzutage seien auf dem Arbeitsmarkt keine fertigen Fachkräfte mehr zu finden.

Noah Koch und Abdulhadi Dawish sind die ersten Azubis, die die neu aufgesetzte Ausbildung bei der SSG in Gammertingen abgeschlossen haben. Und sie sind die ersten fertigen Azubis der SWEG Schienenwege GmbH überhaupt. Drei weitere Lehrlinge bestreiten derzeit den gleichen Weg zum Elektroniker für Betriebstechnik.

Der Bedarf ist da, schließlich kümmert sich der württembergische Teil der SSG um ein 120 Kilometer langes Streckennetz. Langfristig werden sogar weitere Strecken das Netz vergrößern, zum Beispiel durch das Projekt zur Reaktivierung der Talgangbahn. Und auch die nächsten Unfallschäden sind irgendwann wieder zu reparieren. »Aber das dauert hoffentlich noch eine Weile«, so Noah Koch und Abdulhadi Dawish. (eb)

DIE SÜDWESTDEUTSCHE LANDESVERKEHRS-GMBH

Zug und Busverkehr in Baden-Württemberg

Die Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH (SWEG) ist ein Unternehmen mit Hauptsitz in Lahr/Schwarzwald, das in Baden-Württemberg und teilweise angrenzenden Gebieten Busverkehr im Stadt- und Überlandverkehr sowie Schienengüter- und Schienenpersonennahverkehr betreibt. Im Jahr 2018 ist die Verschmelzung der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) mit Sitz in Hechingen vollzogen worden. Seit dem Jahreswechsel 2021/2022 befindet sich auch die ehemalige Abellio Rail Baden-Württemberg GmbH, die jetzt als SWEG Bahn Stuttgart GmbH firmiert, unter dem Dach des SWEG-Konzerns. Bei der SWEG arbeiten fast 2.000 Menschen. Die SWEG Schienenwege GmbH ist eine Tochter-gesellschaft der SWEG GmbH. Sie betreibt die Eisenbahninfrastruktur auf verschiedenen Strecken in Baden-Württemberg auf einer Gesamtlänge von rund 210 Kilometern. Das Unternehmen beschäftigt 96 Mitarbeiter. (eb)