HOHENSTEIN-ÖDENWALDSTETTEN. Eines war von Anfang an klar: »Mir machet fei koi Comedy, wie so viele heit, die oft au gar net lustig sind. Mir machet Kleinkunscht.« Rums! Gleich die erste Ansage von Friedel Kehrer-Schreiber gab die Marschrichtung vor für den fast dreistündigen Mundartabend.
Und schon machte die resolute Bronnweilerin ihren Mitstreitern Sonja Schneider, ebenfalls aus Bronnweiler, Matthias Flad aus Dettingen/Erms sowie dem Reutlinger Roman Mangold so richtig Dampf. »Jetzt isch’s Siebene! I sag zu dene do hussa, ihr kennet jetzt nemme auf’s Scheißhäusle, jetzt isch’s Siebene jetzt fangt mir â«. Und schon gab es kein Halten mehr.
Die Gemeinde Hohenstein hatte am Sonntagabend in die Scheunenwerkstatt in Ödenwaldstetten zum »Kraut & Riaba-Abend« eingeladen. Allerdings wurde kein Eintopf serviert, sondern ein kunterbuntes Potpourri aus von den Künstlern selbst verfassten Liedern, Gedichten und deftigen Trinksprüchen. Alles in urschwäbischem Dialekt, queerbeet durch die Themenwelt und unter Einbeziehung des Publikums.
Lustige Prosa und Lyrik mit schwäbischen Begriffen
»Woher kommt eigentlich Kraut und Riaba«, fragte Mangold zu Beginn die Zuhörer und bekam prompt zur Antwort »ha vom Acker«. So sei es, es reiche halt, »wenn oi Gscheits drbei isch«, witzelte Kehrer-Schreiber. Und schon hatten die Protagonisten ihr Publikum für sich eingenommen.
Während Schneider lustige Prosa oder eine Reihe von alten schwäbischen Begriffen in Gedichtform rezitierte, »dia mr heit nemme so sait« – wie Schüttstoi, Sonndichshäs, Kandel, Lugabeitel und Muggafugg –, erkundigte sich Kehrer-Schreiber beim Publikum, woher es denn komme. »Aus Norddeutschland«, meinte ein Gast, und bekam zur Antwort: »Von do zu aus ins Schwobaländle, des war doch an Aufstieg.« Einem Lustnauer Zuhörer riet sie doch glatt, »mr kô au umziaha«. Und weil sie gerne politisiere, schimpfte sie über den Werbeslogan »The Länd«. »Für nix hoscht Du im Schwobaländle Geld, et für d’Schula, et für d’Strôßa, et für d’Kindergärta, aber für den Scheißdreck 21 Millionen.«
Auch nachdenkliche Töne
Roman Mangold gab seine eigenen Lieder zum Besten, in einem geht es etwa um das langjährige Verwenden von Utensilien oder Kleidung: »Den Begriff Nachhaltig, den hots do no net gea, dô send meine Eltra des scho gwea.« Auch machte er sich Gedanken über Schrittzähler-Apps oder auch über gutes Aufräumen: »Wenn de s’Zeig et nô duasch, wo’s nô ghert, nô isch’s net wo’s sei sott.« Matthias Flad meinte »s’isch reacht, dass es ieberall sotte und sotte gibt« und funktionierte den Louis Armstrong Hit »What A Wonderful World« einfach um zu: »Auf dr Alb isch’s halt schee«.
Doch die Interpreten hatten nicht nur Witziges und Lustiges im Gepäck, auch nachdenkliche Töne gab es zu hören. So etwa bei Mangolds Lied von der Rücksicht, Flads Rapsong »Mei Leba isch Musik« oder Kehrer-Schreibers »Wieder lauft mir d’Zeit drvo, ond i wett no so viel doa«. Die Zuhörer waren restlos begeistert und spendeten frenetischen Applaus.
Sie kenne Friedel Kehrer-Schreiber aus anderen Veranstaltungen, erklärte Carolin Zeller, die seit Eröffnung der ehemaligen Scheune als Veranstaltungsort für Kulturabende, Seminare und Feste für deren Belegung und Planungen zuständig ist. »Sie hat mir dann den Vorschlag zu einem Abend mit den ihr bekannten Künstlern gemacht«, berichtete sie. Dass der Abend so gut beim Publikum angekommen und mit einem Riesenbeifall bedacht worden ist, freute die ehrenamtliche Organisatorin sehr. »Die Scheunenwerkstatt wird zwar seit etwa vier Jahren für allerlei Events genutzt, aber sie soll natürlich noch bekannter werden.« (GEA)