Auch das Biosphärengebiet hat die Lichtverschmutzung zwischenzeitlich als großes Umweltthema entdeckt. Beeinflusst die Verschmutzung ja nicht nur den Nachthimmel, sondern auch die Lebewesen auf der Erde. Helles, weißes Licht lockt Insekten an, die an anderer Stelle fehlen, lenkt Zugvögel von ihren Flugrouten ab und beeinflusst sogar das Wachstum der Pflanzen, erklärt der Fachmann. Auch das Wohlbefinden der Menschen ist dadurch gefährdet: Beschrieben werden gesundheitliche Probleme und eine Störung des Tag-Nacht-Rhythmus.
Energie nicht verschenken
In Zeiten knapper Kasse und des Klimaschutzes sollte die Vermeidung von Lichtverschmutzung in einer fortschrittlichen Gesellschaft sowieso selbstverständlich sein, findet Engel: »Wir haben keine Energie zu verschenken.« Es gehe nicht darum, einfach die Lichter auszuschalten, aber um Qualität statt Quantität und möglichst hoher Effizienz. Laut einer neuen Studie »eines Nicht-Öko-Magazins«, wie Engel betont, könnten Städte und Gemeinden, deren Straßenleuchten oft noch aus den 60er-Jahren stammen, bis zu 400 Millionen Euro im Jahr einsparen. Falsch konzipierte Straßenbeleuchtungen steigerten durch Blendung das Unfallrisiko im Straßenverkehr.Lichtglocken über den Städten
Länder wie Slowenien oder Italien sind darin eindeutig weiter, weiß Engel. »Da gibt es bereits Gesetze zur Lichtverschmutzung.« In Deutschland gibt es nur noch ganz wenig Gebiete, in denen man einen dunklen Nachthimmel nebst Sternen sehen kann. »Unter anderem auf der Schwäbischen Alb«, zeigt Engel auf einer aktuellen Lichtverschmutzungs-Karte aus dem Weltall. »In der Gegend um den ehemaligen Truppenübungsplatz und der östlichen Richtung von Hayingen gibt es kaum Lichtverschmutzung«, erklärt er. Extrem hingegen sehe es über Ulm aus, wo nachts eine »gelbe Glocke über der Stadt hängt«.Das Projekt »Sternenpark Schwäbische Alb« hat sich nun zum Ziel gesetzt, durch Vermeidung von Lichtverschmutzung diesen letzten dunklen Nachthimmel zu erhalten. Auch als touristisches Alleinstellungsmerkmal, wie Engel betont: »Mögen Umweltschutz und Energieeinsparung eher sachliche Themen sein, so ist es gerade der Sternenhimmel, der die Menschen seit Jahrtausenden fasziniert, die Basis für die Erfindung des Kalenders ist und immer schon als wichtiges Navigationsinstrument galt - unterm Strich ist der Sternenhimmel ein historisch-kulturelles Erbe.« (GEA)
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