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Aktuell Militärgeschichte

Wegweiser durchs Alte Lager in Münsingen

Neue Gebäude- und Straßenkarte dokumentiert Gegenwart und Vergangenheit im Albgut

Die Königlich Württembergische Post mit ihrem Uhrturm wurde 1907 gebaut. Auch diese Info ist der neuen Karte übers Alte Lager zu
Die Königlich Württembergische Post mit ihrem Uhrturm wurde 1907 gebaut. Auch diese Info ist der neuen Karte übers Alte Lager zu entnehmen, die jetzt vorgestellt wurde. Von links: Annegret und Franz Tress mit Töchterchen Franziska, Münsingens Touristik-Chef Hans-Peter Engelhart, Verleger Wolfgang Wiedemann und Autor Joachim Lenk. FOTO: DEWALD
Die Königlich Württembergische Post mit ihrem Uhrturm wurde 1907 gebaut. Auch diese Info ist der neuen Karte übers Alte Lager zu entnehmen, die jetzt vorgestellt wurde. Von links: Annegret und Franz Tress mit Töchterchen Franziska, Münsingens Touristik-Chef Hans-Peter Engelhart, Verleger Wolfgang Wiedemann und Autor Joachim Lenk. FOTO: DEWALD

MÜNSINGEN. »Kennen Sie sich hier aus?« Das ist Joachim Lenk im Alten Lager immer wieder gefragt worden – von Leuten, die sich zwischen den vielen ähnlich aussehenden Ziegelbauten verlaufen hatten. Das muss künftig keinem mehr passieren: Lenk, Münsinger Journalist und Buchautor, hat zusammen mit dem Grafiker und Verleger Wolfgang Wiedemann eine Karte übers Albgut im Alten Lager herausgebracht. Sie weist nicht nur den Weg, sondern informiert auch über die großteils denkmalgeschützten Gebäude in der historischen Soldatenstadt.

Die eine Seite des Faltblatts ist eine Karte des rund 72 Hektar großen Geländes, in dem rund 150 große und kleine Gebäude stehen. Mit Nummern beschriftet sind all diejenigen, die aktuell genutzt werden. Die meisten davon haben in den vergangenen fünf Jahren eine neue Bestimmung bekommen: 2015 hat Franz Tress das Alte Lager gekauft und begonnen, es zur Tourismus-Destination Albgut weiterzuentwickeln. Seither haben sich Manufakturen und Museen angesiedelt. Weil die Entwicklung im Albgut dynamisch ist und laufend Neues hinzukommt, soll die Karte jährlich überarbeitet werden. Die in diesem Jahr geplanten Neuerungen – etwa das Rotwildgehege, das demnächst eröffnet werden soll – sind schon aufgenommen.

Historische Ansichten

Auf der Rückseite der Karte ist ein historischer Abriss zum Alten Lager zu finden, dessen Gründung sich in diesem Jahr zum 125. Mal jährt. Die ehemalige Truppenunterkunft aus dem späten 19. Jahrhundert ist heute Kulturdenkmal. »Das Alte Lager ist die einzige zusammenhängende Soldatensiedlung aus dem Kaiserreich, die sich erhalten hat. Bundesweit gibt’s nichts Vergleichbares«, betont Joachim Lenk, der sich beruflich seit vielen Jahren mit dem Lager und dem früheren Truppenübungsplatz beschäftigt.

Zahlreiche Bilder mit kleinen Textblöcken stellen die markanten Gebäude des Alten Lagers vor: Offiziersbaracken, Kaffee-Halle, Lager-Lazarett oder Hardt-Hotel. Dabei hat Lenk keine aktuellen Fotos gewählt, sondern historische Ansichtskarten, die meist aus den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts stammen. Das Überraschende: Die Häuser sehen heute noch aus wie damals, es hat sich kaum etwas verändert. »Man kann hier durchlaufen und meint, die Zeit sei stehen geblieben«, sagt Joachim Lenk. Solche Aussagen freuen Franz Tress, dem es genau darum geht. »Die historische Atmosphäre ist das Kapital des Albguts in der Zukunft«, sagt der Investor und Visionär, der den Besuchern hier ein »Land vor 100 Jahren« bieten möchte. Die neue Karte mit ihren vielen Details und Informationen zur Militärgeschichte sieht Tress deshalb auch als einen Beitrag dazu, das 125 Jahre zurückreichende historische Erbe des Alten Lagers zu erhalten. Auch die derzeit laufende Sanierung vieler Gebäude soll diesem Ziel dienen. Franz Tress nennt als Beispiel die Kapelle: »Zusammen mit dem Denkmalamt ist es uns gelungen, die historische Farbgebung zu ermitteln. Sie sieht neu aus wie damals.«

Was Franz Tress ebenso wie Joachim Lenk begeistert: Auch Kenner des Alten Lagers entdecken im weitläufigen Areal immer wieder noch Neues, sei es die völlig zugewachsene frühere Lazarett-Straße, die zum Militärhospital führte, sei es der originale Schachtdeckel aus dem Jahr 1916, der bei Umbauten ans Licht kam.

Zwei Stunden Spaziergang

Für die Arbeit an der Karte sind Lenk und Wiedemann alle Straßen im Alten Lager abgelaufen: »Da waren wir eineinhalb Stunden unterwegs.« Wer sich in die Geschichte der Siedlung vertiefen möchte, der sollte zwei Stunden Zeit mitbringen. Geöffnet ist das Albgut täglich, die Museen haben feste Öffnungszeiten, die Manufakturen sind derzeit sonntags geöffnet. »Wir haben tolle Konzepte fertig«, berichtet Annegret Tress von Plänen für die Zeit nach Corona, die der Umsetzung harren. So soll demnächst ein historischer Postbus Tagesausflügler vom Münsinger Bahnhof direkt ins Albgut befördern.

Dazu wird vor der Königlichen Post – dem von der Familie Tress betriebenen Bistro – eine historische Bushaltestelle eingerichtet werden. Übrigens genau an der richtigen Stelle, wie Joachim Lenk bestätigte: Hier hielt auch früher der Bus, der das Alte Lager mit der Welt draußen verband. »So schließt sich auch hier der Kreis«, meint Annegret Tress. (GEA)

 

www.albgut.de

 

KARTE ALTES LAGER

Die Gebäude- und Wanderkarte zum Albgut/Altes Lager ist im Wiedemann-Verlag in Münsingen erschienen. Zu haben ist sie im Albgut in der Königlichen Post, im Biosphärenzentrum, bei der Tourist-Info in Münsingen oder im Buchhandel. Außerdem kann der Faltplan beim Verlag bestellt werden. Die Karte kostet 6,90 Euro. (dew)

www.wiedemann-verlag.de