MÜNSINGEN. Bei diesem Thema war sichtlich »Druck auf dem Kessel«, wie Bürgermeister Mike Münzing schnell spüren konnte. Er schlug dem Gemeinderat vor, ihn zu beauftragen, in der Gesellschafterversammlung der Stadtwerke Münsingen der Anpassung des Wasserpreises zum Jahresbeginn 2025 zuzustimmen. Dafür stimmten 13 Gremiumsmitglieder, neun dagegen. Denn der Wasserpreis soll künftig von 2,93 Euro pro Kubikmeter auf 3,04 Euro pro Kubikmeter steigen. Münzing begründete die Neukalkulation der Stadtwerke mit gestiegenen Kosten, insbesondere der Bezugskosten bei den vier Zweckverbänden, den allgemeinen Kostensteigerungen im Bereich Löhne und Gehälter, bei Lieferungen und Leistungen sowie gestiegenen Zinsaufwendungen für Darlehen. Außerdem sei der Wasserabsatz trotz zunehmender Einwohnerzahl deutlich zurückgegangen.
Dies auch, weil in den vergangenen Jahren Investitionen zur Minimierung des Wasserverlusts getätigt wurden. »Wasser darf nicht zur Belastungsprobe der Stadtwerke werden«, machte Münzing deutlich. Es sei belegbar, dass die Preissteigerung unter der Preisentwicklung der zurückliegenden Jahre bleibe. Man wolle keine Gewinnmaximierung der Stadtwerke, sondern eine Abkehr von der verlustreichen Abwärtsspirale. Gemeinderat Adolf Lamparter rechnete vor, wie sich die bereits im vergangenen Jahr getätigte Erhöhung des Grundpreises auf die Gebühr mit rund 32 Prozent ausgewirkt habe. Die jetzige Erhöhung der direkten Gebühr sei nicht allein mit gestiegenen Kosten erklärbar. »Man kann gerne über Preiserhöhungen nachdenken, wenn Fakten vorgelegt werden, dass ein Verlust ohne Erhöhung eingefahren wird. Die SPD-Fraktion lehnt deshalb den Vorschlag mehrheitlich ab«, so Lamparter.
Mehr Einblicke in Finanzen der Stadtwerke
Auch Dr. Gerhard Schnitzer von den Liberalen wünschte sich künftig mehr Informationen und Einblicke in die Finanzen der Stadtwerke. »Wir können nicht allein aufgrund des Hinweises, dass die Kosten steigen, einer Erhöhung des Wasserpreises zustimmen«, sagte Schnitzer. Von einem »komplett falschen Konstrukt« sprach Jochen Klaß von der SPD. »Das Gremium muss einen Weisungsbeschluss fassen und eine Entscheidung treffen, das ist ein Witz«. Entweder jene Vertreter aus dem Gemeinderat im Aufsichtsrat der Stadtwerke entscheiden, oder man bekomme Zahlen und Fakten auf den Tisch gelegt. Bürgermeister Münzing machte deutlich, dass im Fall von Verlusten die Stadt die finanziellen Folgen zu tragen habe. »Ich würde die Empfehlung zur Erhöhung des Wasserpreises nicht einbringen, wenn es nicht notwendig wäre«, verteidigte er und sprach von einer Pflichtaufgabe hinsichtlich Daseinsvorsorge und Kostendeckung. Gleichzeitig versprach er mehr Transparenz von Seiten der Stadtwerke bei künftigen Preisfestlegungen.
Andreas Kloker von den Liberalen brachte die deutlichen Preisunterschiede zu Nachbargemeinden ins Spiel: »Wie kann es sein, dass diese Wasser für 1,59 Euro pro Kubikmeter anbieten können?« Münzing verwies auf die stetigen Investitionen, die Münsingen als Flächenkommune mit einem über 460 Kilometer langen Kanalnetz in Wasser und Abwasser tätige. »Ich bin gespannt, wie andere Kommunen, die die Herausforderungen nicht erkennen, künftig mit Problemen umgehen. Man kann nicht über 20 Jahre auf jegliche Eigenkontrollverordnung und Befahrung der Kanäle verzichten. Irgendjemand muss irgendwann die Rechnung bezahlen«. Die Stadt sei bemüht, die rechtlichen Bestimmungen und die Versorgung sicherzustellen, dies gelte auch für die Abwasserbeseitigung. In den Jahren 2023 und 2024 wurden 3,14 Euro pro Kubikmeter für Schmutzwasser und 0,26 Euro pro Quadratmeter für Niederschlagswasser bezahlt.
Erhebliche Gebührensteigerung
Die aktuelle Abwassergebührenkalkulation hat für die Jahre 2025 und 2026 eine deutliche Erhöhung der Schmutzwassergebühr auf 4,26 Euro pro Kubikmeter und der Niederschlagswassergebühr von 0,32 Euro pro Quadratmeter ergeben. Dies entspricht einer erheblichen Gebührensteigerung, der Landesdurchschnitt liegt für Schmutzwasser bei 2,24 Euro/Kubikmeter und für Niederschlagswasser bei 0,52 Euro/Quadratmeter. Doch allein in den nächsten beiden Jahren werden insgesamt rund 6,1 Millionen Euro in die Anschaffung, Herstellung und Sanierung der Abwasserbeseitigung investiert. Dies ist laut Münzing notwendig, um die Infrastruktur dauerhaft zu erhalten und die Versorgungssicherheit für nachfolgende Generationen zu gewährleisten. Außerdem werden die gebührenfähigen Kosten von rund 2,43 Millionen Euro im Jahr 2023 auf insgesamt 3,11 Millionen Euro 2025 steigen. Gleichzeitig ging der Wasserbezug von 650.000 auf 620.000 Kubikmeter zurück. Der Erhöhung der Abwassergebühr wurde einstimmig zugestimmt. (GEA)