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Wasser marsch: Läuft am Lauchertbrunnen in Willmandingen

Ein echtes Unikat in Willmandingen: Brunneneinweihung im Rahmen des Kirchengemeindefestes

Der neue Lauchertbrunnen in Willmandingen: Den Testlauf hat er bestanden. Am Sonntag wird er enthüllt.  FOTO: FISCHER
Der neue Lauchertbrunnen in Willmandingen: Den Testlauf hat er bestanden. Am Sonntag wird er enthüllt. FOTO: FISCHER
Der neue Lauchertbrunnen in Willmandingen: Den Testlauf hat er bestanden. Am Sonntag wird er enthüllt. FOTO: FISCHER

SONNENBÜHL-WILLMANDINGEN. Einen Brunnen wird es unten in der Lauchertstraße vis-à-vis der Kirche in der Willmandinger Ortsmitte schon seit Ewigkeiten gegeben haben. Doch seit etwa vier Jahren plätscherte es dort nicht mehr fröhlich vor sich hin. Nun aber hat Willmandingen wieder einen Brunnen an alter, historischer Stelle. Am Sonntag wird er offiziell eingeweiht. Ob alles funktioniert wie geplant, wurde am Donnerstag vorher extra getestet. Ergebnis: Läuft.

In der Festschrift »1200 Jahre Willmandingen« von 1972 ist eine historische Abbildung abgedruckt, die die St.-Gallus-Kirche zeigt. Sie datiert von 1903, darauf zu sehen ist auch ein Brunnen an der gleichen Stelle wie der neue Lauchertbrunnen heute, ebenso wie ein Foto, auch aus dem Jahr 1903, mit dem Brunnen und dem Gasthaus Adler, im Hintergrund die im Bau befindliche »neue« Kirche. Damals nutzten Bauern ihn als Viehtränke, auf dem zweiten Foto stehen mit Fässern beladene Fuhrwerke an dem Wasserspender. Die erste Hauswasserversorgung erhielt Willmandingen erst 1911, Strom gab’s ab 1913. Also wurde bis dahin fleißig aus dem Dorfbrunnen geschöpft.

Einst aus Quelle gespeist

Gespeist wurde der Brunnen, so berichtet es Ortsvorsteher Heinz Hammermeister, aus der Lauchertquelle oberhalb des Ortes. Dazu wurden Holzleitungen, sogenannte Teuchel, bis hinunter zum Wasserspender in der Ortsmitte verlegt, die tatsächlich auch gefunden wurden, als die Lauchertstraße gerichtet wurde. Der neue Brunnen wird nicht mehr aus dieser Quelle gespeist, deswegen heißt er auch nicht mehr wirklich Lauchert-, sondern ist nun Dorfbrunnen. Und zwar ein schicker, schnörkelloser, moderner und zeitloser, beschreibt Hammermeister. Der Ortsvorsteher und der Ortschaftsrat haben sich mit Planer Jochen Goller zu mehreren öffentlichen Sitzungen getroffen und die Gestaltung entwickelt. Für Goller Neuland, wie er sagt. Der Diplom-Ingenieur vom Büro Reik war dennoch ein perfekter Partner für die Willmandinger, denn er hat auch die Ortsmitte geplant. Und so passt der Brunnen gestalterisch und farblich perfekt ins gesamte Ensemble, zu Betonpflaster, Parkplatzabgrenzungen, Bushaltestellen und Pflanztrögen.

Im Gegensatz zu allen Vorgängerbrunnen – die beiden jüngsten wurden vor etwa 30 Jahren und vier Jahren durch Unfälle zerstört – besteht der neue nicht mehr aus einem aus einem Stein gehauenen Trog, sondern aus Einzelteilen aus grauem Beton.»Diesen Brunnen gab es nicht von der Stange«, sagt Jochen Goller. Aus einer Säule mit breiter Schütte fließt das Wasser heraus, sieben bis acht Kubikmeter ergießen sich pro Stunde in das Becken, das 360 Liter fasst. Ist es voll, fließt das Wasser über einen Überlauf und noch etwa einen halben Meter durch eine gepflasterte Rinne. Eine Einladung für Kinder, mit den Füßen darin zu planschen. Der Clou: Bei Dämmerung und Dunkelheit tauchen integrierte Leuchten an der Schütte und im Trog das Nass in goldenes Licht. Für Aufenthaltsqualität an dem kleinen Platz vor einer Hainbuchenhecke sorgen eine Sitzgelegenheit aus Holz auf dem Brunnen und eine Bank.

Der Kreislauf funktioniert

Am Donnerstag wurde die Technik einem Testlauf unterzogen. Gespeist wird der Brunnen über das Trinkwassernetz – aber Vorsicht: Trinken sollte man nicht davon. Eine Pumpe transportiert das Wasser hinauf, was aus dem Becken und durch die Rinne läuft und im Boden verschwindet, landet in einem Schacht, in dem sich Schwebeteile und Verunreinigungen absetzen können, dann geht’s zurück in den Pumpenschacht, und der Kreislauf beginnt von vorn. Ein integrierter Schwimmer sorgt dafür, dass immer genügend Nachschub vorhanden ist und es auch einen Puffer für Regenwasser gibt. Die Herstellungskosten für den Brunnen betragen circa 22.000 Euro ohne Planungskosten.

Mit dem Ergebnis waren am Donnerstag alle zufrieden – Ortsvorsteher, Bürgermeister, Ortsbaumeister, und auch Pfarrer Normann Grauer kam dazu: »Kompliment, sehr schön, gefällt mir«, sagte er.

Wasser als zentrales Symbol

Der Brunnen liegt zwischen Gemeindehaus, Pfarrscheune und St.-Gallus-Kirche. Im Christentum ist Wasser ein zentrales Symbol, und so hat die Kirchen- den Vorschlag der weltlichen Gemeinde gern aufgenommen, die Brunneneinweihung in ihr Gemeindefest am Sonntag, 1. Oktober, einzubinden. Die untere Lauchert-straße und der gegenüberliegende Parkplatz werden dafür gesperrt. Der Gottesdienst beginnt um 10 Uhr in der Kirche, danach geht’s um 11 Uhr raus zum Wasserspender, dort soll es nach der Einweihung, die der Posaunenchor begleitet, ein Fest der Begegnung geben.

Geplant sind viele Aktionen, es gibt Mittagessen, Kaffee, Kuchen und – passend – einen Schokobrunnen, einen Jugendtreff mit Cocktailbar in der Pfarrscheune, Spiel- und Bastelangebote, ein Quiz und eine Wasserstafette, ein großes Bodenbild wird gemalt. »Wir haben den Brunnen schwer vermisst«, sagt der Pfarrer. So mancher Willmandinger wird gedacht haben, dass es nie wieder einen Wasserspender geben wird, das Projekt hat sich lang hingezogen. Die vielen Ortschaftsratssitzungen haben sich am Ende aber gelohnt, davon ist Heinz Hammermeister überzeugt. (cofi)