HOHENSTEIN. Die Hohensteiner werden nicht weniger, sondern mehr: Diese erfreuliche Nachricht überbrachte Beatrice Vermeij-Böhm den Gemeinderäten. Die im Rathaus unter anderem für Bildung und Betreuung zuständige Fachfrau legte Zahlen zur Bevölkerungsstruktur vor, hielt die Angebote für Familien dagegen und zeigte auf, wo in Sachen Kinderbetreuung Handlungsbedarf besteht.
Derzeit leben 373 Familien in Hohenstein, im Schnitt haben sie 1,9 Kinder. Von den insgesamt 3.849 Bürgern (Stand 9. August 2024) sind 710 zwischen null und 17 Jahre alt, das entspricht rund 18,5 Prozent. Damit liegt Hohenstein leicht über dem Landesschnitt von 18,2 Prozent und deutlich über dem Bundesmittel von 17,7 Prozent.
Für Kinder unter drei Jahren hat die Gemeinde eine eigene Einrichtung geschaffen: Im »Sternenstübchen« in Meidelstetten können bis zu zehn Kinder montags bis freitags zwischen 7 und 13 Uhr betreut werden. Hinzu kommen sechs Plätze im katholischen Kindergarten in Oberstetten sowie zehn bis 15 im »Tiger-Nestle«, das in Räumen des Kindergartens Tausendfüßler in Ödenwaldstetten untergebracht ist. Inklusive weiterer Angebote durch Tagesmütter kann Hohenstein 36 bis 39 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren anbieten, in Anspruch genommen werden derzeit 28.
Personalengpässe sind gelöst
Da ist also noch etwas Luft, der Bedarf an institutioneller Betreuung steige allerdings kontinuierlich, so Beatrice Vermeij-Böhm. Deshalb verfolgt die Gemeinde schon seit Längerem den Plan, eine weitere U3-Gruppe am Bildungs- und Betreuungscampus einzurichten, der an der Hohensteinschule entsteht. Dort laufen Sanierungsarbeiten, die Krippe wird voraussichtlich im Jahr 2026/27 in Betrieb genommen.
Für die 156 Hohensteiner Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren gibt es Einrichtungen in allen fünf Ortsteilen mit unterschiedlichen Öffnungszeiten und Betreuungsmodellen. Insgesamt 179 Plätze stehen zur Verfügung, besetzt waren zum Stichtag 31. Juli dieses Jahres 173 – hier wird es also knapp: »Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze«, so Vermeij-Böhm. Komplett oder so gut wie voll sind die Einrichtungen in Oberstetten und Ödenwaldstetten. Meidelstetten ist – mit Genehmigung vom Jugendamt – sogar leicht überbelegt. Ein bisschen Spielraum gibt’s in Bernloch mit fünf freien Plätzen.
Am entspanntesten ist die Lage in Eglingen, wo 27 von 37 Plätzen belegt sind. Diese Tatsache macht sich die Gemeinde nun zunutze, um kurzfristig umzuschichten: In Ödenwaldstetten werden in den nächsten drei Jahren ungewöhnlich viele Kinder in den Kindergarten kommen. Geprüft wurden verschiedene Optionen, um den Engpass zu schultern, die Lösung ist die geringe Auslastung in Eglingen aufgrund der sinkenden Kinderzahlen. Die halbe Gruppe in Eglingen, die nicht gebraucht wird, wird Ödenwaldstetten zugeschlagen. Mit der Personalressource wird das Team in Ödenwaldstetten verstärkt, auch räumlich sind genügend Kapazitäten da: Die Wohnung im Dachgeschoss wird vorübergehend mit genutzt. Wenn das Landesjugendamt den Antrag der Gemeinde auf Betriebserlaubnis genehmigt, kann die Kleingruppe ab Ende 2024 Kinder aufnehmen.
20 neue Ganztagesplätze für Kinder ab drei Jahren
Eine dauerhafte Lösung wird – wie auch im U3-Bereich – im Bildungs- und Betreuungscampus Hohensteinschule geschaffen. Dort sollen ab 2026/27 dann 20 Ganztagesplätze für Kinder zwischen drei und sechs Jahren angeboten werden. Insgesamt investiert die Gemeinde 1,2 Millionen Euro in den Umbau des ehemaligen Schulgebäudes in einen Kindergarten mit Krippe. Gut angelegtes Geld, so Bürgermeister Simon Baier: »Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird immer mehr Thema – nicht nur im städtischen Bereich.«
Nachdem die Personalsituation im Kindergartenjahr 2023/24 in allen Einrichtungen schwierig war, hat sich die Lage entspannt, berichteten Vermeij-Böhm und Baier. Alle Stellen inklusive Leitungspositionen konnten inzwischen nachbesetzt werden. Außerdem bildet die Gemeinde Hohenstein selbst Fachkräfte in ihren Einrichtungen aus. (ma)