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Was 20 Mofafahrer auf ihrer Fahrt von der Alb zum Timmendorfer Strand erlebt haben

Eine Abenteuerreise der besonderen Art: 20 Mofafahrer von »Rad der Zeit« in Auingen machten bei ihrer Fahrt zum Timmendorfer Strand eindrucksvolle Erfahrungen.

Glücklich und ohne Verluste angekommen am Timmendorfer Strand.
Glücklich und ohne Verluste angekommen am Timmendorfer Strand. Foto: Markus Flammer
Glücklich und ohne Verluste angekommen am Timmendorfer Strand.
Foto: Markus Flammer

MÜNSINGEN. Die Mofas vollgetankt, geschmiert und geölt, das Begleitfahrzeug vollgepackt mit Wechselkleidung, Proviant und Schokolade, die Teilnehmenden bestens gelaunt und hoch motiviert: So wurde an Himmelfahrt bei der Avia-Tankstelle in Kniebis gestartet, um auf große Fahrt zu gehen. 1.247 Kilometer lagen vor den 13 Mofa-Freunden und sieben Mitarbeitenden von Veit Senner, der in Auingen Mofa-Fahrten über die Alb anbietet und damit großen Erfolg hat.

Veit Senner und Katja Spinnler berichten begeistert von ihrer Mofafahrt zum Timmendorfer Strand.
Veit Senner und Katja Spinnler berichten begeistert von ihrer Mofafahrt zum Timmendorfer Strand. Foto: Maria Bloching
Veit Senner und Katja Spinnler berichten begeistert von ihrer Mofafahrt zum Timmendorfer Strand.
Foto: Maria Bloching

Zum ersten Mal sollte nun also eine zehntägige Langstrecke bewältigt werden, genauso, wie es der Film »25 km/h« aus dem Jahr 2018 vorgemacht hatte. An den ersten zweieinhalb Tagen wurde die Gruppe sogar von SWR-Moderator Harry Röhrle begleitet, der sein ganz persönliches Mofa-Abenteuer filmisch festgehalten und es schließlich auch ausgestrahlt hat. Mofa-Fahrer Markus Flammer sorgte während der gesamten Fahrt dafür, dass die Daheimgebliebenen die Tour auf Instagram eindrucksvoll miterleben konnten. »Es ging uns nicht bloß darum, Mofa zu fahren, sondern die Gemeinschaft der Gruppe zu erleben und die Gegenden entlang der Strecke kulturell kennenzulernen«, sagt Senner. Diesem Anspruch sind die Teilnehmenden auf jeden Fall gerecht geworden.

Gruppe erregt Aufsehen

Überall dort, wo sie mit ihren knatternden Vehikeln durchgefahren sind, haben sie Aufsehen erregt: in Berlin, als sie ganz spontan am Paul-Löbe-Haus vorfuhren, um den Bundestagsabgeordneten Michael Donth zu besuchen, oder auch in einem kleinen Ort in Mecklenburg-Vorpommern, als sie auf der Suche nach einer Toilette bei der bekannten Kinderbuchillustratorin Julia Ginsbach Hilfe fanden. »Ohne Mofa wäre all das so nie passiert«, ist Tourleiterin Katja Spinnler überzeugt. Alles war im Vorfeld perfekt geplant gewesen, rund 100 Kilometer wurden pro Tag eingeplant. »Wir haben aber sehr schnell festgestellt, dass wir eine Bruttorechnung und eine Nettorechnung brauchen«, so Spinnler. Die ausgewählte Navigationsroute sei für Rennräder ausgelegt gewesen und konnte nicht immer wie vorgesehen gefahren werden. Außerdem musste man stets die »Mofazeit« im Auge haben.

Halt am Brandenburger Tor bei der Fahrt durch Berlin.
Halt am Brandenburger Tor bei der Fahrt durch Berlin. Foto: Markus Flammer
Halt am Brandenburger Tor bei der Fahrt durch Berlin.
Foto: Markus Flammer

»Die Gruppe schaute im Voraus, wo eine Pause eingelegt und wo etwas angeschaut werden kann. Da war es aber nicht immer möglich, die normale Zeitrechnung anzuwenden«. Denn »schnell« mal einen Abstecher zu machen, kann in Mofazeit locker eine zusätzliche Stunde bedeuten. Und da der Tag eng getaktet und die Übernachtungsmöglichkeiten gebucht waren, galt es, einen gewissen Zeitrahmen einzuhalten. »Durch Berlin brauchten wir drei Stunden, aber wir kamen problemlos dank der vielen Radwege durch. Stuttgart war mit vielen ungeduldigen Leuten wesentlich schlimmer«, erzählt Veit Senner.

Viele bewegende Momente

Und natürlich gab es auch Pannen, wie etwa gleich drei Kupplungsdefekte wegen Materialermüdung innerhalb kürzester Zeit. »Unsere Schrauber haben dann nachts in einer Tiefgarage vier Stunden lang Kupplungen gewechselt«. Einen bestimmten Höhepunkt zu benennen, sei schlichtweg unmöglich: »Es gab sehr vieles, das uns emotional bewegt hat«. Unter anderem die Begegnung mit dem Drehbuchautor des Films »25 km/h« Oliver Ziegenbalg in Berlin, der sehr gerührt war und es nicht fassen konnte, dass sein Film diese Fahrt angestoßen hatte. »Wir sind nicht bloß wie verrückt durch die Republik gefahren, sondern haben uns unterschiedliche Gegenden angeschaut«, so Senner. Ihm war es wichtig, mit dem Projekt eine Botschaft zu senden: »Wenn man etwas wirklich will und Leute hat, die zusammenhalten, kriegt man es auch hin. Das fehlt derzeit in diesem Land, wir haben zu viele Zögerer und Zauderer«.

Für Katja Spinnler und alle anderen Teilnehmenden, die von einem großen Pool regionaler Sponsoren unterstützt wurden, waren es zehn Tage voller Abenteuer und schöner Erfahrungen. Und auch wenn es hier und da einige Druckstellen am Allerwertesten gab: »Niemand hat abgebrochen, alle konnten jeden Tag in den Sattel steigen und mitfahren«. Das schöne Wetter habe beflügelt, die gemeinsame Fahrt und die gemütlichen Abende schweißten zusammen. In Franken kam sogar ein Bürgermeister in die Gastwirtschaft und setzte sich zur Gruppe. Und am Timmendorfer Strand wurde sie am Pfingstsonntag mit allen Ehren und mit Gastgeschenken samt Ehrenurkunde von der Touristinfo empfangen.

Es geht nochmal nach Timmendorf

Am kommenden Mittwoch, 29. Mai, ist Katja Spinnler mit einem weiteren Tourteilnehmer auf dem Roten Sofa der Landesschau um 19.15 Uhr zu Gast, um über diese besondere Reise zu sprechen. Denn sie soll der Anfang einer Serie sein: »Nächstes Jahr geht es nach Rimini, die Tour ist bereits ausverkauft. Und 2026 fahren wir über Pfingsten wieder nach Timmendorf, allerdings auf der Westroute«, erklärt Veit Senner. Was als Einmaligkeit gedacht war, wird also Fortsetzung finden: »Weil´s einfach Spaß macht«. (GEA)