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Würtinger Seifenkistenrennen: Kühne Fahrer auf fliegenden Kisten

Beim Würtinger Seifenkistenrennen am Steigle war das internationale Feld stark gefordert.

Voller Einsatz auf der anspruchsvollen Strecke.  FOTOS: SCHANZ
Voller Einsatz auf der anspruchsvollen Strecke. Foto: Steffen Schanz
Voller Einsatz auf der anspruchsvollen Strecke.
Foto: Steffen Schanz

ST. JOHANN. Das Würtinger Seifenkistenrennen am Steigle war am Wochen-ende wieder international besetzt. Die gut 700 Meter lange Strecke mit 62 Höhenmetern hat es mit ihren Kurven und dem beachtlichen Gefälle in sich. Sie erfordert von den 75 Rennfahrern aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Tschechien Lenkgefühl und Wachsamkeit. »Das ist das Highlight des Jahres, so eine Abfahrt gibt es nirgends. Es ist mit eines von den schönsten Rennen«, steht für Gustav Lackner fest.

Der Tischler aus der Steiermark fährt im Team »Bluestars«, hat seinen ausgefallenen Einsitzer mit Außenspiegel selbst gebaut und schwärmt vom »bissle gefährlichen, viertägigen Urlaub auf der Alb«. Sie seien zum zehnten Mal dabei und immer willkommen. »Man kennt sich, hilft einander aus, tauscht sich aus, wie in einer großen Gemeinschaft. Es passt alles.« So sieht es auch der Pfälzer Peter Göck. Er ist immer auf Nachwuchssuche für seinen Club und hat einige Talente in der Mannschaft für den Trip auf die Alb begeistert. Auch sie sind mit Gefährten der Marke Eigenbau unterwegs, mit Oldtimernachbauten wie dem legendären Silberpfeil, dann Bugatti und Maserati. Den beabsichtigte Nico Eckert als Rennwagen zu fahren, was allerdings an seiner Größe scheiterte und er auf das längere Mercedes-Grand-Prix-Modell umsteigen musste. »Das macht riesig Spaß und der steht auch im Vordergrund. Obwohl, einen Preis nehme ich gerne mit«, lacht er zusammen mit seinem Kollegen der »Pfälzer Rennbuwe« Max Bloch. Sie fahren in der Seifenkiste Offene Klasse Einsitzer, andere fallen mit einfallsreichen Zweisitzern auf, mit Rennbobby’s mit geteilter oder ungeteilter Karosserie, Original Bobbycars oder vergnügen sich in der Funklasse.

Anspruchsvolle Strecke

Die 17 Teilnehmer von sechs bis 16 Jahren absolvierten eine verkürzte Strecke bis zum Sportplatz. Auch für sie galten die Voraussetzungen wie Schutzkleidung und fahrtüchtige Mobile. Rippenschutz inklusive gilt für die Cart-Fahrerin Nele Wollny aus Thüringen. Ihr Großvater habe sie für diesen Sport gewinnen können und sie sei da reingewachsen. »Die Strecke ist abwechslungsreich und schmal gehalten, also ganz schön anspruchsvoll«, signalisiert der Teenie. Die ganze Familie begleitete sie und Mama Ines gestand, dass sie bei allen Rennen aufgeregt und ihr nicht immer ganz wohl dabei sei.

Für die Skeleton-Athleten ist Schutzausrüstung verstärkt gefordert. Sie rasen mit dem Kopf voraus, ungeschützt auf drei Rädern, die unter der auf Stahlrohr montierten, bearbeiteten Glasfaserplatte angebracht sind, die Piste hinab und erreichen damit Geschwindigkeiten von über 70 Kilometer pro Stunde. »Das ist ein besonderer Nervenkitzel mit sehr viel Adrenalin«, versichert Sascha Kitsch. Er hat den 1. Deutschen Meistertitel 2019 in seiner Kategorie im Speeddown geholt und seinen siebzehnjährigen, amtierenden Deutschen Meister und Cousin Luca Kitsch mit im Team. Auch bei ihm ist die Verwandtschaft in diesem Rennsport aktiv, baut eigene Modelle und bestreitet Wettbewerbe.

Nervenkitzel pur

»Viele Teilnehmer nutzen die Abfahrt hier als Vorbereitung und Generalprobe für die Europameisterschaft in Belgien in zwei Wochen«, weiß Lucas Vater Horst Kitsch. »Mit schnellen Passagen und engen Kurven weist sie eine vergleichbare Charakteristik vor wie die Strecke in Bellevaux.« Er ist Vizevorsitzender im »Soifa-Bobby-Club St. Johann« und die 45 Mitglieder richten mit Unterstützung anderer Vereine das begehrte Event aus. Und das jährlich seit ihrer Gründung 2005. Inzwischen sind sie routiniert und wissen, worauf es ankommt. Rund 15 Tonnen Material werde allein für die Streckensicherung verbaut. »Sicherheit steht bei uns an erster Stelle und ein DRK-Fahrzeug ist während des Rennbetriebes immer einsatzbereit vor Ort.«

Zu Beginn des Rennens unterschätzen einige Fahrer gleich die erste Kurve und landen im Reifenstapel. Und egal wie die Modelle aussehen, Lenkung und Bremsen müssen funktionieren, keiner darf sich verletzen, stellt Kitsch sicher. »Das ist unser Prädikat: Schönes Rennen mit viel Konkurrenz.« (GEA)