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Aktuell Geschichte

Von der Mühle zur Turbine

In Wimsen werden künftig Führer den Besuchern Einblicke in die Geschichte geben. Mit einem Seminar ist die Ausbildung angelaufen

Am Modell erläutert Rainer Loose (Dritter von links) den angehenden Mühlenführern Funktion und Ausstattung einer Getreidemühle.
Am Modell erläutert Rainer Loose (Dritter von links) den angehenden Mühlenführern Funktion und Ausstattung einer Getreidemühle. FOTO: THUMM
Am Modell erläutert Rainer Loose (Dritter von links) den angehenden Mühlenführern Funktion und Ausstattung einer Getreidemühle. FOTO: THUMM

HAYINGEN-WIMSEN. Bis zu 20 Getreidemühlen, dazu Öl-, Gips-, Papier- und Sägemühlen wurden zu Hochzeiten zwischen Ehrenfels und Zwiefaltendorf gezählt. Ab 1900 ersetzten Turbinen die zunehmend unrentablen Mühlräder, soweit sie nicht ganz stillgelegt wurden. Menschen machen sich die Wasserkraft seit gut 2 500 Jahren zunutze, und auch die Benediktiner wussten um die Vorzüge dieser Technik. 1089, im Jahr der Gründung des Klosters Zwiefalten, wurden dem Kloster sechs Höfe und zwei Mühlen als Geschenk übergeben. Wenig später gehörte der ganze Ort zum Kloster.

Lukratives Mühlenmonopol

Diese und weitere Details zur Geschichte und zur wirtschaftlichen Bedeutung der Mühlen und Wasserkraftwerke erfuhren sechs Interessierte in einem Seminar für künftige »Mühlenführer«. Nach den Erfahrungen des Zwiefalter Geschichtsvereins und Gastronom Daniel Tress vom historischen Gasthof in Wimsen gibt es eine ganze Reihe von Nachfragen zu diesem Themenbereich. Ein Fachmann für landwirtschaftliche Themen, Professor im Ruhestand Rainer Loose, übernahm die Einweisung.

Er informierte seine Gruppe über das Mühlenbannrecht, das dem Grundherrn das Monopol zum Betreiben von Mühlen sicherte und die Untertanen verpflichtete, ihr Getreide ausschließlich dort mahlen zu lassen. Verstöße wurden bestraft. Die fehlende Konkurrenz verhalf den Bannmüllern zu gleichbleibenden Einkünften. Den Müllern stand als Mahllohn auch ein bestimmter Anteil des abgelieferten Korns zu. Diese Regelung brachte viel Konfliktpotenzial mit sich. Qualität und Reinheit des Getreides und des Mehls waren zudem nicht immer befriedigend. Das Mehl war nur begrenzt haltbar. Für das Kloster war der Handel mit Getreide indes sehr attraktiv. Über Botendienste wurden die aktuellen Preise regelmäßig in Erfahrung gebracht. Die Getreidelager wurden gut überwacht.

Im Obergeschoss der Bannmühle Wimsen, heute Kulturdenkmal, sind Modelle einer Getreidemühle, Sägemühle und Hammerschmiede aufgebaut und mit guten Beschreibungen versehen.

Mühlenwege in Vorbereitung

Das Bannrecht wurde 1848 aufgehoben, damit war der Weg frei für wirtschaftlichere Modelle. Als Beispiel dafür zog Rainer Loose die ehemalige Getreidemühle, die äußere Mühle in Zwiefalten, als Beispiel heran. Baulich einer amerikanisch-englischen Kunstmühle nachem-pfunden, brachte sie viele Vorteile. Gebaut in einer Holz- und Metallkonstruktion wurde immer noch ein Antrieb über ein Wasserrad verwendet. Auf den fünf Stockwerken wurden aber bereits ein Elevator, eine Windfege und viel bessere Mühlsteine benutzt. Das Ergebnis war eine deutlich bessere Qualität in bis zu sechs Stufen. Diese Mühle war bis 2010 in Betrieb, aber schon 1950 umgebaut worden. Heute wird damit über eine Turbine elektrischer Strom produziert.

Wieder zurück in Wimsen wurden Vorarbeiten für verschiedene Varianten von Mühlenwanderungen diskutiert. Nach einem zweiten Teil der Einweisung der Mühlenführer werden voraussichtlich in zwei bis drei Monaten attraktive Mühlenführungen angeboten, Details folgen. Seit Ende März ist die Wimsener Höhle wieder für Führungen geöffnet, und auch die Wimsen-Gastronomie bewirtet wieder Besucher. (GEA)