Logo
Aktuell Kunst

Vier Künstler stellen in Sonnenbühl aus

Das hat's so in der Alten Schule in Undingen noch nicht gegeben: Vier Künstler stellen dort aus, zwei davon sind extra aus dem Ausland angereist. Die Galerie wird zu ihrem »Treffpunkt«, so der Titel der Ausstellung von Bedriye Caliskan, Iva Proschniewski, Mustafa Albayrak und Tolga Boztoprak.

Bedriye Caliskan, Iva Proschniewski, Tolga Boztoprak und Mustafa Albayrak stellen gemeinsam in der Alten Schule in Undingen aus.
Bedriye Caliskan, Iva Proschniewski, Tolga Boztoprak und Mustafa Albayrak stellen gemeinsam in der Alten Schule in Undingen aus. Foto: Cordula Fischer
Bedriye Caliskan, Iva Proschniewski, Tolga Boztoprak und Mustafa Albayrak stellen gemeinsam in der Alten Schule in Undingen aus.
Foto: Cordula Fischer

SONNENBÜHL. Koffer voll Bilder haben Tolga Boztoprak und Mustafa Albayrak aus der Türkei mitgebracht, die sie jetzt im Kunsthaus Alte Schule zeigen. Initiiert hat die Gemeinschaftsausstellung die Reutlinger Künstlerin Bedriye Caliskan, die die beiden befreundeten Künstler aus der Türkei kennt und eingeladen hat. Außerdem hat sie noch Iva Proschniewski mit ihren Keramik-Objekten und einer Sound-Installation gewinnen können.

Bedriye Caliskan greift Ornamente der turkmenischen Nomadenkultur in ihren Bildern auf.
Bedriye Caliskan greift Ornamente der turkmenischen Nomadenkultur in ihren Bildern auf. Foto: Cordula Fischer
Bedriye Caliskan greift Ornamente der turkmenischen Nomadenkultur in ihren Bildern auf.
Foto: Cordula Fischer

Bedriye Caliskan zeigt Arbeiten zu einem Thema, das sie seit Jahrzehnten gefangen nimmt. Die Ornamente der turkmenischen Nomadenkultur. Dekorative Elemente von Schmuck, Textilien und Möbeln vergangener Jahrhunderte hat sie separiert, reduziert, vergrößert, verwendet sie als Versatzstücke und Symbole. Das Handwerk früherer Epochen fasziniert sie. Malerisch setzt sie diese Kunst mit unterschiedlichen Materialien um. Rost, Blattgold, Sand, Marmor- und Betonmehl, das getrocknet die Bildoberfläche mit einem Krakelee überzieht. Dabei entstehen aus vorgegebenen Mustern neue Strukturen und Verknüpfungen, sie heben sich in der Fläche auf und verflechten sich neu.

Objekte von Iva Proschniewski aus Tonschnüren.
Objekte von Iva Proschniewski aus Tonschnüren. Foto: Cordula Fischer
Objekte von Iva Proschniewski aus Tonschnüren.
Foto: Cordula Fischer

Iva Proschniewski präsentiert neben Keramik auch eine Sound-Installation. Thema: Das Meer. Besucher sind eingeladen, auf einer Bank Platz zu nehmen, die einer Woge gleicht und mit Kachelstücken in Ozeanfarben besetzt ist, und einem von mehreren Personen eingesprochenen Gedicht mit hinterlegter Sound-Collage zu lauschen. Die Welle ihrer Installation zieht sich weiter, zerbrochene Fliesen, als Mosaik gelegt, mäandern sich weiter durch den Raum. Das Gedicht hatte Proschniewski an einem Kieselstrand geschrieben, hier fand sie auch die Inspiration für weitere Keramikobjekte, Salzstreuer, Salt Pebbles, die als überdimensionale organische Formen andere Funktion erhalten.

Die Ausstellung

Die Vernissage ist am Sonntag, 6. Juli, um 15.30 Uhr. Eine Einführung in die Ausstellung »Treffpunkt« gibt Günnur Homburg, musikalisch begleitet die Gruppe Warten auf Schwalben mit Michael Stoll (Kontrabass, Flöten, Gesang) und Andrea Rosa Simma (Tablas, Percussion, Rezitation). Die Ausstellung läuft bis Sonntag, 27. Juli, die Finissage beginnt um 15.30 Uhr, Musik gibt's dann von Good Vibrations (Hans Kiefer, Piano; Frieder Haag, Bass; Cord Santelmann, Violine; Monika Ebbinghaus, Gesang). Geöffnet ist das Kunsthaus Alte Schule, Hauptstraße 30, in Sonnenbühl-Undingen immer donnerstags bis sonntags von 13 bis 18 Uhr. (cofi)

Tolga Boztoprak öffnet den Blick in eine andere Welt. Es sind Landschaften, farbintensiv, impressionistisch, aber keine bloßen Abbilder der Natur. Sie zeigen Berge, Felder, Bäume, mal durchschnitten von Straßen, einer Eisenbahnlinie, da drückt sich gegen das Bergmassiv ein winzig wirkendes Häuschen an seine Flanke. Sie lassen das Eingreifen des Menschen in die Natur, seine Spuren erkennen. Sie vermitteln Schönheit und Stärke der Natur, aber künden auch von ihrer Verletzlichkeit. Er beobachtet die Natur aus der Ferne und lädt sie durch seinen kraftvollen Pinselstrich mit neuer Bedeutung auf.

Tolga Boztoprak malt farbintensive Landschaften.
Tolga Boztoprak malt farbintensive Landschaften. Foto: Cordula Fischer
Tolga Boztoprak malt farbintensive Landschaften.
Foto: Cordula Fischer

Mustafa Albayrak thematisiert den Alltag in der Großstadt, den getriebenen Menschen, der in den Straßenzügen keinen Blick für den Nebenmann und seine Umgebung hat, der sich in der Masse bewegt, aber kaum etwas davon wahrnimmt. Das Tempo unserer Zeit und die Bewegung ist wie bei einer langzeitbelichteten Fotografie eingefangen. In seinen Gemälden findet er Ausdruck für den alltäglichen Fluss des Lebens auf der Istiklal Caddesi, einem der belebtesten Orte in Istanbul. Lichter, Regenschirme, sich auflösende Personen: Symbole für Einsamkeit, Anonymität, Vereinzelung, Verlust persönlicher Identität und das sich ständig beschleunigende Leben. (GEA)

Mustafa Albayrak thematisiert das Tempo unserer Zeit und die Anonymität in der Großstadt.
Mustafa Albayrak thematisiert das Tempo unserer Zeit und die Anonymität in der Großstadt. Foto: Cordula Fischer
Mustafa Albayrak thematisiert das Tempo unserer Zeit und die Anonymität in der Großstadt.
Foto: Cordula Fischer