66 Einsatzfahrzeuge und 42 Busse
Deshalb tagte der Krisenstab, dem neben der Lagerleitung auch Vertreter der Stadt Münsingen, der Feuerwehr, der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes und des Technischen Hilfswerks angehören, im Münsinger Rathaus und fällte gegen 15 Uhr die Entscheidung: Die Pfadfinder müssen ihre Zelte verlassen. Vorsorglich. Denn von einer »Evakuierung«, betonen die Verantwortlichen, könne nicht die Rede sein: »Evakuiert wird, wenn der Notfall bereits eingetreten ist«, so Martin Hamhaber, Mitglied der Lagerleitung.Auf dem Schachen indes verlief alles in geordneten Bahnen. Gegen 16 Uhr wurde die rote Fahne gehisst. »Das bedeutet: Abbruch aller Veranstaltungen, lose Gegenstände einsammeln, Schlafzelte umlegen und mit Abspannseilen sichern«, erklärt Diane Tempel-Bornett. Auch Hunderte Gäste, die den Besuchstag genutzt hatten, um sich ein Bild vom Lagerleben zu machen, mussten den Platz aus Sicherheitsgründen verlassen.
Als gegen 17.30 Uhr die Sirene ertönte, war das das endgültige Signal zum Aufbruch. »Die Kinder und Jugendlichen wissen, wie sie sich in einem solchen Fall verhalten müssen, dafür gibt es feste Pläne«, erklärt die VCP-Sprecherin, »die Gruppen und Stämme treffen sich an vorher vereinbarten Plätzen.« Zu diesem Zeitpunkt waren Feuerwehr und DRK längst kreisweit informiert: Jeweils mit rund 100 Mann im Einsatz, sammelten sie sich im nahe gelegenen Hundersingen, um die geordnete Räumung mit ihren Fahrzeugen zu unterstützen. Der Notfallplan, den der Krisenstab im Vorfeld entwickelt und in einer Übung am Donnerstag auch simuliert hatte, griff.
Insgesamt 66 Mannschaftstransportwagen schickten die Feuerwehren aus dem ganzen Landkreis Reutlingen, DRK und THW auf die Alb. Zudem waren Busunternehmer mit 42 Fahrzeugen im Einsatz, um die Pfadfinder zu ihren Quartieren – Schulen und Turnhallen in und um Münsingen – zu bringen. 18 Polizei-Beamte sicherten den Verkehr: Im Notfall werden die schmalen Anfahrtswege zu Einbahnstraßen, weil es sonst kein Durchkommen mehr gäbe.
Erste Räumung eines Bundeslagers
1 000 Pfadfinder mussten gar nicht in ein Fahrzeug steigen: Sie machten sich zu Fuß auf den Weg in ihre Unterkünfte in Eglingen und Hundersingen. Um die Verpflegung sicherzustellen, wurde Proviant vom Zeltplatz in sämtliche Quartiere gebracht. Um die Ankömmlinge kümmerten sich gestern Abend die jeweiligen Hausmeister und viele DRK-Helfer.»Bisher haben wir auf dem Schachen viel Idylle und wenig Stress erlebt«, fasst die VCP-Sprecherin die zurückliegenden Tage zusammen. Dass das Lager jetzt vorübergehend geräumt werde, sei sehr schade und gehe bei vielen Verantwortlichen an die Substanz. »Wir hoffen, dass wir morgen alles wieder aufbauen und unser Lager fortsetzen können«, sagte sie am Sonntagabend. Seit Donnerstag steht die Zeltstadt auf dem Schachen. Pfadfinder treffen sich hier zum Bundeslager, das alle vier Jahre an unterschiedlichen Orten veranstaltet wird (der GEA berichtete). »Dies ist das achte Bundeslager in der Geschichte des VCP, aber zum ersten Mal wird es wegen einer Unwetterwarnung geräumt«, so die Sprecherin. (GEA)