HOHENSTEIN-ÖDENWALDSTETTEN. Ödenwaldstetten ohne den TSV? Undenkbar. Und der Verein selbst wäre nichts ohne das ehemalige Gasthaus »Stern«. Dort wurde er nämlich am 1. August 1924 von 42 Ödenwaldstettern gegründet, die Wirtschaft blieb über Jahrzehnte hinweg Dreh – und Angelpunkt für das Vereinsleben. Nach dem Zweiten Weltkrieg startete der Turn- und Sportverein 1952 rund ums Stern-Gebäude sportlich wieder durch, Manfred Geckeler erinnert sich noch genau daran. 1942 ist der Zeitzeuge in Ödenwaldstetten geboren und verließ seinen Heimatort nie, er gilt als TSV-Urgestein. Werner Christner ist zwar ein wegen der Liebe Zugezogener, doch nach 50 Jahren längst integriert, wie der 83-Jährige lachend meint. Die beiden Ehrenmitglieder führten den Verein in jüngeren Jahren als Vorsitzende, kennen sich in dessen Geschichte also bestens aus und haben sich aus Anlass des 100-jährigen Bestehens mit einem Ortsrundgang aus dem Blickwinkel des TSV einen ganz besonderen Jubiläums-Programmpunkt einfallen lassen. Startpunkt konnte am Donnerstag ganz klar nur an einem Ort sein: vor dem Gebäude, in dem sich einst der »Stern« befand.
Trotz zum Teil erheblichen Regens und einer Temperatur unter zehn Grad kamen rund 70 Frauen und Männer jeden Alters zum etwas anderen Ortsrundgang. Mittendrin in der großen Runde waren Bürgermeister Simon Baier und der 80-jährige Walter Geckeler, auch er ein Mann mit ganz viel Wissen über den TSV: »Der Verein war in meiner Jugend ganz wichtig, wir hatten ja auch nichts anderes.« Das kann Manfred Geckeler nur bestätigen: In einer Zeit, als es noch nicht einmal Fernsehen gab, kam man über den Verein raus aus dem Flecken und sah durch die Teilnahme am Gau(kinder)turnfest etwas von der Welt um Ödenwaldstetten herum. Im Verein wurde nicht nur Sport getrieben, er sorgte auch für ein geselliges Miteinander: Feste, Umzüge, Ausflüge und mehr wurden organisiert. Dann war der ganze Ort auf den Beinen und mit dabei: Von schönen Erinnerungen sprechen die beiden Geckelers.
Alte Scheune als Sportstätte
Gegründet wurde der TSV von Turnern, davon kann Manfred Geckeler aber nicht aus eigener Erfahrung berichten – er bedient sich dafür der Vereinschronik. Auf der gegenüber vom »Stern« gelegenen Pfarrwiese, so die Überlieferung, wurde an eigens aufgestellten Geräten wie Barren und Reck geturnt. »Meine Erinnerung setzt gegen 1952 ein«, gibt er zu. Damals standen die Turngeräte auf der Wiese beim »Stern«, vor allem wurden zum Unmut der Kirche sonntags die Muskeln gestählt. Aber, so Geckeler, die jungen Bauernburschen hatten sonst keine Zeit: »Sie mussten unter der Woche doch arbeiten.«
Sport im Freien zu treiben, war auf der Alb ein jahreszeitlich begrenztes Vergnügen. Umso glücklicher war der Verein, als zunächst eine alte Scheune als Sportstätte diente und später die Pfarrwiese wieder ins Spiel kam. Dort stand die Baracke eines Handwerkers, die er dem TSV zur Verfügung stellte: »Dort war’s im Winter wenigstens einigermaßen warm«, erinnert sich Geckeler. Unvergessen für ihn ist der Einsatz der TSV-ler beim Abriss von alten Bauernhöfen in der Ortsmitte. Der Verein nutzte den Schutt und füllte das Schreientäle damit auf, damit dort der Sportplatz entstehen konnte. Weil eben die Geschichte des Vereins mit der Neugestaltung des Ortes eng verbunden sind, gab’s vom Duo Geckeler und Christner auch einen ausführlichen, von persönlichen Eindrücken geprägten Exkurs in die Heimatgeschichte.
Ausstellung zur Vereinsgeschichte
Abgerundet wurde der Ortsrundgang mit einem Besuch in der Scheunenwerkstatt, wo sich die Teilnehmer nicht nur aufwärmen, sondern auch ganz in Ruhe die mit viel liebe fürs Detail gestaltete Jubiläumsausstellung anschauen konnten. Ein Besucher zeigte Weitsicht und hatte eigens eine Lupe mitgebracht: »Es war mir klar, dass die Köpfe auf den Fotos zum Teil sehr klein sein werden«, meint er lachend. Die »Weißt-du-noch«-Frage machte immer wieder die Runde und so wird es beim Jubiläumsfestakt am Samstag, 16. November auch wieder sein, wenn die Ausstellung nochmals gezeigt wird. Am Donnerstag hatte das Gasthaus »Stern« ausnahmsweise mal wieder geöffnet, dort hatte 1953 der damalige Schriftführer Johannes Braun bei einer Sitzung folgendes im Protokoll notiert: »Möge ein guter Stern die Geschicke des Vereins in die Zukunft führen und es wird alles gut sein.« (GEA)