TROCHTELFINGEN. Man sieht sie nicht, aber trotzdem sind sie für eine Kommune wichtig und eine große Herausforderung: Über fast 60 Kilometer erstreckt sich das Kanalnetz in Trochtelfingen und den Teilorten. Die Stadt muss sie in Schuss halten, damit Abwasser in die Kläranlage fließen kann und das Grundwasser sauber bleibt. Und das kostet richtig viel Geld. In regelmäßigen Abständen müssen Gemeinden ihre Kanäle untersuchen lassen. Das schreibt die Eigenkontrollverordnung des Landes Baden-Württemberg so vor. Alle zehn bis 15 Jahre werden Kameras durch das unterirdische Abwassernetz geschickt, die festhalten, wie es um den Zustand des Rohrsystems bestellt ist.
Das Kameraauge erfasst Schäden
Ist es morsch, poröse und brüchig, muss etwas passieren – vor allem bei den Schadensklassen vier und fünf, die für kurzfristigen und sofortigen Handlungsbedarf stehen. Innerhalb von fünf Jahren müssen hierbei die Schäden behoben werden. Kanalsanierung – das ist eine Pflichtaufgabe für Kommunen, ungefähr so wie der TÜV beim Auto. Macht auch Sinn, denn tritt Grundwasser ein, verwässert das das Abwasser, und das führt in der Kläranlage zu höheren Kosten. Außerdem muss sichergestellt sein, dass das Grundwasser nicht verseucht wird. Und als gewiss kann gelten, dass sich die vorhandenen Schäden im Lauf der Zeit vergrößern oder neue entstehen.
Die Ergebnisse für alle Ortsteile liegen vor. Die Eigenkontrollverordnung wurde zwischen 2017 und 2020 abgeschlossen. Seit 2022 hat die Stadt die vorwiegend aus der Nachkriegszeit stammenden Kanäle in Trochtelfingen auf Vordermann bringen lassen, nun geht das Sanierungsprogramm in den Ortsteilen weiter. Jedes Jahr sind 350.000 Euro im Haushalt der Stadt eingeplant, um das unterirdische System instand zu setzen und die Altersschäden zu beheben. Nicht wenig für eine Gemeinde, die sich ein Spardiktat auferlegt hat. Es ist Geld, das quasi vergraben wird, das man aber dringend investieren muss.
Die Kameras haben Risse, gebrochene Rohre, durch die Grundwasser ein- und Abwasser austritt, undichte Verbindungen, Scherbenbildung, in den Kanal hineinwachsende Wurzeln erspäht. Auch an manchen Schächten muss etwas getan werden. Das Büro Kovacic hat die Schäden kartiert und ein Gesamtkonzept für die Sanierung erstellt. Andreas Stauß stellte nun dem Gemeinderat vor, wie der nächste Sanierungsabschnitt in Mägerkingen aussehen soll.
Er schlägt vor, die dringlichsten Schäden grabenlos zu beheben. Grabenlos bedeutet, dass entweder punktuell Reparaturen ausgeführt werden oder auf einem längeren Abschnitt mittels Schlauchlining wieder für einen intakten Kanal gesorgt wird.
Dabei wird ein harzgetränkter Schlauch in das Rohr eingezogen, der aushärtet, den Kanal abdichtet und ihm Stabilität verleiht. Dieses Verfahren werde seit den 1970er-Jahren angewendet, und die Erfahrungen damit seien gut: Die Schläuche hätten eine Lebensdauer von 50 Jahren. Ein neuer Kanal würde etwa 80 Jahre halten, erklärte Stauß zum Vergleich. Dafür, dass man beim Schlauchlining nicht die Straße aufgraben muss, also eine gute Alternative.
Ausschreibung folgt
In seiner Berechnung für die Kanalsanierung in Mägerkingen kommt Andreas Stauß auf eine Summe von 356.000 Euro – exklusive der Schäden, die »offen« saniert werden müssen. Ausgeschrieben werden könnten die Arbeiten im April und Mai. Im Juni oder Juli – noch vor der Sommerpause – könnte sie der Gemeinderat vergeben. Die beauftragte Firma könnte dann von August bis Dezember arbeiten. Mit Abnahme und Abrechnung wäre im Mägerkinger Untergrund im Januar und Februar 2026 erst mal das Gröbste an dem rund 13 Kilometer langen Kanalnetz in Mägerkingen erledigt.
Andreas Stauß hatte außerdem empfohlen, die jährliche Summe für die Kanalsanierung von 350.000 Euro auf 400.000 Euro zu erhöhen. Dem folgte der Gemeinderat aber nicht. Er beschloss, dass das Büro Kovacic die beschränkte Ausschreibung auf Grundlage der vorgelegten Kostenberechnung für Mägerkingen erstellen soll. Mit Steinhilben, Wilsingen und Hausen werden weitere Investitionen in die Kanalisation auf die Stadt zukommen. Und 2028 muss die Gemeinde die Inspektion der Kanäle wiederholen. (GEA)