TROCHTELFINGEN. Hinter dem reinen Spaß der Steinhilber Schützen an den alten Fahrzeugen steckt mehr: nämlich eine erfolgreiche Jugendarbeit, und die Schießanlagen wollen finanziert sein. Deshalb organisieren sie wieder ihr Oldtimer-Traktor-Treffen. Das Fest bietet ein attraktives Angebot für Jung und Alt.
Am Wochenende freuen sich die Steinhilber Schützen bereits zum vierten Mal seit 2016 auf viele Teilnehmer mit ihren »alten Schätzchen«, die in so vielen Scheunen und Garagen bis auf die letzte Schraube restauriert und mit Blumen ausstaffiert nur darauf warten, über die Landstraßen zu zuckeln und sich mit ihresgleichen in Steinhilben in die Reihe zu stellen, um bewundert zu werden. Die Traktor-Oldtimer-Freunde sind eine internationale Gemeinschaft, die sich gegenseitig bei ihren Veranstaltungen besucht und dafür auch stundenlange Fahrten in Kauf nimmt.
Doch oft steckt bei den beliebten Treffen hinter dem reinen »Spaß an der Freud« ein weiterer Grund, so auch in Steinhilben. Das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, ein Traktor-Oldtimer-Treffen ins Leben zu rufen, um für den Schützenverein Geld zu verdienen, war denn auch der ursprüngliche Gedanke 2016 von Helmut Betz und Reinhard Klein, den »Ober-Oldtimer-Fans« des Vereins.
Brandschutz fordert Maßnahmen
Denn nur wenn ein Verein genügend finanzielle Ressourcen hat, kann er seinen Fortbestand durch gute Jugendarbeit sichern, seinen Betrieb aufrecht er- und seine Anlagen sprichwörtlich in Schuss halten. Dabei ist von weit mehr die Rede, als vom Aufenthaltsraum mit dem großen Tisch für gesellige Runden, an dem sich Vertreter der heutigen »Macher« des Schützenvereins Steinhilben – der Vorsitzende Johann Hölz, sein langjähriger Amtsvorgänger Hans Zeiler, Richard Schmid, Helmut Betz, Reinhard Klein und Albert Betz zum Pressegespräch niedergelassen haben. Sie erzählen.
Die jüngsten Baumaßnahmen forderten Anfang März sehr kurzfristig reichlich Vereinspotenzial. »Die Anlage ist stillgelegt«, sei die niederschmetternde, aber unumstößliche Gutachteraussage gewesen. Nicht, dass die Steinhilber Schützen Sicherheitsrisiken geschaffen hätten, die Brandschutzvorschriften hatten sich verschärft. Um das traditionelle Ostereierschießen an Palmsonntag nicht zu gefährden, mussten innerhalb von nur zwei Wochen die rund 10.000 Euro teuren Maßnahmen umgesetzt werden, nachdem der der Gutachter Mängel beanstandet hatte. Gut, dass ausreichend Menschen und Moneten verfügbar waren. Handwerker in den eigenen Reihen, teils mit eigenen Firmen, und jede Menge Helfer packten an: »Unsere Vereinsjugend hat toll mitgezogen«, loben die »alten Hasen« den Schützennachwuchs und betonen: »Jungs wie Mädels!« Und der Blick in die Vereinsannalen zeigt, dass dieses Prinzip noch nie anders war.
2005 um Luftgewehrhalle und Kurzwaffenschießstand erneuert
Durch den Neubau des Augstbergturms musste 1962/63 das Schützenhaus vom Augstberg an den heutigen Standort verlegt werden. Für den erforderlichen Neubau waren noch finanzielle und personelle Ressourcen vorhanden, bis zum Ausbau des Rohbaus mit aller Infrastruktur verging eine ganze Dekade. Damals übernahm der sehr junge Hans Zeiler Vorstandschaft und Verantwortung und stemmte mit der nächsten Generation tatkräftiger Mitglieder und dem zwischenzeitlich angesparten Geld den Schützenhausausbau. 2005 wurde das Gebäude mit 8.700 ehrenamtlichen Arbeitsstunden um eine neue Luftgewehrhalle und einen Kurzwaffenschießstand erweitert.
So aktiv die Jugendlichen im Vereinsleben sind, so erfolgreich sind sie als Schützen. Die Jugendtrainer Tanja Walter und ihr Sohn Oliver sind stolz auf »ihre Schützen«: Vordere Plätze bei Württembergischen Landesmeisterschaften und voraussichtlich drei Teilnehmer bei den Deutschen Meisterschaften in München sind beste Beweise für gute Jugendarbeit. Bei allen laufenden Luftgewehr- und Kleinkaliber-Wettbewerben sind die Steinhilber Jungschützen unter den ersten zehn, meist sogar auf dem Treppchen. »Waffen, Kleidung, Fahrten zu Wettkämpfen und unterm Jahr neben dem reinen Schießtraining auch Freizeitgestaltung kosten Geld«, weiß das Trainerduo.
Viele Ideen zur Finanzierung
Um ihren Betrieb zu finanzieren, waren die Schützen schon immer umtriebig: Sie inszenierten Schützentheater, Radio Antenne »Dream-Team«-Aktionen, Country-Feste, Vereinspokal- und Ostereierschießen – und jetzt seit 2016 die Traktor-Oldtimer-Treffen – und stecken die Einnahmen wiederum in den Verein.
In diesem Jahr dürfen beim Treffen alle Traktoren-Modelle teilnehmen, vorausgesetzt, sie sind älter als Baujahr 1975. Als besonderes Schmankerl stellt Helmut Betz seine jüngste Errungenschaft, einen für Straße, Acker und Autobahn zugelassenen englischen »Trantor« aus, der 96 km/h Spitze läuft, nur 61-mal gebaut wurde und vermutlich einziger seiner Art auf dem Festland ist. Und so hofft der Schützenverein Steinhilben am kommenden Wochenende große und kleine Menschen allen Alters und Geschlechts zu begeistern: Wo darf man schon nach Herzenslust mit Fingerfarben einen Traktor bemalen? (GEA)
4. OLDTIMER-TRAKTOR-TREFFEN DES SCHÜTZENVEREINS
Programm am Wochenende in Steinhilben beim Sportgelände
Am Wochenende, Samstag und Sonntag, 29. und 30. Juni, laden die Steinhilber Schützen zum Oldtimer-Traktor-Treffen ein. Das Programm im Überblick: Samstag, 29. Juni: ab 12 Uhr Eintreffen der »weit gereisten« Fahrzeuge/Bewirtung; Austausch, Fachsimpeln beim Schützenhaus, abends Lagerfeuer, Barbetrieb. Sonntag, 30. Juni: ab 9 Uhr Anreise der Fahrzeuge aus der Region; 10 Uhr ökumenischer Erntebittgottesdienst mit Fahrzeugweihe; 10 bis 17 Uhr Fahrzeugausstellung; ab 11 Uhr musikalische Unterhaltung mit DJ Oli, dann Mittagessen und Kaffeebar; 11 bis 15 Uhr Ehrenscheibenschießen im Schützenhaus; um circa 15.30 Uhr Siegerehrung. Auch ein Kinderprogramm wird organisiert mit Bulldog anmalen, Süßwaren- und Spielzeugstand, Los- und Schießbude. (häs)