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Aktuell Erntedank

Tradition trotz Regenwetter: Alb-Gemeinden veranstalten Kirbe Markt

Würtingen, Hohenstein und Kohlstetten feierten mit Gottesdienst und deftigen Kuchen. Heute ist Kirbemarkt in Würtingen.

Volles Haus: In Würtingen wurde in der Gemeinehalle gefeiert.
Volles Haus: In Würtingen wurde in der Gemeinehalle gefeiert. Foto: Gabriele Leippert
Volles Haus: In Würtingen wurde in der Gemeinehalle gefeiert.
Foto: Gabriele Leippert

ENGSTINGEN/HOHENSTEIN/ST. JOHANN. Deftigen Zwiebelkuchen und süffigen neuen Wein, Spanferkel oder Scherrkuchen mit den unterschiedlichsten Belägen und andere Köstlichkeiten verbinden die meisten Menschen sofort mit dem Wort »Kirbe«. Dass hierzulande aber mit Kirbefesten Erntedank und der Ertrag in der Landwirtschaft oder im Garten gefeiert und gleichzeitig daran erinnert werden soll, dass die Ausbeute nicht allein in Menschenhand liegt, sondern Gott als Schöpfer auch seinen Anteil daran hat, ist eher wenigen Bürgern bekannt. Seit dem Mittelalter bildet die Kirbe, anderswo auch als Kirchtag oder Kirchweih benannt, vor allem im ländlichen Raum ebenso ein wichtiges dörfliches Brauchtum.

Die Kohlstetter Mesnerin Carmen Koch backte unzählige Kirbekuchen im Holzofen.
Die Kohlstetter Mesnerin Carmen Koch backte unzählige Kirbekuchen im Holzofen. Foto: Gabriele Leippert
Die Kohlstetter Mesnerin Carmen Koch backte unzählige Kirbekuchen im Holzofen.
Foto: Gabriele Leippert

Leider zeigte sich der Oktober gestern nicht in Bestform, sondern eher grau und trüb mit zahlreichen kräftigen Wolkenbrüchen. »Die letzten Jahre hatten wir immer viel Sonne«, meinte der Kohlstetter Pfarrer Martin Breitling etwas enttäuscht, als sich die Gästeschar wegen eines sturzflutähnlichen Regenschauers kurzfristig ins nebenan liegende Gemeindehaus hatte flüchten müssen. Entsprechend des christlichen Gedankens hatte die evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit dem »Laden und Mehr« zum sechsten Mal zur Kohlstetter Kirbe vor dem Backhaus eingeladen und den Festtag mit einem Gottesdienst in der Marienkirche begonnen. Da seien sogar evangelische Gläubige aus Kleinengstingen dabei gewesen und deren Posaunenchor habe den Gottesdienst musikalisch umrahmt. »Das war richtig toll und zeugt von einem schönen Miteinander, so wie es eigentlich auch sein soll«, betonte der Pfarrer. Die Kohlstetter Kirbe sei zwar klein, aber urig und für die Gemeindeglieder gedacht. »Wir wollen kein kommerzielles Fest mit lauter Musik und ähnlichem, unsere Kirbe soll ursprünglich und ohne Brimborium sein.« Zahlreiche Bürger brachten ungebackene Kirbekuchen, die dann von Mesnerin Carmen Koch und ihrer Familie im Holzofen gebacken wurden. Die Nachfrage nach den leckeren Backwaren, salzig als Zwiebel-, Lauch– oder Pizzakuchen oder süß in Form von Apfel- oder Zwetschgenkuchen, war groß. Derweil konnten Kinder mit Hilfe von erwachsenen Gästen Apfelsaft so wie früher mit einer Handpresse herstellen, verschiedene Spielgeräte ausprobieren, Reisigbündel für den Holzofen binden oder am Dorftisch basteln. Wie schon in alten Zeiten verkaufte der Laden Schlecksachen an die Kinder.

Vier Festtage in St. Johann

Zur 27. Hohensteiner Kirbe hatte der Sängerbund Bernloch-Meidelstetten in die Hohensteinhalle eingeladen. Auch dieses Traditionsfest für die ganze Familie begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, den der Sängerbund gesanglich umrahmte, bevor die Trachtenkapelle Bernloch mit flotter Blasmusik zum Frühschoppen und über die Mittagszeit aufspielte. Danach gab es wieder ein unterhaltsames Programm und geselliges Beisammensein für die Gäste. Die Schüler des Cool Chors der Hohensteinschule kamen mit ihren Liedern bestens beim Publikum an, die Volkstanzgruppe des schwäbischen Albvereins gefiel mit ihren Tänzen. Die kleinen Gäste konnten sich in einer Bastelecke vergnügen. Für das leibliche Wohl war mit Genüssen aus der schwäbischen Küche bestens gesorgt, die Kuchentheke hielt eine große Auswahl selbstgebackener Kirbekuchen bereit. Abgerundet wurde das kulinarische Angebot mit Weinen von Heuchelberger Weingärtnern.

Die Helfer in Hohenstein hatten in der Küche viel zu tun.
Die Helfer in Hohenstein hatten in der Küche viel zu tun. Foto: Gabriele Leippert
Die Helfer in Hohenstein hatten in der Küche viel zu tun.
Foto: Gabriele Leippert

Für die viertägige Würtinger Kirbe, die seit vielen Jahren gemeinsam von Musik-, Schützen- und Sportverein ausgerichtet wird, wurden ab Freitag unzählige Laibe knuspriges Bauernbrot oder deftige Scherr-, Zwiebel- und Schmandkuchen im Backhaus gebacken. Fußball, köstliche Schlachtplatte und andere Kirbespezialitäten wurden am Samstag im Sportheim angeboten, ein AH-Kleinfeldturnier auf dem Sportplatz gefiel den Zuschauern. Auch gestern wurde im Sportheim Schlachtplatte serviert, nebenher konnte so manches Fußballmatch beklatscht werden. In der Gemeindehalle durften die Gäste leckeres Spanferkel oder Zwiebel- und Kirbekuchen genießen, neuer Wein und Süßmost floss durstigen Kehlen nur so hinunter. Für die passenden Töne sorgten der Musikverein Harmonie Donnstetten und der Original Musikverein Sondelfingen. Das Figurentheater Kauter & Sauter, das eigentlich mit dem Märchen »Tischlein deck Dich« von den Gebrüdern Grimm Jung und Alt begeistern wollte, musste wegen des Regenwetters absagen. »Das ist das erste Mal, dass wir bei der Hockete so ein Wetter haben«, sagten Bürgermeister Florian Bauer und Musikvereins Vorsitzender Stefan Werz unisono, denn üblicherweise herrsche immer strahlender Sonnenschein. Gemeinsam freuten sie sich aber darüber, dass sich die Besucher trotz des unwirtlichen Klimas nicht hatten abschrecken lassen, sondern die Gemeindehalle bis auf den letzten Stehplatz gefüllt hatten. Heute findet traditionell noch der Kirbemarkt in der Ortsmitte statt, im Schützenhaus und Sportheim gibt es erneut Schlachtplatte für hungrige Mägen. (GEA)