MÜNSINGEN. Jeder Schritt und jeder Schlag der tanzenden Füße ließen den Holzboden des Theaters in der Münsinger Zehntscheuer vibrieren und erschüttern. Jede Performance war durchzogen von Leidenschaft und Hingabe der Stepptänzerinnen und -tänzer. Sie versetzte die Besucher während der rund eineinhalbstündigen, elektrisierenden Vorführung in Begeisterung. Rhythmus ist das Herzstück des Stepptanzes. Alle Akteure – insbesondere jene, die mit ihrem Können schon zahlreiche Preise gewonnen hatten – haben diesen Rhythmus im Blut und wissen, wie sie ihn sich zu Eigen machen können.
Bewundernswert ihre Eigenschaft, im Einklang mit der Musik akzentuierte Schläge zu setzen und somit in einer einzigartig rhythmischen Vielfalt emotionale Geschichten zu erzählen von fröhlicher Unbeschwertheit bis hin zu melancholischen Momenten. Die Kombination aus technischer Finesse und künstlerischer Freiheit machte dieses »Tap in Concert« – veranstaltet von Kultur33 – zu einem eindrucksvollen Erlebnis, das zeigte, dass Stepptanz nicht nur Bewegung, sondern ein kraftvolles Statement ist, das die universelle Sprache der Musik und des Ausdrucks verkörpert. Präzise Fußtechnik, koordinierte und sinnliche Körperbewegungen, dazu ein tiefes Verständnis für Rhythmus: das Zusammenspiel von Körper und Musik schaffte eine fesselnde Performance, die sowohl visuell als auch akustisch zeitweise den Atem stocken ließ und begeisterte.
Die rhythmischen Klänge schienen ein Eigenleben zu führen, mit jedem dramatischen Move und jeder athletischen Pirouette schienen sich die Emotionen der Tänzerinnen und Tänzer zu überschlagen. Sie kommunizierten spielerisch im gemeinsamen Tanz entweder im gesamten Ensemble, nur zu zweit, zu dritt oder zu viert miteinander, stets im Rhythmus, in der Bewegung und in ihrer Musikalität einzigartig vereint. Die überbordende Energie und der sichtbare Spaß, der aus dieser gut einstudierten Stepptanzaufführung resultierte, machten deutlich, dass Stepptanz ein zeitloser Bestandteil der Bühnenkunst ist. Dies bewiesen nicht nur die Stepptanzschülerinnen von Tänzerin und Choreografin Xenia Leichtle, sondern vor allem die fantastischen Darbietungen der Preisträger, die für diese Veranstaltung gewonnen werden konnten.
Unter ihnen als »special guest« Daniel Borak, ein herausragender Stepptanz- und Multigenre-Performer, Choreograf und Lehrer, der durch seine beeindruckende Technik und künstlerische Ausdruckskraft bestach. Sein Tanzstil vereint traditionelle Stepp-Elemente mit modernen Einflüssen, was ihm auch in Münsingen ermöglichte, das Publikum mit kreativen Choreografien, mit viel Witz und Charme sowie einer mitreißenden Bühnenpräsenz zu fesseln. Der Schweizer hat durch seinen innovativen Ansatz die Grenzen des traditionellen Stepptanzes neu definiert und ein eigenes, unverwechselbares Bewegungsvokabular entwickelt, das sogar den Tanz auf den Fußspitzen als Auszüge aus dem Ballett beinhaltet. Mit seinem künstlerischen Können, seiner Virtuosität und seinem natürlichen Charme verzauberte er die Zuschauer auf ganz besondere Weise.
Auch Bernd Paffrath ist ein vielseitiger und ausgezeichneter Künstler. Sein Tanzstil ist schnell, atemberaubend, aber äußerst elegant. Der Weltmeister war als Solotänzer, aber auch in unterschiedlichen Gruppierungen und gemeinsam mit Daniel Borak sowie Kira von Kayser, professionelle Stepptänzerin und Europameisterin von 2017, in Aktion zu erleben. Kira von Kayser unterrichtet auch Zoa Leichtle aus Münsingen. Die mehrfache Deutsche Meisterin, Vize-Weltmeisterin in der Kinderkategorie und amtierende Europameisterin der Junioren wusste ebenso zu begeistern wie Julian von der Heyden, amtierender Deutscher Meister und Vizeeuropameister im Solo der Junioren. Meriel Arens rundete den Reigen der Preisträger ab. Sie steppt seit über 20 Jahren und ist amtierende Deutsche Meisterin im Solo und mehrfache Deutsche Meisterin im Duo und Trio.
Musiker Carsten Netz sorgte mit Saxophon, Klarinette, Querflöte und Elektronik sowie mit seiner flexiblen und innovativen Spielweise für die passenden Töne, begleitete die Stepptänzer und forderte sie immer wieder zum kraftvollen und leidenschaftlichen Dialog heraus. Seine experimentelle Musik vereinte sich mit den steppenden Füßen der Tänzerinnen und Tänzer, die selbst zu rhythmischen Instrumenten wurden. Die Auseinandersetzung aller Akteure miteinander, mit ihrer Choreografie und der Musik, die Einbringung ihrer eigenen Persönlichkeit und die Interpretation ihrer Performance ließ diese Veranstaltung zu einem einzigartigen Erlebnis werden.