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Aktuell Forst

Stürmischer Holzmarkt in St. Johann

Wetterereignisse erschweren die Waldwirtschaft und deren Planung auch in St. Johann zunehmend

Die auffällige Erhebung mitten im Wald spricht Bände. In der Nähe des Gestütshofs St. Johann gibt es mehrere Grabhügel aus kelti
Das Holz brachte 2023 weniger Einnahmen als sonst. Foto: Marion Schrade
Das Holz brachte 2023 weniger Einnahmen als sonst.
Foto: Marion Schrade

ST. JOHANN. 30 Prozent Nadel- und 70 Prozent Laubholz: So setzen sich die Wälder im Landkreis Reutlingen zusammen. Auch St. Johann fällt da nicht groß aus dem Rahmen: Elena Höhn, die neue Forstbezirksleiterin Süd im Kreisforstamt, und Revierförster Enzian Schneider hatten für die Gemeinderäte in St. Johann allerhand interessante Zahlen und Statistiken rund um den Forstbetrieb. 52 Prozent der St. Johanner Bäume sind Rotbuchen, berichtete Höhn, Platz zwei geht an die Fichte mit 25 Prozent. Jeder zehnte Baum ist ein Ahorn, und die von einer Pilzkrankheit geplagte Esche hat immerhin noch einen Anteil von sechs Prozent.

Enzian Schneider blickte auf 2023 zurück – »ein ereignisreiches Jahr, was das Wetter angeht«. Von Juni bis September war’s heiß und trocken, »wir hatten hohe Ausfälle in den Kulturen«. Mehrere Sommerstürme folgten, besonders heftig traf es St. Johann am 24. August: »Wir hatten das Pech, voll im Epizentrum zu liegen.« Der Borkenkäfer tat ein Übriges, dementsprechend viel Schad- und Sturmholz gab es aufzuarbeiten – rund die Hälfte der gesamten Ernte fiel unter die Kategorie »zufällige Nutzung«. Schwerpunkte waren in Gächingen und Würtingen, große, zusammenhängende Flächen waren glücklicherweise nicht betroffen, die Einzelwürfe waren verteilt, so Schneider. Insgesamt waren es 9.000 Festmeter, davon 5.000 Festmeter Nadelholz.

6.180 Habitatbäume

Das Holz brachte 2023 weniger Einnahmen als sonst, berichtete Schneider: »Der Markt reagiert sofort«, wenn viel Sturmholz da ist, gehen die Preise runter. Etliche Festmeter lagen in St. Johann deshalb länger »auf Halde«, bis sie verkauft wurden. Der Erlös lag bei 537.000 Euro. Geld in die Kasse brachten auch Fördergelder, allein aus dem Topf für »Klimaangepasstes Waldmanagement« gab’s knapp 68.000 Euro. Schneider muss dafür fünf Prozent der Fläche stilllegen und fünf Habitatbäume pro Hektar ausweisen. Insgesamt also 6.180 Bäume, die tabu für die Ernte sind und anderen Arten – Tieren, Pflanzen, Pilzen – als Lebensraum dienen. Für den Wald der Zukunft wurden 1.800 Bäume gepflanzt: In Kooperation mit einer Baumschule, berichtete Schneider, werden gezielt Arten ausgesucht, von denen man hofft, dass sie dem Klimawandel trotzen. Dazu gehören diverse Eichenarten, Lärche und Nordmanntanne, Sandbuche und Esskastanie. Nadelholz ist, wie Schneider auf Anfrage von Gemeinderat Stefan Linder bestätigte, immer noch sehr gefragt. Gezielt kultiviert werden Fichten trotzdem nicht: Der Revierförster setzt hier, wie auch bei Buche und Ahorn, ausschließlich auf Naturverjüngung. »Wenn wir was setzen, muss es was anderes sein, um eine größere Artenvielfalt hinzubekommen.«

Fördergelder fließen weiter

Die Personalkosten betrugen 235.000 Euro. Den Gesamteinnahmen im Forsthaushalt in Höhe von rund 665.000 Euro standen 2023 Ausgaben über 650.000 Euro gegenüber. Macht ein Plus von rund 15.000 Euro – der Gewinn liegt also weit unter den ursprünglich erwarteten 55.600 Euro. Für 2024 erhofft sich Schneider etwas mehr, er geht von einem Plus von rund 80.000 Euro aus. Auch im zu Ende gehenden Jahr waren es Dürre, Stürme, Krankheiten wie das Eschentriebsterben und Käferbefall, die den Einschlagplan bestimmten: Rund 9.150 Festmeter wurden bisher geerntet, davon entfielen 67 Prozent auf die zufällige Nutzung.

Die Pläne fürs kommende Jahr stellte Elena Höhn vor. Der Hiebsatz liegt bei 9.100 Festmetern, wobei der Nadelholzanteil mit 65 Prozent deutlich überwiegt. Die Forsterzeugnisse sollen – vorsichtig gerechnet – rund 240.000 Euro in die Kasse bringen. Gesamteinnahmen von 683.000 Euro sollen am Ende Ausgaben über 584.000 Euro gegenüberstehen, sodass als Reingewinn rund 99.000 Euro bleiben. Wie schon in den Vorjahren ist der Zuschuss aus dem Programm »Klimaangepasstes Waldmanagement« ein bedeutsamer Posten, 2025 gibt es vom Bund 100.900 Euro für St. Johann. (ma)