Logo
Aktuell Verkehr

Sperrung der Kreisstraße in Gundelfingen sorgt für Ärger

Die ab Montag ab 13 Uhr gültige Sperrung der Kreisstraße in Gundelfingen wird zum Schildbürgerstreich: Am Freitag kurzfristig angekündigt, soll sie bis September gelten.

Die Kreisstraße unterhalb der Burgruine Hohengundelfingen soll länger gesperrt werden. Die Aufregung ist groß.
Die Kreisstraße unterhalb der Burgruine Hohengundelfingen soll länger gesperrt werden. Die Aufregung ist groß. Foto: Maria Bloching
Die Kreisstraße unterhalb der Burgruine Hohengundelfingen soll länger gesperrt werden. Die Aufregung ist groß.
Foto: Maria Bloching

GUNDELFINGEN. Nicht nur Anwohner, Tourismus, Gastronomen und Landwirte sind fassungslos, auch die Stadt Münsingen ist laut Bürgermeister Mike Münzing völlig überrumpelt, ja sogar willentlich übergangen worden. Er selbst habe über die konkrete Länge der Sperrung der K 6769 erst am Freitagmorgen um 11.30 Uhr erfahren, als die Pressemitteilung an die Öffentlichkeit rausging. Zwar sei er diese Woche darüber informiert worden, dass oberhalb der Kreisstraße in Gundelfingen im Bereich zwischen Wittstaig und Oberdorf Felssicherungen durchgeführt und Straßensperrungen stattfinden müssten. Dass nun aber gleich die Rede von einer Sperrung bis September ist, sei »eine Sauerei«, die ihm schlaflose Nächte bereite.

Es habe einen Vorort-Termin gegeben, an dem die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises Reutlingen teilnahm, außerdem auch private Naturschutzverbände sowie Vertreter der Straßenbauverwaltung und des Regierungspräsidiums. Die Stadt Münsingen sei dazu nicht eingeladen gewesen. »Es besteht die Gefahr herabstürzender Felsen«, heißt es in der Pressemitteilung. Zum Schutz der Verkehrsteilnehmenden müsse die Ortsdurchfahrt sofort gesperrt werden. Eine Umleitung ist eingerichtet, sie führt von Indelhausen über Granheim nach Bremelau bis ins Lautertal. Wer also von der Wittstaig ins rund 800 Meter entfernte Oberdorf auf offiziellem Weg kommen will, muss einen Umweg von rund 20 Kilometern in Kauf nehmen. Der öffentliche Personennahverkehr kann, so heißt es, innerörtlich über den land- und forstwirtschaftlichen Weg, der auch als Wander- und Radweg dient, aufrechterhalten bleiben.

Von der Sperrung ist auch ein Teilabschnitt des Premiumwanderwegs »hochgehswiggert« unterhalb der Burgruine Hohengundelfingen betroffen, darüber hinaus der Fußweg entlang der Kreisstraße bis zur Wittstaig. »Wenn man es jetzt noch auf die Spitze treiben will, kann man ja gleich die Häuser in der Wittstaig evakuieren«, ärgert sich Münzing. Im Landkreis gebe es viele Steigen mit bekannten Stein- und Felsabgängen, keine davon werde über einen solch langen Zeitraum gesperrt. Jetzt aber würden hier Bedenkenträger zu Wort kommen, die sich vor großvolumigen Felskörpern fürchten, die unmittelbar auf die Fahrbahn stürzen könnten.

Schlechte Kommunikation von Seiten des Landratsamtes

Laut Münzing liegen für diesen Bereich drei Felsgutachten vor, eines davon belege, dass die große Felsnase im Bereich der Burgruine stabil stehe. Und das seit sehr, sehr langer Zeit. »Natürlich besteht immer ein theoretisches Risiko des Felsabgangs auf die Straße, deshalb hat die Stadt Münsingen auf eigene Verantwortung im vergangenen Jahr eine Felsräumung vorgenommen.« Ein paar Tage Sperrung hätten dafür aber ausgereicht. Das Landratsamt teilt jetzt mit, dass »umfangreiche Arbeiten am Oberhang und den dortigen Felsen notwendig« seien, um die Verkehrssicherheit wiederherzustellen. Man setze sich für eine »schnellstmögliche Umsetzung dieser Sicherungsmaßnahmen« ein, bereite sich jedoch aufgrund der örtlichen Gegebenheiten auch auf eine eventuelle Sperrung bis September vor. Diese »örtlichen Gegebenheiten« sind laut Münzing im Vorkommen von derzeit brütenden Turmfalken und Uhus zu suchen.

Auf diesen Weg soll der Personennahverkehr umgeleitet werden.
Auf diesen Weg soll der Personennahverkehr umgeleitet werden. Foto: Maria Bloching
Auf diesen Weg soll der Personennahverkehr umgeleitet werden.
Foto: Maria Bloching

Bei Anwohnern, Gastronomen und Landwirten herrscht absolutes Unverständnis, die Empörung ist ebenso wie die einhergehende Existenzangst groß. Zumal der Ort bereits in den vergangenen Jahren durch die Sperrungen der Ortsdurchfahrt Hundersingen und des Radweges zwischen Gundelfingen und Indelhausen erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen musste. Diese sind auch diesmal wieder absehbar. »Ich erreiche mit meinem Mähdrescher wegen dieser Sperrung meinen Acker nicht mehr. Und wenn Landwirte vom Lautertal zur Mühle nach Buttenhausen wollen, müssen sie einen erheblichen Umweg fahren«, kritisiert Georg Erzberger. Er ist Landwirt und Gastronom, befürchtet als Betreiber des Bauhof-Stüble in Gundelfingen, dass der Ort wieder für die gesamte Sommersaison von der Außenwelt abgeschnitten ist.

»Absoluter Schwachsinn, mangelnde Kommunikation«

»Absoluter Schwachsinn«, urteilt auch Markus König vom Landhotel Wittstaig und kritisiert die »mangelnde Kommunikation« des Landkreises. Die Bevölkerung und Betriebe am Freitag vor vollendete Tatsachen zu stellen, bevor die Straße ab Montag gesperrt wird, gehe gar nicht. »Wie Waren oder Gäste ab Montag zu uns kommen sollen, ist aktuell noch nicht erkennbar.« Sollte diese Sperrung bis September anhalten, sei dies ein »wirtschaftlicher Totalschaden« für seinen Betrieb, denn logistisch könne die Versorgung nicht funktionieren. »Ich habe zwischenzeitlich mehr Vertrauen in die Stabilität der Felsen, als in die behördlichen Vorgaben des Landratsamtes«, sagt König und fordert, dass die Verantwortlichen sich mit Leuten vor Ort direkt auseinandersetzen.

Auch der Ortschaftsrat wurde erst kurz vorher Anfang der Woche nur vage informiert, über den langen Zeitraum der Sperrung war bis dahin keine Rede, wie Ortschaftsratsmitglied Patrick Burger berichtet. Er spricht von einer »Vollkatastrophe«, die nach den vielen Jahren der Sperrung des Lautertals »unzumutbar« sei und große Beeinträchtigungen nicht nur für Anwohner, Gastronomen und Landwirte, sondern auch für Wanderer und Radfahrer mit sich bringe. (GEA)