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Spektakel im Weihnachtsbaumwald

ST. JOHANN/GOMADINGEN. Tanne, Fichte oder Plastikbaum? Als Bausatz gibt's den Weihnachtsbaum auch: Mit Leuchtdioden und garantiert ohne lästige Nadeln im Kofferraum, aber auch ohne Lichterglanz und Waldaroma in der Stube und vor allem ohne das große Vergnügen, gemeinsam den Baum fürs Weihnachtsfest auszusuchen.

Jürgen Goller in der Vielfalt seines Weihnachtsbaumwaldes mit Korea-, Kolorado- und Nordmanntanne und Blaufichte.
GEA-FOTO: GEIG
Jürgen Goller in der Vielfalt seines Weihnachtsbaumwaldes mit Korea-, Kolorado- und Nordmanntanne und Blaufichte. GEA-FOTO: GEIGER
Jürgen Goller in der Vielfalt seines Weihnachtsbaumwaldes mit Korea-, Kolorado- und Nordmanntanne und Blaufichte. GEA-FOTO: GEIGER
Die Kunden müssen in diesem Jahr mit Preissteigerungen von rund zehn Prozent rechnen, kündigt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald an. Jürgen Goller, Christbaumerzeuger mit großem Artenspektrum aus St. Johann-Würtingen, hält das für gerechtfertigt. Was einmal ein schöner Tannenbaum werden soll, kommt vierjährig als Winzling aus der Baumschule und muss in der Kultur acht bis zwölf Jahre lang zu einem schönen Baum erzogen werden. Gewächse aus dem Land, frühestens am 24. November geschlagen und nach den Erzeugerkriterien des »Arbeitskreises Heimischer Christbaum Baden-Württemberg« (AKHC) im Waldbesitzerverband angebaut, dürfen sich mit dem bordeauxrot-goldenen Markenzeichen »Christbaum aus Baden-Württemberg« schmücken.

Die Bäume seien im regenreichen Sommer 2007 prächtig gediehen, informieren die Christbaumerzeuger und preisen die gute Nadelqualität. Weder Frostschäden an den Kulturen noch andere Kalamitäten seien fürs gehobene Preisniveau verantwortlich zu machen, sondern allein die steigende Nachfrage nach Weihnachtsbäumen in West-, Nord- und Osteuropa. »Zudem haben viele Betriebe die arbeitsaufwendige Christbaumproduktion inzwischen aufgegeben«, nennt Goller einen weiteren Grund für die Marktentwicklung. Vom knappen Angebot aus dänischen Plantagen profitieren die heimischen Erzeuger.

Woher? Wann geschlagen?

Zwei Fragen haben Gollers Neukunden auf dem Herzen, die er als Vorsitzende des Arbeitskreises Heimischer Christbaum beim Rundgang durch seinen Würtinger Tannenbaum-Garten schnell beantwortet. »Wo kommen die Christbäume her?« und »Wann wann werden sie geschlagen?«

Ersteres erübrigt sich in der Kultur zwischen Blautannen in all ihren Farbvarianten, Koreatannen mit ihren silbrigen Nadelunterseiten, Koloradotannen als typisch amerikanischem Christmas-Tree, zwischen Serbischer Fichte, Schwarzkiefer und natürlich den Nordmanntannen, dem Mode-Weihnachtsbaum schlechthin. Im Würtinger Christbaumgarten werden auch ausgefallene Wünsche erfüllt.

Geschlagen werden die Bäume, sobald sie ihren Liebhaber gefunden haben. Der Arbeitskreis kann mit dem Frische-Vorteil werben. Folglich ist es an den beiden Samstagen vor dem dritten und vierten Advent vorbei mit der Ruhe im Weihnachtsbaumwald. Dann müssen sich die noch winzigen Fraser-Tannen - eine Art aus den südlichen Appalachen im östlichen Nordamerika, mit der Jürgen Goller auf der Schwäbischen Alb experimentiert, weil Fraser-Tannen den Baumschnitt gut vertragen - vor Fußtritten in Acht nehmen.

»Rund zwei Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich in Baden-Württemberg gebraucht, fast die Hälfte davon können wir aus eigenen Kulturen anbieten«, macht Goller aufs regionale Produkt aufmerksam. Das muss sich mit samt seinem Markenzeichen »Christbaum aus Baden-Württemberg« erst noch etablieren. Dabei haben die heimischen Weihnachtsbaumerzieher mehr zu bieten, als Tännchen in ihrem unterschiedlichen Blättergewand mit guter Umweltbilanz und Pflegetipps für lange Haltbarkeit. »Bei uns wird der Christbaumkauf zum Ereignis«, schlägt Goller die Werbetrommel für die regionalen Erzeuger, die auf der Homepage des Arbeitskreises verzeichnet sind. Vom Kranzbinden bis Kutschfahrten reicht das Angebot zur Einstimmung auf die Weihnachtszeit. Bei Kaffee und Glühwein kann der Christbaumkandidat bedacht und diskutiert werden.

Frisch aus der Region

Zum ersten Advent hat Helmut Heinzmann die ersten Fichten aus den eigenen Kulturen geschlagen. Eröffnet hat er den Christbaummarkt auf seinem Landwirtschaftsbetrieb mitten in Engstingen-Kohlstetten zum zweiten Advent, zeitgleich mit dem Weihnachtsbaumverkauf bei der Kreuzeiche in Reutlingen, wo es ebenfalls Bäume von der Alb und auch aus dem Schwarzwald gibt. Freilich auch die begehrten Nordmanntannen aus Dänemark, ab 15 Euro pro Meter. Für besonders schön gewachsene Bäume müssen Käufer tiefer ins Portemonnaie greifen.

Ebenfalls aus eigener Produktion aus dem Gomadinger Gemeindewald stammen die Weihnachtsbäume, die Bürgermeister Klemens Betz am Samstag, 15. Dezember, erst in Steingebronn, dann in Gomadingen und abschließend in Dapfen versteigert. Die heimischen Fichten sind für fünf Euro das Stück zu haben, informiert Horst Reiner von der Gemeindeverwaltung, Blaufichten von sechs bis 14 Euro, je nach Größe, und Nordmanntannen ab 15 Euro.

Teurer wird's für Christbaumkäufer, die den Lieferservice diverser Versandanbieter in Anspruch nehmen. Hier rankt sich der Preis pro Meter verpackter Nordmanntanne um 20 Euro, für die dekorative Nobilistanne müssen bis 22 Euro veranschlagt werden. Klar, dass für den Weihnachtsbaum im Paket auch noch Versandkosten anfallen. (GEA)