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So sieht der Sanierungsfahrplan für Hohenstein aus

Die Gemeinde Hohenstein will ihre eigenen Gebäude mit Hilfe der Klimaschutzagentur Reutlingen energetisch verbessern.

Das Jugendhaus in Ödenwaldstetten steht im Sanierungsfahrplan auf Platz eins.
Das Jugendhaus in Ödenwaldstetten steht im Sanierungsfahrplan auf Platz eins. Foto: Klimaschutzagentur Reutlingen
Das Jugendhaus in Ödenwaldstetten steht im Sanierungsfahrplan auf Platz eins.
Foto: Klimaschutzagentur Reutlingen

HOHENSTEIN. »Vorbild und Leuchtturm«: Solche Begriffe werden gerne bemüht, wenn's darum geht, ein Projekt in besonders vorteilhaftem Licht dastehen zu lassen. Im Fall Hohenstein sind die beiden Wörter in der Tat mehr als Floskeln: Die Gemeinde ist insofern Vorreiterin für andere im Landkreis, als dass sie die erste ist, für die die die Klimaschutzagentur (KA) im Landkreis Reutlingen eine Sanierungsstrategie aufgestellt hat. Das Bundesumweltministerium fördert Klimaschutzprojekte im kommunalen Umfeld mit einer Quote von 70 Prozent, wie Bürgermeister Simon Baier informierte.

20 Gebäude, die der Gemeinde gehören, haben Nico Schneider und sein Namensvetter Michael Schneider, der noch studiert und derzeit praktische Erfahrungen bei der KA sammelt, untersucht. Welche Immobilie wird wie beheizt, wie viel Energie in Form von Wärme, Wasser und Strom frisst sie? Und wie kann man den jeweiligen Verbrauch senken? Dazu lieferten die beiden Fachleute in der Sitzung des Gemeinderats erste Informationen und gaben auch eine Empfehlung zur Reihenfolge eines möglichen »Sanierungsfahrplans«.

Ganz ohne Vorgeschichte ginge das gar nicht: Das Projekt läuft seit 2022, berichtete Ortsbaumeister Helmut Walz, der bereits 2021 angefangen hat, Daten zu Wärme, Wasser und Strom soweit wie möglich zu dokumentieren. Lücken gibt's trotzdem noch: Eine der ersten Aufgaben, die sich schnell umsetzen lassen, werden deshalb Anschaffung und Installation von Messgeräten sein. Vor allem der Verbrauch von Öl in den einzelnen Liegenschaften wird bisher nicht detailliert erfasst.

Stromverbrauch für Straßenbeleuchtung erheblich gesunken

Insgesamt hat die Gemeinde für ihre Immobilien, die eine Gesamtfläche von 11.000 Quadratmetern haben, im Jahr 2023 rund 1,1 Millionen Kilowattstunden Heizenergie verbraucht. Mit Abstand die meist genutzte Quelle ist mit 81 Prozent die Fernwärme. Damit wird auch die Hohensteinschule samt Halle und Schwimmbad beheizt: Dass das Gebäude am Gesamtenergieverbrauch der Gemeinde einen Anteil von rund drei Vierteln hat, erstaunte nicht nur Gemeinderat Stephan Vöhringer. Auf Platz zwei im Ranking der meistgenutzten Rohstoffe: Öl mit 12 Prozent, dahinter folgen Gas und Holz.

Strom wird bisher nur auf zwei Gebäuden erzeugt, weitere PV-Anlagen sind aber in Planung, konkret: auf den Dächern von Bauhof und Schule. Was den Stromverbrauch angeht, hat sich in Hohenstein schon einiges sichtlich verbessert: Michael Schneiders Grafik zeigt eine stetig fallende Linie. Noch erfreulicher wird das Bild aussehen, wenn auch die Daten von 2024 eingearbeitet sind: In diesem Jahr, erinnerte Helmut Walz, wurde die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED abgeschlossen. Die Zahlen sprechen für sich: 2017 waren 171.971 Kilowattstunden nötig, um Hohensteins Straßen nachts zu erhellen, 2023 waren es nur noch 116.217 Kilowattstunden. Macht unterm Strich eine Differenz von 33 Prozent - und das, obwohl die Straßen und Häuser durch Neubaugebiete nicht weniger, sondern mehr geworden sind.

Drei Jahre pro Sanierungsfall

Was die kommunalen Gebäude angeht, hat die Klimaschutzagentur die größten Energieräuber ausfindig gemacht. Auf Platz eins: Das Jugendhaus, das pro Quadratmeter 884 Kilowattstunden verschlingt und eine sehr alte Heizung von 1986 hat. Im Sanierungsfahrplan steht es deshalb ganz oben, gefolgt von der Kläranlage Oberstetten, dem Kindergarten Regenbogen, dem Kindergarten Bernloch und der Hohensteinschule. Am unteren Ende der Skala rangieren Hohensteinhalle, Feuerwehrhaus Eglingen, Bürgersaal und Feuerwehrhaus Ödenwaldstetten, das Rathaus in Ödenwaldstetten und das Bauernhausmuseum.

Abgearbeitet wird das Sanierungskonzept - so schlägt es die Klimaschutzagentur vor, beschlossen ist noch gar nichts - gestaffelt in Dreijahreszyklen. Also: 2025 wird die Sanierung des Jugendhauses geplant, 2026 und 2027 umgesetzt und abgeschlossen. Parallel beginnen 2026 die Planungen für die Kläranlage und 2027 dann die für den Kindergarten Regenbogen.

Saniert werde grundsätzlich nach dem Prinzip »von außen nach innen«, erklärte Michael Schneider. Also erst Gebäudehülle, dann Heizanlage. Im Jugendhaus in Ödenwaldstetten sind aktuell noch eine Ölheizung und Nachtspeicheröfen drin, die Mauern sind völlig ungedämmt und die Fenster nur einfach verglast. Es gibt also viel zu tun: Fassade und Dach dämmen, Fenster durch dreifach verglaste ersetzen, Wärmepumpe einbauen oder ans Nahwärmenetz aus dem Rathaus anschließen. Auch die Innenräume und die Sanitäranlagen sind renovierungsbedürftig. Insgesamt schätzt Schneider die Kosten dafür auf 201.000 Euro. (GEA)