SONNENBÜHL. Am Freitagabend ging in Sonnenbühl die Post ab: Bereits zum 20. Mal veranstaltete die 1. Sonnenbühler Karnevalsgesellschaft ihren Wettbewerb der besten Tanzgarden. Und so viel vorneweg: Vier Stunden lang bekam das Publikum in der Erpfinger Turn- und Festhalle viel fürs Auge und die Ohren. Sieben Tanzgarden wetteiferten in den Disziplinen Marschtanz und Showtanz um die Gunst des Publikums und der fachkundigen Jury.
Sitzplätze gab es keine mehr, selbst die Stehplätze musste man sich erkämpfen, als Moderator Alexander Flad den Abend einläutete. »Wenn ich auf der Bühne steh, ischd Fasnet«, sagte Flad und machte dann die Bühne frei für die Jüngsten – zwischen fünf und zehn Jahre alt – von der Präsidentengarde der Sonnenbühler KG. »Liebe findet man auch im hohen Alter« lautet das Motto des Nachwuchses, der in roten Samtröckchen, weißen T-Shirts mit roten Herzchen drauf, einen coolen Auftritt hinlegte. Der Saal klatschte begeistert Beifall.
Dann wurde es »ernst«: Der Marschtanzwettbewerb startete, und die Stettener Mädels machten den Auftakt. In ihren rot-weißen Kostümen mit federbesetztem Hut wirbelten sie über die Bühne. Ganz in grün-gelb folgte die Tanzgarde Inneringen. Immer genau beobachtet von der Jury in der unter anderem Katharina Kleih und Tamara Haller saßen, die zusammen mit Theresa Rinker die Abteilung der Tanzgarden führen. Des Weiteren gehörten Stefanie Pfeiffer, Benjamin Heffner, Carolin Zeller und als »echter Profi« Tanzlehrerin Sabrina Wurster der Jury an.
Die Mädels mit der weitesten Anfahrt kamen aus Sindelfingen. »Sie sind immer gerne gesehen«, freute sich Alexander Flad: »Blau – weiß« skandierte der mitgereiste Fanclub, und in ihren dazu passenden Kostümen zeigten sie, dass auch in Sindelfingen toll getanzt wird. Der Lohn war am Ende Platz eins bei den Marschtänzen.
Alle geben ihr Bestes
Rot-Weiß gekleidet direkt danach die Tanzgarde der Narrenzunft Engstingen, die mit hohem Schwierigkeitsgrad tanzte und Platz zwei belegte. Rot-schwarz die Kostüme der Steinhilbenerinnen, die zwei Krankheitsfälle verschmerzen mussten, dennoch mit viel Tempo über die Bühne wirbelten. Lautstark unterstützt wurden die Mädels aus Trochtelfingen, hatten sie doch einen großen Anhang im Saal. Trainiert werden sie von Sandra, Janina und Tina erzählte Moderator Alexander Flad. Sie wurden am Ende mit Platz drei von der Jury belohnt. Den Abschluss im Marschtanz bildeten die Mädels aus Betzingen – krankheits- und verletzungsbedingt »schwer gebeutelt« nur zu viert. Sie gaben dennoch – ganz in weiß – ihr Bestes.
Die Überleitung zu den Showtänzen gestaltete die Jugendgarde der 1. Sonnenbühler KG – im Alter zwischen elf und 16 Jahren. Hier war gut zu sehen, dass der Nachwuchs schon auf dem besten Weg ist. Dass Tanzen keine alleinige Frauendomäne ist, demonstrierte danach unter Beifalls- und Zugaberufen die Männerdance-Gruppe der Sonnenbühler. »Auf der Intensivstation« lautete das Thema der Herren in blauen und weißen Kitteln – doch hier musste niemand wiederbelebt werden – im Gegenteil, die Jungs rockten die Bühne sehr zur Freude der weiblichen Zuschauer.
Ohne Fleiß kein Preis ist beim Garde- oder Showtanz das Motto. Das kann auch Abteilungsleiterin Tamara Hiller bestätigen, die in der Jury saß und weiß, worauf es ankommt. Sie war selbst von klein auf dabei, hat mit sieben Jahren angefangen zu tanzen. Die Sonnenbühler Gardemädchen zählen 15 Aktive, 18 sind in der Jugendgruppe und 15 in der Präsidentengarde bei den Jüngsten. Trainiert wird laut Tamara Haller zwei Mal die Woche je zwei Stunden bei den Aktiven, bei den Kinder und Jugendlichen sind eineinhalb Stunden ein Mal die Woche angesetzt.
Geachtet wird beim Tanzvortrag auf die Exaktheit der Ausführung, synchron sollten die Schritte und Bewegungen sein. »Und natürlich ist wichtig, dass die Mädchen Ausstrahlung haben, Lächeln, auch wenn’s anstrengend ist, gehört dazu.« Bewertet wird auch der Schwierigkeitsgrad: Ob Spagat, im Spagat im Stand, Sprünge oder das Radschlagen.
Die wunderschönen Kostüme werden maßgeschneidert – passend zu den Vereinsfarben. Noch mal bunter und kreativer geht es im zweiten Teil zu, wenn die Garden ihren Showtanz vorführen. »Hier spielt die ausgewählte Musik eine Rolle, ebenfalls die Synchronität, die Schrittvielfalt und der Überraschungseffekt«, weiß Tamara Haller, zweifache Mutter und ansonsten Standesbeamtin in Reutlingen. Ein wahres Kreativfeuerwerk lieferte gleich die erste Gruppe, die Mondays, mit ihrem Motto »Back to school«. Da stimmte einfach alles – von den Schulkostümen über die Schulranzen bis zur perfekten tänzerischen und akrobatischen Darbietung.
In die 20er-Jahre entführten danach die Stettener Damen das Publikum. »Vorhang auf für Variété«. »Cabaret«-Charme à la Liza Minelli kam in der Erpfinger Festhalle auf. Grandios auch die »Rückkehr der Wölfe« – »Furchteinflößend« die Wolfskostüme, beeindruckend die Choreografie der Inneringer Narrenzunft. »Forever young« hieß es bei der Sindelfinger Tanzgarde. Musikalisch reichte die Bandbreite von Udo Jürgens »mit 66 Jahren« bis zu »Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad.« »Liebe kennt keine Grenzen« war das Leitmotiv der Engstinger Gardemädels. Sie zelebrierten eine deutsch-italienische Hochzeit, bei der das »Brautpaar« hinterher mit der Vespa von der Bühne fuhr.
Ins London des Jahres 1910 nahmen einen die 24 Tänzerinnen der Tanzgarde Steinhilben mit – in die Detektei Stonehill – Sherlock Holmes lässt grüßen. Zum Abschluss spielte die Prinzengarde Trochtelfingen »Monopoly« – ein optischer und tänzerischer Hochgenuss nach dem Motto »Steht das Glück auf deiner Seite, wirst du auch nicht pleite«. Dafür teilten sich die Trochtelfingerinnen mit Steinhilben Platz drei, Platz zwei ging an Stetten und die Mondays landeten auf dem Siegerpodest ganz oben. (GEA)