Logo
Aktuell Tradition

So gut schmeckte der Weihnachtsbraten: Hunderte Gänse in Hayingen geschlachtet

Großes Geflügel ist zu Martini und an Weihnachten als Braten gefragt: Gastwirt und Bauer berichten

Freilebende Gänse, wie hier in Steingebronn bei Gerd Vöhringer, sprechen den Verbraucher an. An Weihnachten stand bei vielen die
Freilebende Gänse, wie hier in Steingebronn bei Gerd Vöhringer, sprechen den Verbraucher an. An Weihnachten stand bei vielen die Gans auf dem Speiseplan. Foto: Maria Bloching
Freilebende Gänse, wie hier in Steingebronn bei Gerd Vöhringer, sprechen den Verbraucher an. An Weihnachten stand bei vielen die Gans auf dem Speiseplan.
Foto: Maria Bloching

HAYINGEN/GOMADINGEN. Gänsebraten stand bei vielen Verbrauchern in der Region auf dem weihnachtlichen Speiseplan. Auch die kulinarische Martinsgans war im November äußerst gefragt. So sind es nur wenige große Vögel, die den Winter überleben und in den Frühling gehen dürfen.

Rund 160 Gänse hat Vitus Frey in Anhausen im Mai auf seine Weide gesetzt, nicht eine von ihnen hat Weihnachten erlebt. »Mein Geschäft ist ein absoluter Selbstläufer«, freut sich der Wirt des Gasthauses »Adler«, in dem er seit rund 40 Jahren stets ab November mit großem Erfolg Gänsebraten anbietet.

Ein Leben auf grünen Wiesen

Eine Woche vor Martini beginnt die Saison, spätestens zum 3. Adventssonntag haben alle Gänse ihr Leben gelassen. Das jedoch, so ist Landwirt Frey überzeugt, konnten sie in vollen Zügen genießen. »Sie dürfen sich auf der satten grünen Wiese aufhalten, Tag und Nacht fressen und in der Lauter trinken und baden. Das Bild der schneeweißen Tiere kommt bei den Leuten an«, weiß er.

Der Rad- und Wanderweg im Lautertal führt an den Gänsen vorbei: Wer sie auf der Weide sieht, wird von der tiergerechten Haltung überzeugt. Und entschließt sich, wie Frey betont, auch gerne zum Verzehr. Der Gastwirt schlachtet selbst und bereitet die Gänse eigenhändig zu. 95 Prozent landen in seiner eigenen Wirtschaft frisch gebraten auf dem Teller seiner Gäste, nur ein kleiner Teil wird roh zur Zubereitung zu Hause an den Verbraucher abgegeben.

Gänsebraten to go

So war es auch im Winter 2020, als der »Adler« wegen Corona zu war: »Der Lockdown war für mich kein Problem. Ich konnte meine fertigen Gänsebraten to go hervorragend verkaufen. Und in diesem Herbst und Winter war die Nachfrage ebenfalls ungebrochen«, sagt Frey. Es hat sich längst herumgesprochen, dass bei ihm die Gänse von klein auf ein gutes Leben haben und dann direkt von der Weide auf den Teller kommen.

Genährt werden sie mit selbst angebautem Futter aus Hafer und Weizen. »Getreide war im letzten Jahr deutlich teurer, deshalb hat auch die Aufzucht mehr gekostet«, verrät der Gastwirt. Am Preis der fertigen Gans hat der Verbraucher das jedoch nicht zu spüren bekommen. Ob sich das im nächsten Jahr noch so umsetzen lässt, weiß er nicht. Im Mai, da ist sich Frey sicher, ziehen wieder neue Gänse auf die Weide im Lautertal.

Auch Bio-Landwirt Gerd Vöhringer aus Steingebronn wird dann wieder aufstallen. 400 Gänse hielt er im Jahr 2020 auf seinen Wiesen, der Verkauf lief allerdings insbesondere zu Martini sehr schleppend an. »Auf Weihnachten ist die Nachfrage dann zum Glück noch gestiegen«, verrät er.

Seit mehr als 30 Jahren zieht er Gänse groß. Corona hat dem Geschäft allerdings geschadet, weshalb Vöhringer im Frühjahr 2021 weniger Jungtiere angeschafft und aufgezogen hat. »Ich war vorsichtig nach der Schließung der Gaststätten im Winter 2020.« Schließlich sei nicht abzusehen gewesen, ob sich der Lockdown im November/Dezember 2021 wiederholen und sich dadurch der Absatz an die Gastronomie verringern würde. Auch die Aufstallpflicht im Frühjahr habe ihn zur Zurückhaltung gezwungen.

20 Tiere haben überlebt

20 Tiere haben bei ihm Weihnachten überlebt. Sie erhalten nun die Gelegenheit, Eier auszubrüten. Die eigenen Küken dürfen sich dann den Sommer über satt fressen, sodass sie schließlich selbst im November als Martinigans serviert werden.

»Der Verbraucher ist bewusster geworden. Ihm ist es wichtig zu wissen, wie das Tier, das er verzehrt, gelebt hat. Darauf legt er großen Wert und dafür gibt er gerne auch etwas mehr Geld aus«, ist Vöhringers Erfahrung. Es sei letztendlich die artgerechte Haltung, die Qualität und Geschmack des Fleisches ausmache. Und die war sowohl seinen Gänsen als auch den Gänsen von Vitus Frey garantiert und haben ihnen ein glückliches Leben beschert. (GEA)