Logo
Aktuell Umwelt

Schritte in Richtung Klimaschutz in Engstingen

Klimaschutzmanager Philipp Frenz hat die Engstinger zur Information und zum Austausch eingeladen

Die Engstinger hatten im Workshop die Gelegenheit, eigene Ideen einzubringen.  FOTO: WURSTER
Die Engstinger hatten im Workshop die Gelegenheit, eigene Ideen einzubringen. FOTO: WURSTER
Die Engstinger hatten im Workshop die Gelegenheit, eigene Ideen einzubringen. FOTO: WURSTER

ENGSTINGEN. Philipp Frenz ist Klimaschutzbeauftragter der Gemeinde Engstingen. Zu seinen Aufgaben gehört die Erstellung eines Klimaschutzkonzepts für die Gemeinde. Dazu gehört es auch, die Bürgerschaft mit einzubeziehen, sie zu informieren und ihre Vorschläge in das Konzept einzuarbeiten.

In der Bloßenberghalle in Kleinengstingen hatten die Engstinger am Mittwochabend Gelegenheit dazu. Begleitet von Simon Hummler und Klara Strohmaier von der Klimaschutzagentur Reutlingen, stellte Frenz seine Ist-Aufnahme vor, die teilnehmenden Bürger hatten im Anschluss die Möglichkeit, in einem Workshop ihre Ideen einzubringen.

Ohne kommunalen Klimaschutz können die angestrebten Klimaziele nicht erreicht werden. Auch wenn die Alb noch eine Insel der Seligen ist, sind auch hier die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich zu spüren, nicht nur die Äußerungen der Förster bei den Waldumgängen in den Gemeinden zeugen davon. Auch in Engstingen dürften nach der von Frenz vorgelegten Prognose die Durchschnittstemperaturen von 6,9 Grad Celsius in der Periode wischen 1971 und 2000 auf 8,3 Grad bis zum Jahr 2050 ansteigen.

"Ganz auf Null bei den CO2-Emissionen werden wir nicht kommen "

Ziel muss es also sein, die Treibhausgasemissionen (TSG), die für den Klimawandel maßgeblich verantwortlich sind, zu reduzieren. Engstingen steht auf dem Papier nicht schlecht da. Pro Kopf werden knapp sechs Tonnen CO2 ausgestoßen, der Bundesschnitt liegt bei 9,8 Tonnen. Was im Emissionsmix auch auf den geringen Anteil der Industrie zurückzuführen ist. Andererseits leidet die Gemeinde an der hohen Verkehrsbelastung.

Der Blick auf die großen Zusammenhänge ist wichtig, Frenz’ Aufgabe ist es aber, die Lage zu verbessern. Er hat dazu die sich teils überschneidenden Felder Energie, Wärme, Verkehr und kommunale Liegenschaften analysiert. In der Informationsveranstaltung erklärte er am Beispiel Solarenergie, wie sich das Klimaschutzkonzept darstellt.

»Weiter wie bisher« oder »mehr Klimaschutz in Bund, Land und Kommune« heißen die Szenarien. Bei der Stromerzeugung durch Photovoltaik sieht Frenz noch ordentlich Potenzial. So sei sehr theoretisch auf den Dächern Platz für 31,5 Megawattstunden-Peak (MWp), bisher werden 12,9 MWp genutzt. Nicht jedes Dach taugt – siehe das Problem mit Schneelastreserven auf kommunalen Dächern, die Anlagen verhindern. Und nicht jeder Besitzer will einen Anlage. Aber bis zu 25 MWp hält Frenz für möglich.

Ähnlich sieht es auf anderen Feldern aus, die im Klimaschutzbericht aufgeführt werden, die aber in der Tiefe in der Veranstaltung nicht dargelegt werden konnten. Wichtig ist auf jeden Fall der Wärmesektor, beim Durchgangsverkehr auf den Bundesstraßen sind die Möglichkeiten der Gemeinde ja begrenzt. Über alle Sektoren – Verkehr, Wärme, Strom und Kommune – könnte oder sollte der CO2-Ausstoß deutlich reduziert werden können. Im Referenzjahr 2019 wurden rund 31.000 Tonnen CO2 in Engstingen ausgestoßen – würde man sich wirklich anstrengen, könnten die Emissionen auf unter 5.000 Tonnen im Jahr 2040 sinken. »Ganz auf Null werden wir nicht kommen«, sagte Frenz.

»Von den Anwesenden werden die meisten das Jahr 2045 nicht erleben«

Wie lauteten die Vorschläge der Workshop-Teilnehmer? Auch die Belastung durch den Verkehr könnte man beeinflussen. Der Wunsch nach besserem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) auf der Alb ist ein Dauerbrenner, ebenso mehr Radverkehr – wobei Engstingen hier mit Angeboten wie den Lastenrädern des Vereins Familienfreundliches Engstingen (Fafr) schon vorgelegt hat. Oder mehr Fußwege – das Auto erst gar nicht zu benutzen, bleibt der beste Ansatz. Beim ebenso wichtigen Thema Wärme setzen die Engstinger auf mehr Beratung und schnellere Abkehr zuerst von Kohle, dann von Gas. »Niederschwellige Beratung« stand auf einigen Kärtchen an den Flipboards, Klimaschutzagent Simon Hummler versprach, mit der Agentur noch präsenter zu werden, für Anfragen steht die Klimaschutzagentur bereit. Ohne Strom keine Wärmepumpen, der Ausbau des Stromnetzes ist dafür Grundvoraussetzung. Den Konsum zu senken, nachhaltiger zu leben, das sei ein weiteres Feld: Repaircafès, Tauschgemeinschaften oder schlicht Verzicht seien mögliche Ansätze. Und Bäume, Bäume, Bäume würden Engstingen auch nicht schaden, stand auf einem der Kärtchen – fürs innerörtliche Klima und die CO2-Bindung.

Ganz wichtig sei es auch, die jüngere Generation mitzunehmen und an die Schulen zu gehen, gerne auch mut der Klimaschutzagentur, meinte Ex-Gemeinderat Rudi Giest-Warzewa: Von den Workshop-Teilnehmern dürften die meisten das Jahr 2045 – Ziel für die Netto-Treibhausgasneutralität in Deutschland – gar nicht mehr erleben. Die Öffentlichkeitsbeteiligung gehört zwingend zum Konzept, Frenz wird die Bürgervorschläge nun einarbeiten. Über die Umsetzung des Konzepts und der einzelnen Maßnahmen wird der Gemeinderat im kommenden Jahr entscheiden. (GEA)