Überall kleine Schätze
Es geht los zur modernen Schatzsuche, wie Freunde des immer beliebteren Geocachings die Schnitzeljagd mit moderner Ausrüstung nennen. Dabei suchen die Geocacher - ausgerüstet mit einem GPS-Gerät, Wanderausrüstung und einem kleinen Geschenk - nach einem Schatz. Dieser wurde zuvor von einem anderen Geocacher bereits versteckt. Mittels Hinweisen aus dem Internet und den GPS-Koordinaten geht es dann bei der Suche quer durch die Natur.In diesem Jahr feiert das Geocaching seinen zehnten Geburtstag. »Als die Amerikaner ihr GPS-System auch für Normalsterbliche auf wenige Meter genau nutzbar machten, ist schon einen Tag später das Geocaching entstanden«, erklärt Andreas Heilig. Von den USA breitete es sich dann rasant über die ganze Welt aus. So kann man Geocaches heute am Triumphbogen in Paris, an den Niagara Fällen in den USA oder auch auf den Fiji-Inseln finden. Die Schwäbische Alb bildet natürlich keine Ausnahme. Allein in der nahen Willmandinger Umgebung sind schon vier Geocaches zu finden: In der Bolbergstraße, am Filsenberg, am Buchbrünnchen und auf dem Himmelsberg sind Schätze versteckt.
»Mir gefällt am Geocoaching, dass ich dadurch Ecken in meiner Heimat sehe, zu denen ich sonst nie gekommen wäre«, sagt Andreas Heilig. Der touristische Aspekt ist beim Geocachen nicht zu unterschätzen. »Mit Multi-Caches, also wenn ein Cach zum nächsten führt, kann zum Beispiel der Wanderer durch eine ganze Region geführt werden. Das ist dann ein moderner Reiseführer.« Manchmal bergen die Verstecke zusätzliche Hinweise, wo man parken oder gut essen kann. »Wir haben nach einem Geocach am Chiemsee mal eine so tolle Schwarzwälderkirschtorte gegessen.«
Inzwischen führt der rote Pfeil des GPS-Gerätes vorbei an einem Pferde-Hof direkt auf eines der Windräder zu, die auf dem Himmelsberg stehen. Am Wegrand stehen Disteln, die Schlehensträucher rauschen im Wind, ein blauer Schmetterling fliegt vorbei. »Ich liebe es, beim Geocaching in die Natur zu kommen. Aber gerade da sollte man aufpassen«, sagt Heilig, während er eine blaue Zigarettenschachtel aufhebt, die achtlos auf die Wiese geworfen wurde. »Ich finde es unverantwortlich in Naturschutzgebieten vor lauter Caching-Freude einfach quer über die Wiese zu laufen, anstatt auf den Wegen zu bleiben. Und den Müll kann man wieder mitnehmen.«
Immer den Müll mitnehmen
Erst in letzter Zeit setzt sich dieser Gedanke auch bei anderen Cachern durch. Inzwischen mahnt die deutsche Geocaching-Homepage, in Naturschutzgebieten vorsichtig zu sein und auch bei Caches in Höhlen auf Tiere wie Fledermäuse Rücksicht zu nehmen. »Ich verfolge beim Cachen den 'Cach-in, Trash-Out'- Gedanken«, sagt Andreas Heilig. Dabei werden die Geocacher gleichzeitig zu privaten Naturschützern, indem sie bei der Suche den Müll am Wegesrand aufsammeln. Das gelb-blaue Gerät beginnt zu piepsen und mit einem Blick auf den Touchscreen des schwarzen GPS-Computers stellt Andreas Heilig fest: »Nur noch zehn Meter zum Ziel.« Schon legt er seinen hellblauen Rucksack auf den Boden und beginnt an dem Felsen nahe des ersten Windrads zu suchen.Auf zum nächsten Fund
Nach wenigen Augenblicken ist die durchsichtige Dose mit den gelben Deckeln gefunden. Darin: ein fünfzig Cent Stück und eine Papierrolle, in der sich jeder Finder mit Datum und Uhrzeit einträgt. »Das ist das sogenannte Log-Buch. Da wird festgehalten, wer schon alles diesen Schatz gefunden hat. Danach trägt man im Internet ebenfalls ein, das man den Cach gemacht hat, ob man etwas ausgetauscht hat und ob der Fund in gutem Zustand war«, sagt Heilig. Dann wird die Dose zusammen mit dem »Log-Buch« und einem neuen »Finderlohn« wieder am gleichen Platz versteckt.»Und was machen wir jetzt? Das Gerät sagt, es gibt einen Brunnencach ganz in der Nähe. Komm, den machen wir auch noch!« Schon packt Andreas Heilig seinen Rucksack zusammen, genießt noch eine kurze Weile den Blick über das Steinlachtal und dann geht's auf zum nächsten Schatz auf der Alb. (GEA)