TROCHTELFINGEN-WILSINGEN. Kalauer und Klamauk fast ohne Ende servierten die Wilsinger Narren am Samstagabend im voll besetzten Dorfgemeinschaftshaus. Mit tosendem Applaus antworteten die kostümierten Ballbesucher auf die Inszenierungen der Akteure, von denen keiner die Bühne ohne Zugabe verließ. Ob das die fünf Mädchen der »Schlangagarde« waren, die Mähne schwingenden Tanzteenies aus Trochtelfingen im Hip-Hop-Fieber oder die Männerformation »Quertänzer« aus Kettenacker. Diese tanzfreudigen Herren zogen ihre Show ab als Schornsteinfeger zum Mary-Poppins-Song »Chim Chim Cher-e« oder als schicke Damen im Glitzerkostüm zu fetziger Popmusik.
»Sie sind egschtrem nervös vor dem Auftritt. Deshalb absolute Ruhe, denn sie brauchen Taktgefühl«, kündigte der Vorsitzende und Moderator Ruben Hölz eine weitere Lachnummer an, eine eigens entworfene Rapper-Spezialität von Sophia und Madeleine Hölz. Sehr ernst und gefasst stellten sie beim Tanzen im Sitzen fest, dass diese Prozedur ohne Schwitzen, ohne Stress und total bequem abläuft. Ideal auch zum Mitmachen fürs Publikum, das alle Hände voll zu tun hatte und mit Wippen, Nicken und Klatschen beschäftigt war. »Ihr wart überragend. Ihr habt die Bude gerockt«, bescheinigte Hölz den beiden und forderte samt Zuhörerschaft eine Wiederholung ein.
Police in action
Die Polizei-Arbeit durchleuchteten die Grundschüler der dritten und vierten Klasse. Ausgestattet mit Handschellen, Kelle und Arbeitsgürtel, mussten sie Vergehen nachgehen, um die Kladde voll zu bekommen. Ein Musiker mit Gitarre am Straßenrand wurde kontrolliert und aufgefordert: »Begleiten Sie mich.« Seine Antwort: »Welches Lied wollen sie singen?« Oder der betrunkene Autofahrer, dem der Polizist riet: »Hände weg vom Lenkrad.« Dessen Reaktion: »Was, ich soll auch noch freihändig fahren?« Ihre Scherze brachten Stimmung in den Saal, riefen wahre Lachsalven hervor. Nicht minder die Jungs der Hütte Wilsingen, die mit ihrer »Aschenputtel«-Version bestens beim Publikum ankamen. Oder die »Zwoi Fleck Beasea« Barbara Ott und Yvonne Rudolf, die sich an den Hausnamen in Wilsingen aufhielten und zu jedem eine Geschichte parat hatten. Ihre Dialoge waren sehr gewitzt und auch aufschlussreich, zur Freude der Anwesenden.
Dann standen die »Helden« auf der Bühne, die passend zur Wahl die »Heldenpartei« gegründet haben und nur beste Lösungen auf Lager hatten. Zum einen revanchierten sie sich bei den Pfronstettern für deren anscheinenden Pferchkarrenklau Anfang des 19. Jahrhunderts mit dem Abbau ihres Spielplatzes. Aufgebaut wurde er auf dem Wilsinger Spielplatz, denn der lasse zu wünschen übrig und es sei einiges kaputt. Vielleicht ein Aufruf an die Bürgermeisterin Katja Fischer, die auch zum Einsatz kam beim manuellen Zuziehen des Bühnenvorhangs. Das Auf und Zu mussten Hölz und Jan Brunner, sein Assistent und zweite Hand hinter der Bühne, stets erledigen. Auch das möglicherweise ein Appell für Neuerungen an dem in die Jahre gekommenen und inzwischen zu kleinen Dorfgemeinschaftshaus? Die Besucher hatten ihren Spaß, auch an der Büttenrede von »Onkel Fritz«, also Florian Schweizer. Seine Anregungen und Sorgen zu Leben, Liebe und Politik hatte er in Versform gebracht und im Nachthemd samt Schlafmütze zum Besten gegeben.
Schmied, Schlangafanger und Lumpenkapelle
»Wir haben über 300 Mitglieder in unserem Narrenverein und das in unserem kleinen Ort. Eine super Quote«, hält Hölz fest. Im Jahr 1988 wurde der Verein gegründet mit Schlangafanger-Kostüm und Maske, dazu kam die Lumpenkapelle und seit Kurzem die Schmied-Figur. Der Schmied war es, der der Legende nach als Mutigster die Schlange auf dem Kirchturm beseitigen wollte und stattdessen den Schatten eines Schmetterlings bekämpfte. Einige Mitglieder, die mittlerweile seit Jahren dabei sind, galt es zu ehren. So etwa Juliane Riedle und Alexander Vetter für 33 Jahre Mitgliedschaft, Jonas Arnold, Markus Arnold, Silas-Timo Bross, Brigitte Hiemer, Nadja Hiemer, Uwe Hiemer, Melanie Schenzle und Marco Uhland für 22 Jahre.