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Aktuell Geologie

Schatz aus dem Steinbruch

MÜNSINGEN-BÖTTINGEN. Er schmückt Schlösser in Stuttgart und Ludwigsburg, aber viele kennen nicht einmal seinen Namen. Vermutlich halten sie ihn seines eleganten Aussehens und seiner Bezeichnung wegen für einen Italiener. Dabei kommt der Stein, dessen rotbraun-weiße Marmorierung an ein Stück Speck erinnert, aus einem Steinbruch, den die Herren von Württemberg lange in eigener Regie und ganz in ihrer Nähe betrieben, um ihre Residenzen damit zu verschönern: Im Münsinger Teilort Böttingen wurde 200 Jahre lang Marmor abgebaut.

Christoph Gruner von der Arge Höhle und Karst, Münsingens Touristik-Chef Bernd-Matthias Weckler (von links), die Böttinger Ortsv
Christoph Gruner von der Arge Höhle und Karst, Münsingens Touristik-Chef Bernd-Matthias Weckler (von links), die Böttinger Ortsvorsteherin Margit Simmendinger und ihr Vorgänger Erhard Holzschuh mit der neuen Info-Tafel zum Böttinger Marmor. Foto: Marion Schrade
Christoph Gruner von der Arge Höhle und Karst, Münsingens Touristik-Chef Bernd-Matthias Weckler (von links), die Böttinger Ortsvorsteherin Margit Simmendinger und ihr Vorgänger Erhard Holzschuh mit der neuen Info-Tafel zum Böttinger Marmor.
Foto: Marion Schrade
Auch der Gedenkstein für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Böttingens Ortsmitte wurde aus diesem Material gemacht. Jetzt hat der Marmor sein eigenes Denkmal bekommen: Die Stadt Münsingen hat, unterstützt von Fachleuten und Böttinger Bürgern, eine Info-Tafel entworfen und aufgestellt. Besucher erfahren, wie der Böttinger Marmor – der streng genommen gar kein echter Marmor, sondern ein Travertin ist – entstand, wie er abgebaut wurde und welche Geschichte sich hinter dem Böttinger Gefallenen-Denkmal verbirgt. 1922 errichtet, war es aufgrund extremer Witterungsverhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg so stark angegriffen, dass es abgetragen werden musste.

Bürger retten Denkmal

In den 1990er-Jahren plante eine Gruppe Böttinger Bürger um den damaligen Ortsvorsteher Erhard Holzschuh, das Denkmal wieder aufzubauen. Neben Zeichnungen im Stadtarchiv fanden sich auch Originalbauteile und sonstige Marmorstücke, die sich für Reparaturen eigneten, bei Privatleuten wieder. Seit Juni 2005 hat Böttingen ein neues altes Denkmal. Nun ist die Info-Tafel hinzugekommen. Als wertvolle Quelle hierfür erwies sich eine Broschüre, deren Informationsgehalt vor allem der Arge Höhle und Karst in Grabenstetten zu verdanken ist. Die Gruppe befasste sich intensiv mit der Geologie des Steinbruchs, der 1964 stillgelegt wurde, und bot in den vergangenen Jahren auch Führungen an. Böttinger Marmor gilt auch als bedeutende Fossilfundstelle. Reste von Pflanzen und Tieren sind hier in außergewöhnlicher Form konserviert: Die Körper sind nicht flachgedrückt, sondern als Abgüsse, also Hohlformen, räumlich erhalten.

Allerdings darf das Gelände inzwischen nicht mehr betreten werden. Das zu ändern, ist das nächste Ziel der Stadt Münsingen, wie Touristik-Chef Bernd-Matthias Weckler betont: »Wir sind in Kontakt mit dem Landesamt für Geologie und mit den Naturschutzbehörden, um zu klären, unter welchen Voraussetzungen der Steinbruch für Besucher geöffnet werden kann.« Denn daran, dass der Böttinger Marmor auf der Alb, die nicht nur Biosphärengebiet, sondern auch Geo-Park ist, einen hohen Stellenwert hat, besteht für ihn und alle anderen Beteiligten keinerlei Zweifel.

Auch die Broschüre »Bunter Fels aus heißen Quellen«, die inzwischen fast vergriffen ist, wird deshalb nachgedruckt. Noch vor Weihnachten sollen die neuen Exemplare unter anderem in der Münsinger Touristik-Information erhältlich sein. Die Böttinger Bürger haben nach ihrer gelungenen Denkmal-Aktion einen zweiten großen Plan, den sie möglichst bald mithilfe der Stadt umsetzen wollen: In einem Schaukasten sollen Stücke aus Marmor ausgestellt werden. (GEA)