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Aktuell Versammlung

Sanierungskosten belasten den Schwäbischen Albverein

Das gab es noch nie: Die Versammlung des Hauptvereines des Schwäbischen Albvereins findet in der kleinen Gemeinde Mehrstetten statt.

Die Preise für die Sieger des Schulwanderwettbewerbs sind von Gerlinde Kretschmann übergeben worden.  FOTO: PRIVAT
Die Preise für die Sieger des Schulwanderwettbewerbs sind von Gerlinde Kretschmann übergeben worden. FOTO: PRIVAT
Die Preise für die Sieger des Schulwanderwettbewerbs sind von Gerlinde Kretschmann übergeben worden. FOTO: PRIVAT

MEHRSTETTEN. Es ist bisher einzigartig in der Geschichte des Schwäbischen Albvereins, dass eine so kleine Gemeinde wie Mehrstetten die Hauptversammlung des Hauptvereins durchführt. In Zusammenarbeit mit dem Ermsgau ist dies der Ortsgruppe unter der Leitung von Werner Schrade bestens gelungen. Geboten wurde ein buntes Programm, unter anderem mit Wanderungen.

In der Halle wurde ein unterhaltsames Programm geboten, das, wie Präsident Dr. Hans-Ulrich Rauchfuß betonte, »in tollster Erinnerung« bleiben wird. Er ging in seinem Bericht auf die vielfältigen Aufgaben des Schwäbischen Albvereins ein, der dank großen ehrenamtlichen Einsatzes nicht nur das Wandern auf vielen Wegen ermöglicht, sondern sich auch »praktisch« in Sachen Klima- und Naturschutz einbringt. »Wir müssen uns aktiv an der Energiewende beteiligen«, sagte Rauchfuß und wies darauf hin, dass auf dem Dach der Hauptgeschäftsstelle in Stuttgart eine Fotovoltaikanlage installiert worden ist, aber auch auf die vielen Naturschutzmaßnahmen, die von den Ortsgruppen geleistet werden.

Mitgliedsbeiträge werden erhöht

Probleme bereitet dem Hauptverein die Unterhaltung der Wanderheime und Aussichtstürme. So musste der Katharinenlindenturm im Landkreis Esslingen für rund 150.000 Euro renoviert werden, am Gönninger Roßberghaus und am Gomadinger Sternberghaus waren Brandschutzmaßnahmen für eine große Summe durchzuführen, und das Wasserberghaus bei Schlat benötigte eine neue Stromleitung für rund 250.000 Euro. Das Wanderheim Rauhenstein im Landkreis Tuttlingen musste ganz geschlossen werden, nachdem der Pächter alles ausgeräumt hatte und getürmt war. Er hat laut Rauchfuß dem Albverein einen großen Schuldenberg hinterlassen.

Gerlinde Kretschmann (links) im Gespräch mit Albvereins-Mitgliedern, die sich bereit machen für eine Wanderung.
Gerlinde Kretschmann (links) im Gespräch mit Albvereins-Mitgliedern, die sich bereit machen für eine Wanderung. Foto: Maria Bloching
Gerlinde Kretschmann (links) im Gespräch mit Albvereins-Mitgliedern, die sich bereit machen für eine Wanderung.
Foto: Maria Bloching

All die großen finanziellen Belastungen führen nun dazu, dass der Mitgliedsbeitrag um 5 Euro pro Jahr erhöht werden muss, außerdem ist im Jahr 2024 von jedem Mitglied eine einmalige Klima-Umlage in Höhe von 3 Euro zu zahlen. Denn der Klimawandel sorge dafür, dass sich auch die Wandergruppen auf veränderte Bedingungen einstellen müssten.

Klimawandel großes Thema

In seiner Festrede ging Regierungspräsident Klaus Tappeser, selbst seit 25 Jahren Albvereinsmitglied, ebenfalls auf den Klimawandel ein. Der betreffe alle, habe erhebliche wirtschaftliche und soziale Konsequenzen und enorme Auswirkungen auf die Umwelt.

»Der Schwäbische Albverein ist eine der zentralen Säulen im Naturschutz. Der Staat gibt die Rahmenbedingungen vor, aber umgesetzt werden muss es von unten herauf. Insbesondere fürs Biosphärengebiet sind Ihre Leute unverzichtbar.« Für den ersten Landesbeamten des Landkreises Reutlingen, Hans-Jürgen Stede, war das Fest deshalb die Gelegenheit, danke zu sagen allen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, die das Gesicht des Landkreises entscheidend mitprägen.

Wanderparadies Landkreis

Immerhin pflegen sie mehr als 1.000 Kilometer Wanderwege und unterhalten Aussichtstürme und Wanderheime: »Ohne den Schwäbischen Albverein wäre der Landkreis Reutlingen viel weniger attraktiv. Er ist ein Wanderparadies, weil die Wanderwege ständig gesichert und in ihrer Qualität weiterentwickelt werden«, sagte Stede und lieferte Zahlen als Beleg: mehr als eine Million Übernachtungen und zehn Millionen Tagesgäste jährlich, mit steigender Tendenz.

Viele Banner der Albvereins-Ortsgruppen waren in der Mehrstetter Festhalle zu sehen.  FOTOS (2): BLOCHING
Viele Banner der Albvereins-Ortsgruppen waren in der Mehrstetter Festhalle zu sehen. FOTOS (2): BLOCHING Foto: Maria Bloching
Viele Banner der Albvereins-Ortsgruppen waren in der Mehrstetter Festhalle zu sehen. FOTOS (2): BLOCHING
Foto: Maria Bloching

Deshalb werde nun auch das Grundwanderwegenetz konsolidiert und einheitlich beschildert. Dafür stehen 700.000 Euro vom Land zur Verfügung. Lob gab es von Stede für die Natur- und Landschaftspflege der Albvereinsmitglieder. Seit 2014 wurden rund 12.200 Stunden Naturschutzarbeit im Ehrenamt erbracht und damit ein Beitrag zum Artenreichtum geleistet. Diese Pflegeeinsätze wurden mit rund 430.000 Euro direkt an die Ortsgruppen honoriert. »Für den Landkreis und die Gemeinden ist der Albverein ein wichtiger, guter und verlässlicher Partner«, so Stede.

Mehrstettens Bürgermeister Robert Mellinghoff schloss sich diesem Dank an und würdigte den Albverein für seine Heimatverbundenheit, Tradition und Gemeinschaft. Parallel zur Hauptversammlung gingen rund 160 Teilnehmer bei verschiedenen Wandertouren rund um Mehrstetten an den Start.

Preise für Schülergruppen

Als besonderer Gast konnte Gerlinde Kretschmann, die Frau des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, bei der Hauptversammlung begrüßt werden. Sie war Schirmherrin des Schulwanderwettbewerbs »Wir tun was für das Klima«, an dem 460 Schülerinnen und Schüler aus neun Schulen mit Naturbetrachtungen, Wanderungen und Aktionen rund um eine klimafreundliche Schule beteiligt waren. »Wir wissen alle, dass der Klimaschutz die große Aufgabe unserer Zeit ist«, betonte Gerlinde Kretschmann bei der Siegerehrung. »Und deshalb kann man gar nicht früh genug damit anfangen, sich um das Klima zu kümmern«.

Erste Plätze mit einem Preisgeld von je 300 Euro erreichten zwei Gruppen von der Grundschule Mehrstetten, die Friedrich-Schiller-Realschule aus Langenau sowie die Theodor-Dierlamm-Schule aus Stetten. Auf Platz zwei mit einem Preisgeld von je 200 Euro kamen die Grundschule Schmiechen, die Grundschule Erbstetten, die Urspringschule und die Karl-Georg-Haldenwang-Schule aus Münsingen. Der dritte Platz mit einem Preisgeld von 100 Euro ging an die Seyboldschule aus Metzingen. Mit dem mit 200 Euro dotierten Sonderpreis wurde die Grundschule Römerstein ausgezeichnet. (GEA)