PFRONSTETTEN. Er macht’s definitiv nicht mehr: Nach fast 16 Jahren als Bürgermeister von Pfronstetten teilt Reinhold Teufel mit, dass er nicht für eine dritte Amtszeit kandidieren wird. In einem offenen Brief wendet er sich über die Gemeinde-Homepage und die Medien an die Öffentlichkeit. »Es war keine einfache Entscheidung, schließlich habe ich in den vergangenen Jahren viel Herzblut und Einsatz investiert, um die Gemeinde nach nicht einfachen Zeiten zu ordnen und in eine gute Zukunft zu führen«, schreibt er.
»Der richtige Zeitpunkt für einen Neustart«
Nichtsdestotrotz war die Zeit reif für eine Entscheidung samt deren Verkündigung: Im Juni wird der Gemeinderat neu gewählt, im Juli ist die Bürgermeisterwahl vorgesehen. »Die Wahlvorbereitung steht an, man muss jetzt Klarheit schaffen.« Teufels Verpflichtungen enden im August. So bleibt Zeit, die Weichen für die Wahl zu stellen und die Suche nach potenziellen Bewerbern ums Bürgermeisteramt rechtzeitig zu beginnen. Und auch Teufel selbst war und ist auf der Suche: Den Wunsch, beruflich noch einmal eine neue Herausforderung anzugehen, nennt er als Hauptgrund für seine Entscheidung.
Völlig überraschend kommt das nicht: Vor ziemlich genau einem Jahr hatte der heute 53-Jährige seinen Hut in den Ring geworfen, als in Trochtelfingen ein neuer Bürgermeister gesucht wurde. Gefunden wurde eine Bürgermeisterin: Katja Fischer setzte sich mit 65,08 Prozent der Stimmen klar gegen Teufel durch. Teufel will den Neustart, wenn nicht in Trochtelfingen, dann woanders. »Und hierfür wäre aus meiner Sicht jetzt der richtige Zeitpunkt. Wenn ich’s jetzt noch mal machen würde, wäre ich nach der Amtszeit 62 Jahre alt. Dann brauche ich nichts Neues mehr anfangen«, erklärt er im GEA- Gespräch. Über seine Pläne lässt er verlauten: »Welchen Weg ich ab September gehen möchte, werde ich zur gegebenen Zeit bekannt geben. Bis dahin werde ich mich aber weiter mit vollem Einsatz für die Gemeinde Pfronstetten und ihre Bürgerinnen und Bürger einsetzen.«
Dass in Hettingen, wo er im Rathaus gelernt hat, ausgerechnet jetzt ein neuer Chef gesucht wird, dürfte Spekulationen schüren. Will Teufel, der in Inneringen wohnt, Schultes in der alten Heimat werden? Klares Dementi: »Da werde ich definitiv nicht auf dem Stimmzettel landen, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.« Sein Grundsatz, nicht da zu arbeiten, wo man wohnt, habe sich bewährt, betont er. Seine Entscheidung nicht erleichtert, sondern zumindest gefühlt eher schwerer gemacht hat ihm der Rückhalt aus der Bürgerschaft: Nach der Wahlniederlage in Trochtelfingen hatte er sich übers Amtsblatt an die Bürger gewandt und offen darum gebeten, ihm mitzuteilen, ob er als Gemeindeoberhaupt in Pfronstetten weiterhin gewünscht sei. »Die Rückmeldungen waren überwiegend positiv. Deshalb habe ich schon noch mal überlegen müssen – ansonsten wäre meine Entscheidung, nicht mehr zu kandidieren, gleich klar gewesen.«
Die Gründe für seine Neuorientierung sieht er weniger in der Gemeinde als auf übergeordneter Ebene. Die politischen Rahmenbedingungen von Bund und Land »machen Handlungsspielräume enger, dabei werden Verpflichtungen und Aufgaben immer mehr. Die Perspektivlosigkeit ist manchmal frustrierend«. Als Beispiel nennt er die Schaffung von Wohnbauland. Auch Personal sei immer schwieriger zu finden, auch wenn Pfronstetten das Glück habe, hier gut aufgestellt zu sein. Als Teufel 2008 seine Arbeit in der »Post-Waibel-Phase« aufnahm, wie er sagt, hatte er keinen leichten Start. Die Rede ist von Amtsvorgänger Raimund Waibel, der nach vier Jahren vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden war – wegen etlicher Versäumnisse und Skandälchen. Teufel musste erst einmal die Gemeindeverwaltung neu aufstellen. »Einen Kämmerer gab’s damals gar nicht«, sagt er. Dass die finanziellen Verhältnisse trotz allem geordnet waren, sei Gerhard Manz zu verdanken. Der Zwiefalter Kämmerer war in der Not eingesprungen.
Heute arbeiten zwischen 40 und 50 Leute für die Kommune, sagt Teufel. Seine Mitarbeiter wissen seit Dienstag davon, dass ihr Chef geht – Jubelstürme, so Teufel, habe er für seine Ansage nicht geerntet. Das ist in diesem Fall ein Kompliment. Gemeinsam mit den Mitarbeitern und dem Gemeinderat sei vieles von dem gelungen, was er sich 2008 vorgenommen habe. »In der Verwaltung, beim Bauhof und in allen anderen Bereichen sind wir gut aufgestellt und können den Herausforderungen der Zukunft mit Zuversicht begegnen. Dies erleichtert mir meine Entscheidung und der Gemeinde sicherlich auch den Übergang.« Der neue Bauhof wurde im vergangenen Jahr eingeweiht, er zählt – wie beispielsweise auch das Dorfgemeinschaftshaus in Huldstetten oder die Neugestaltung der Hüle in Pfronstetten – zu den Projekten, auf die Teufel mit Stolz blickt.
»Ich hatte nie ein Problem mit Veränderungen«
Die Trochtelfinger Niederlage beschäftige ihn nicht mehr, »da bin ich ganz unemotional und pragmatisch«. Jetzt freue er sich auf Neues. »Ich hatte nie ein Problem mit Veränderungen, mir gefällt das.« Er sei immer noch gerne Bürgermeister, »das ist ein sehr abwechslungsreicher Spannungsberuf, aber alles hat seine Zeit«. Einen Satz, der jüngst bei der Verabschiedung der Schulleiterin fiel, zitiert er gerne: »Wenn du nie eine Seite umblätterst, kannst du auch nie eine neue Seite lesen.« Lesen darf er, wenn die Rathaus-Ära endet, erst mal die »lange Liste meiner Frau, was ich daheim erledigen muss«. Auch in seinem Waldstück, in dem der Sturm etliche Bäume umgeworfen hat, gebe es einiges zu tun. Nicht nur lesen, auch schreiben kann sich Teufel vorstellen. »Ich habe viele Jahre lang Theater gespielt«, erzählt er, »nach 16 Jahren Rathaus könnte ich auch ein Stück schreiben.« Vorbild: Bürgermeister-Kollege Bernd Gombold aus Inzigkofen, dessen Lustspiele auf der Alb von Laientheatern rauf und runter gespielt werden. In seinem Stück, sagt Teufel augenzwinkernd, würde auch ein Dorfbürgermeister vorkommen. »Es hätte ein Drama werden können, es wird aber eine Komödie. Ich sehe immer das Positive.« (GEA)

