»Marbach war ein Grund für das Entstehen des Biosphärengebiets«Es soll. Ja es muss in Landesbesitz bleiben, betonen Reumann und die Bürgermeister in ihrem Brief an den Ministerpräsidenten und machen darin auf die Bedeutung des Kulturgutes aufmerksam. 1514 gegründet, 1573 unter der Herrschaft Herzog Ludwigs des Frommen mit dem Titel eines Hof- und Landgestüts geadelt und erst 1817/18 verstaatlicht und als Landgestüt mit der Aufgabe betraut, Hengste für die Landespferdezucht zu halten, zählt Marbach zu den ältesten Pferdezuchtstätten Deutschlands und Europas.
Marbach ist Pferdezuchtbetrieb, Erhalter alter gefährdeter Rassen wie Altwürttemberger und Schwarzwälder Füchse, Ausbildungsbetrieb und Kompetenzzentrum, in Marbach wird Reit- und Fahrkultur gepflegt, werden 180 bauhistorisch wertvolle Gebäude erhalten, die das besondere Ambiente dieses Gestütshofes ausmachen. Marbach ist durch seine Deck- und Servicestationen mit vielen Gemeinden im Land verbunden und mit den europäischen Staatsgestüten bestens vernetzt. Marbach glänzt durch seine Hengstparaden, macht mit internationalen Araberschauen und Marbach Classics von sich reden und ist der touristische Mittelpunkt und Besucherbringer auf der Alb und als solches ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor im ländlichen Raum. So wurde es aufgezählt.
»Marbach muss man mit seinen Vorwerken und Deckstationen als System sehen«, sagte der Alt-Bürgermeister von Römerstein und Neu-CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth. Und weiter: »Aus Sicht des Landes war Marbach mit ein Grund für das Entstehen des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.«
Landrat Reumann will das Finger-weg-von-Marbach-Schreiben an den MP rein vorsorglich verstanden wissen. Es ist mit einer Einladung verbunden. Winfried Kretschmann und sein Vize, der Reutlinger SPD-Landtagsabgeordnete und Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid, sollen Marbach besuchen. Dabei wollen Reumann und die Bürgermeister der Regierungsspitze ins Gewissen reden, »dass weitere Kürzungen den Fortbestand des Gestüts gefährden können«. Die Marbach-Bekenner wollen Sicherheit fürs Gestüt und letztendlich für den Landkreis. Weil, so formulierte es der FDP-Landtagsabgeordnete Andreas Glück: »Auch Gerüchte und Worte können Schaden anrichten.«
»Gemeinsames Bekenntnis für ein Stück Baden-Württemberg«Würde der Marbacher Etat, den Glück mit der Größenordnung von 3 bis 5 Millionen Euro jährlich bezifferte, beschnitten werden, würde das als Erste die Deckstationen betreffen. Dass der Arzt auch in der Pferdezucht bewandert ist, zeigte seine Äußerung: »Das Bekenntnis zu den Deckstationen ist auch ein Bekenntnis für einen großen Genpool.« Auf seine Anfrage an den Landtag habe Glück zwar erfahren, dass Marbach auf der Suche nach Einsparpotenzialen jetzt außen vor bleiben soll, dennoch stelle er sich hinter das gemeinsame Bekenntnis für Marbach. »Das ist auch ein gemeinsames Bekenntnis für ein Stück Baden-Württemberg.«
»Marbach wird nicht angetastet, das weiß ich von Nils Schmid«Derweil musste Klaus Käppeler als Abgeordneter der Landes-SPD den Part des Rechtfertigers einnehmen. Käppeler, in der Landwirtschaft aufgewachsen, »ich kenne den Wert der Pferde«, erinnerte an Schmids Dementi zu den Privatisierungs- oder Kürzungsüberlegungen. »Ich dachte, das sei erledigt. Die jetzige Regierung steht hinter Marbach«, betonte der Politiker. Allerdings dürfe es nicht verboten sein, dass eine Arbeitsgruppe über die Neuausrichtung der Landesanstalten berät. »Marbach wird nicht angetastet. Das weiß ich von Nils Schmid«, sagte Käppeler klipp und klar. (GEA)