ST. JOHANN. Gut bekannt und ein Anziehungspunkt für Wanderer ist das geheimnisvolle Rutschenbrünnele zwischen der Rohrauer Hütte und dem Rutschenfelsen. Im Sommer 2021 erhielt die Quelle auf Initiative von Albert Bosler vom Schwäbischen Albverein eine neue Schautafel. Kaum bekannt ist dagegen das Pfaffenbrünnele, das sich wenige Hundert Meter entfernt an der Fohlensteige befindet.
Historiker gehen davon aus, dass bereits keltische Siedler auf der Albhochfläche vor rund 2.500 Jahren die Rutschenquelle nutzten. Sie spielte auch in den kommenden Jahrhunderten eine große Rolle, denn Wasser war im Karstgebiet der Schwäbischen Alb, wo es durch zahllose Risse und Spalten schnell abfließt, selten und kostbar.
Von 1681 an wurde am Rutschenbrünnele auch das Vieh des nahen Rutschenhofs getränkt, das dort für den Holztransport gehalten wurde. Upfinger Bauern, die das Gelände eine Zeit lang als Viehweide gepachtet hatten, nutzten die Quelle ebenfalls. 1829 brach man den Rutschenhof ab. Erhalten ist nur noch das weiß gestrichene Rutschenhofhäusle aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, das 1819 als Wasch- und Backhaus nachgewiesen ist. Heute dient es als Wetterschutz.
Geht man von dort nach vorn zur Kante der Rutschenfelsen, dann weiter nach links und hinunter auf die Fohlensteige, zweigt hangabwärts linkerhand ein Waldweg ab, der mit leichter Neigung zum Pfaffenbrünnele führt. Auf einem Plateau wurde in einer Breite von rund zwei Metern und einer Höhe von rund drei Metern eine Quelle gefasst. Dort tritt das Regenwasser aus, das auf der Hochfläche versickert. Das rechteckige Becken ist, wie beim Rutschenbrünnele, mit Tuffsteinquadern überwölbt. Deutlich ist die halbrunde Fassung am Hang zu sehen.
Das Pfaffenbrünnele ist in Bleichstetten bekannt, ohne dass jedoch etwas über die Herkunft oder Bedeutung des Namens zu erfahren wäre. Heimatforscher Ernst Strähle kennt die Quelle als Gündelbrunnen, weiß jedoch nichts Näheres. »Es könnte sein, dass dies ebenfalls eine Viehtränke war«, vermutet er. Rätselhaft bleibt auch, ob auf der Geländestufe, die zumindest teilweise in den Hang getrieben erscheint, früher ein Gebäude gestanden haben könnte. (GEA)