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Poesie zum Nachdenken am Wanderweg im Lautertal

An Bänken und Wegzeigern zwischen Gomadingen und Wasserstetten kleben kleine weiße Täfelchen mit Versen. Doch wer ist der Urheber?

Verse zum Nachdenken und zum Lachen gibt es entlang der Lauter.
Verse zum Nachdenken und zum Lachen gibt es entlang der Lauter. Foto: Gabriele Böhm
Verse zum Nachdenken und zum Lachen gibt es entlang der Lauter.
Foto: Gabriele Böhm

GOMADINGEN. Neben herrlicher Landschaft und guter Luft gibt es seit Kurzem an der Lauter zwischen Gomadingen und Wasserstetten auch Poesie zu bewundern. Ein bislang unbekannter Dichter hat seine Verse an Bänken, Wegzeigern und Brücken angebracht.

Da ist zum Beispiel »ein-samkeit - so heisst das gespenst des alters« zu lesen. In diesem Fall ausgerechnet an der Infotafel am Gomadinger See, an dem immer ein fröhliches Treiben und Geselligkeit herrschen. Was für ein Kontrast, denkt sich der Wanderer.

Bis zur Regenwasserbehandlungsanlage hat man Zeit, darüber nachzudenken, denn dort wartet schon das nächste Gedicht. Hier heißt es »rechthaber. recht ist nur recht für den der hat. recht ist haben«. Könnte da was dran sein? Und könnte eine Kläranlage solche Fragen klären?

Kaum ein Zweifel dürfte wohl bestehen an der Aussage des Gedichts hinter dem Schelmenbühl. An der Abzweigung des Radwanderwegs Richtung Nordosten, wo auf dem bekannten Rasendreieck übrigens eine neue Bank entstand, liest man »kunst ist prozess. das produkt ist neben-sächlich«. Über Kunst lässt sich bekanntlich nicht streiten. Sie hat ihren Sinn in sich selbst. Wichtig ist der Prozess des Kunstschaffens – viele Gedanken durchziehen den Kopf.

Beim Weitergehen lässt sich trefflich darüber sinnieren, wobei die dreifache Wegkreuzung vorher noch einen Entscheidungsprozess, wo es denn nun hin gehen soll, verlangt. Folgt man dem Radwanderweg Richtung Dapfen, liest man an der Brücke »freiheit die ich meine. Wie frei ist frei?«. Immerhin hat die Lauter die Freiheit, nach Herzenslust zu mäandern. Auf der anderen Brückenseite die Frage aller Fragen: »warum?« Mit der Antwort »leben weil tod, tod weil leben. darum«. Oha, gut, dass der Weg noch lang ist.

Die Verse werfen Fragen auf, über die sich beim Wandern trefflich nachdenken lässt.
Die Verse werfen Fragen auf, über die sich beim Wandern trefflich nachdenken lässt. Foto: Gabriele Böhm
Die Verse werfen Fragen auf, über die sich beim Wandern trefflich nachdenken lässt.
Foto: Gabriele Böhm

Alle Sprüche sind auf quadratischen, laminierten weißen Täfelchen angebracht, nur ganz leicht angeklebt. Was vermuten lässt, dass das eine oder andere Gedicht vielleicht schon den Weg in eine Jackentasche gefunden hat. Oder ist's vielleicht sogar die Absicht des Poeten, auf diese Weise Kunst unters Wander- und Radlervolk zu bringen? Zum Nachdenken anregen möchte er ganz offensichtlich auf jeden Fall.

Aber wer ist denn nun der Straßenpoet? Auf dem Gomadinger Rathaus herrscht Ratlosigkeit und auch künstlerisch beschlagene Menschen können keinen Hinweis geben. Aber vielleicht gibt es einen kleinen Tipp an der neuen Bank selbst. Mindestens scheint es sich um einen Dichter und nicht um eine Dichterin zu handeln, denn dort heisst es: »mein weib nennt mich einen scheiss-kerl. du nennst mich dein idol. die wahrheit wird wohl irgendwo in der mitte liegen«. (GEA)