TROCHTELFINGEN. Schule, Konservenfabrik, Kindergarten: 1965 war das Schulhaus nach etwa zwei Jahren Bauzeit in Hausen eingeweiht worden, 1970 schloss die Einrichtung bereits wieder, eine Kuttelfabrik zog ein. Seit dem 5. April 1994 werden in dem Haus Kinder betreut. Vieles im Gebäude ist noch im Originalzustand, wie Margit Supper vom Büro Supper Heinemann erklärt. Die Bodenbeläge zum Beispiel oder die Toiletten. Das allein ist aber nicht Grund dafür, dass der Gemeinderat in seiner alten Besetzung kurz nach dem 30. Kindergartengeburtstag im vergangenen Jahr beschlossen hat, das Haus umzubauen. Hier soll eine zusätzliche Kindergartengruppe entstehen. Das ist zwar ohne großen Aufwand möglich, aber trotzdem sind Kosten in Höhe von rund 490.000 Euro dafür veranschlagt. Denn auch eine neue Heizung muss eingebaut werden.

Bisher erleben 15 Mädchen und Jungen ihre Tage im Kindergarten Hausen. 17 mehr, also 32, zwischen null und sechs Jahren sollen nach dem Umbau hier betreut werden, zehn in einer Gruppe unter drei Jahren, 22 in einer für über Dreijährige. Zwei Gruppenräume gibt es bereits, das ist eine gute Voraussetzung. Aber um den Anforderungen gerecht zu werden, muss noch weiter ins Gebäude eingegriffen werden. Die Kellerräume - bisher von Feuerwehr, DRK und der Gleitschirmflugschule Luftikus genutzt - bekommen neue Funktionen. Und die angrenzende Halle mit Küche, Sanitär- und Mehrzweckräumen wird ins Umbaukonzept mit einbezogen.
Ein Sichtfenster muss eingebaut werden
Was noch gemacht werden muss: Das Zimmer, in dem sich im Erdgeschoss Büro, Teeküche, Personal- und Besprechungsraum befinden, soll zum Schlafraum werden. Damit er vom großen Gruppenraum eingesehen werden kann, muss die Wand durchbrochen und eine Tür mit Sichtfenster eingebaut werden. Ein weiterer Türdurchbruch - samt Sicherung - muss vom Foyer zum Windfang der Kita geschaffen werden, damit ein offenes und barrierefreies Haus entsteht und die Kinder den gesamten Platz nutzen können. Außerdem muss der Treppenbereich hinunter ins Untergeschoss anders gesichert werden. Bisher dient eine Holzabtrennung und ein Netz dafür, dass die Mädchen und Jungen nicht in Gefahr geraten. Die Garderobe wird neu konzipiert und vergrößert. Die größeren Kinder sollen die WCs der Halle nutzen, die bisherigen Kindergartentoiletten - eine war erneuert worden, als die Kooperation mit Mariaberg (1999 bis 2011) bestand - sind noch im Zustand der 60er-Jahre und werden überarbeitet, Margit Supper zeigte Farbmuster für Toiletten mit grünen und blauen Sitzen, Bodenbelag und Fliesen.
Decken und Böden im Untergeschoss werden erneuert. Die Teeküche wird in einem der Räume eingebaut, der Abstellraum samt Archiv wird zum Elternsprechzimmer, der Vereins- zum Personalraum und Büro. Der Materialraum wird zum Ausweich-Ruheraum für die über dreijährigen Kinder umgebaut. Außerdem befindet sich unten auch noch das »Sorgenkind Heizung«, wie Bürgermeisterin Katja Fischer sagt. Die Pläne im vergangenen Jahr sahen nicht vor, die Anlage zu erneuern. 2024, als sich der Gemeinderat dazu entschlossen hatte, dass die Kita umgebaut werden und die Stadt Förderanträge beim Land für investive Maßnahmen zur Schaffung von zusätzlichen Betreuungsplätzen für Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt sowie für Mittel aus dem Ausgleichsstock stellt, lag die Kostenschätzung bei 338.000 Euro, ohne Heizungsaustausch. Dieser ist aber unumgänglich, rund 110.000 Euro mehr müssen dafür eingeplant werden.
Stadt hat Hausaufgaben gemacht
Weder für die Fachförderung noch die Mittel aus dem Ausgleichsstock gibt es bislang Zusagen. Auch das Landratsamt lässt auf sich warten, die Baugenehmigung steht noch aus, die Beantragung der Betriebserlaubnis läuft. Die Stadt hat die Hausaufgaben gemacht, Personal ist schon gefunden. »Wir erhalten Initiativbewerbungen und können einstellen«, sagt Fischer. Der Gemeinderat hat den Plänen bei einer Gegenstimme grünes Licht gegeben. Nun wird die Ausschreibung versandt, Submission soll am 16. Juni, Vergabe am 8. Juli sein. Geplant ist, dass während der Schließtage der Kita in den Sommerferien die Türdurchbrüche hergestellt werden, die Zeit nach den Ferien werden die Mädchen und Jungen in der Halle verbringen, damit die Bauarbeiten im laufenden Betrieb erledigt werden können. »Ende Dezember wollen wir fertig sein«, sagt Margit Supper.
Entgegenkommen ist von den Vereinen, die die Mehrzweckhalle nutzen, gefragt: Sie müssen sich Ausweichorte für ihre Aktivitäten suchen. Das sollte aber kein Problem in Trochtelfingen sein. »Das ist eine einmalige Chance, das Gebäude aufzuwerten«, sagt Stadtrat Martin Tschöpe. »So kann das gesamte Gebäudeensemble besser genutzt werden. Und besser können wir unser Kinderbetreuungs-Problem nicht lösen.« Und schließlich seien die Hausener - etwa 230 Einwohner hat der Ortsteil - stolz auf ihren Kindergarten und ihre Halle. Denn schließlich hat die damals 265 Einwohner kleine und noch eigenständige Gemeinde Mitte der 60er-Jahre 600.000 Mark in den Bau des Schulhauses investiert. (GEA)