GAMMERTINGEN. Die Entscheidung ist dem Gammertinger Gemeinderat nicht schwergefallen: Auf die Dächer der Sammelkläranlage wird eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 76,5 Kilowatt-Peak installiert. Die Investition von knapp 120.000 Euro sollte sich im neunten Betriebsjahr amortisiert haben, hatte das Gammertinger Unternehmen Elektrotechnik Rukwid errechnet. Allerdings hatte der Gemeinderat noch ein Wunsch: Die Solarmodule sollen aus deutscher Fertigung kommen, die Anschaffungskosten erhöhen sich damit um 5.800 Euro, rechnen wird sich die Anlage trotzdem.
Dächer sind stabil genug
Danach deckt der Eigenstrom den Bedarf des Klärwerks vollständig, es bleibt sogar noch ein kleiner Einspeisegewinn von rund 1.000 Euro pro Jahr übrig. Ohne die PV-Anlage müsste die Stadt jährlich rund 16.000 Euro für den Strom bezahlen, Tendenz steigend.
In der Oktobersitzung des Gemeinderats wurde zum ersten Mal über so eine Anlage gesprochen, für eine Entscheidung fehlte aber noch das Okay des Statikers. Die liegt nun vor, die Dächer sind stabil genug. Die Installation ist nicht ganz einfach, wegen der Dachrundungen.
Rat Jörg Scham fragte nach der Möglichkeit, die Module auf den Freiflächen aufzustellen, »einfach aufs Gras zu legen«. Rainer Rukwid widersprach: Einfach aufs Gras legen ginge nicht, die Platten sollten auf Ständern ruhen. Da der Untergrund um die Kläranlage aber voll mit Leitungen ist, wäre das Einrammen der Fundamente schwierig. Rat Wolfgang Lieb verwies darauf, dass die Freiflächen zudem etwa bei Reparaturarbeiten benötigt würden. Die Anlage soll in diesem Jahr in Betrieb gehen und wird 83.440 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen – die Kläranlage selbst verbraucht 67.168 Kilowattstunden.
Die PV-Anlage ist kein Selbstzweck, die Kläranlage soll ja erstmal klären und dazu muss sie in Schuss gehalten werden. Der Faulturm der Gammertinger Kläranlage verliert ständig an Volumen. Der Grund: Der Klärschlamm setzt sich im unteren Teil kontinuierlich ab und verstopft die Leitungen. Wenn man den Inhalt des Turms in Bewegung hält, kann das verhindert werden. Der Sachverhalt wurde dem Gammertinger Gemeinderat bereits im Mai 2022 vorgestellt. Es wurden mehrere Varianten – Schraubenschaufler, Gaseinpressung oder Rührwerk – besprochen, man entschied sich für die teure, aber effiziente Gaseinpressung. Die erste Ausschreibungsrunde brachte keine wirtschaftlichen Ergebnisse, die Anlage wurde neu ausgeschrieben.
Neufra beteiligt sich
Nun liegen die Ergebnisse vor. Für Maschinen- und Elektrotechnik sind 365.893 Euro inklusive vier Jahre Wartung angeschlagen, dazu kommen 48.184 Euro für Beton- und Bauarbeiten. Siegfried Hagg, Fachbereichsleiter Bauen, rechnet darüber hinaus mit 40.000 Euro für außerplanmäßige Ausgaben. Im Haushalt sind 400.000 Euro eingestellt, der Gemeinderat hat den Auftrag dem sauberen Wasser zuliebe dennoch vergeben. Neufra klärt seine Abwässer ebenfalls im Laucherttal und beteiligt sich zu 25 Prozent an den Kosten. (wu)