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Aktuell Tradition

Oldtimertreffen in St. Johann: Geschichtsbuch der Motorisierung

In Würtingen geben sich motorisierte Schätzchen aus aller Welt und allen Epochen ein Stelldichein

Flach und schön: Die Corvette verwandelt die Sträßchen der Alb in die Straßen von San Franzisko.  FOTOS: LENK
Flach und schön: Die Corvette verwandelt die Sträßchen der Alb in die Straßen von San Franzisko. Foto: Joachim Lenk
Flach und schön: Die Corvette verwandelt die Sträßchen der Alb in die Straßen von San Franzisko.
Foto: Joachim Lenk

ST. JOHANN. Kaum zu glauben, mit welchen fahrbaren Untersätzen unsere Großväter und Väter einst durch die Gegend fuhren. Davon konnte man sich am Sonntag ein Bild beim Oldtimertreffen in Würtingen machen.

Bereits zum 12. Mal fand dort das beliebte Treffen mit Ausfahrt statt, veranstaltet vom rund 60-köpfigen Verein »Oldtimer-Freunde St. Johann«. Mehr als 200 Zwei-, Drei- und Vierräder tuckerten aus allen Himmelsrichtungen den ganzen Tag über Richtung Albtrauf, die beiden Vorsitzenden Albert Schwediwy und Daniel Nedeljkovic strahlten ob des Zulaufs übers ganze Gesicht.

Monet et Goyon 1920

Das Museumsgelände rund um die Würtinger Festhalle glich einem bunten Geschichtsbuch der Motorisierung: Motorräder von Adler bis Zündapp, Autos, die man sonst nur noch in alten Filmen sieht. Schlepper, Traktoren, Fahrzeuge, Fahrräder mit Hilfsmotor, Roller und Sonderfahrzeuge aus dem ganzen Ländle standen dort blitzeblank geputzt, um von Jung und Alt begutachtet zu werden.

Lanz, Hanomag, Deutz, MAN, Eicher, Fendt, John Deere, Hürlimann und Schlüter. So lauten die klangvollen Namen der landwirtschaftlichen Zugmaschinen, die sich ebenfalls ein buntes Stelldichein in Würtingen gaben. Der Ehrenvorstand des Vereins, Kurt Kolb, stellte am Start nach und nach alle Teilnehmer und ihre fahrbaren Untersätze vor.

Immer wieder fuhren US-Cars, die man in alten Hollywood-Streifen gesehen hat, um die Ecke, mit dem satten, tiefen Blubbern unter der Motorhaube. Viele davon machten sich mit anderen Oldtimern und Youngtimern (Baujahr 1992 bis 2002) auf die 14 beziehungsweise 49 Kilometer langen Strecken der Ausfahrt.

Die Menschen entlang der Straßen winkten den Fahrzeugen zu und machten zahlreiche Fotos von den Raritäten von anno dazumal. Auf dem Bad Uracher Marktplatz gab es immer wieder Menschenansammlungen, da vor dem Rathaus eine Wertungsprüfung stattfand. "Alle Teilnehmer kamen wohlbehalten zurück, es gab keine Ausfälle, freuten sich die Organisatoren.

Bei den alten Motorrädern gab es unter anderem eine fahrtaugliche 102 Jahre alte französische Monet et Goyon von Werner Zaiser aus Albstadt zu bewundern. Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Tourismusgesellschaft Mythos Schwäbische Alb, fuhr seinen 1990 gebauten Mercedes-Benz 420 SE zu Feier des Tages aus.

Ein Deutz namens Fridolin

Robert Bollow aus Blaubeuren kam mit »Fridolin«, einem 60 Jahre alten Deutz-Traktor nach Würtingen. Im Schlepp hatte er einen selbst gebauten Wohnaufbau, einem Museum auf Rädern, worin er auf einem Feldbett übernachtete. Er war nicht der Einzige, der das Angebot annahm, schon am Samstag anzureisen, um auf dem kleinen provisorischen Campingplatz neben der Festhalle zu schlafen.

Sowohl die Fahrer als auch die Zaungäste ließen es sich nicht nehmen, den »Oldtimerbroda« (Schweinebraten gepökelt) mit »Aibirrasalat« zu probieren, die Spezialität beim Oldtimertreffen. Mittags war es schwer, noch einen freien Platz unter dem freien Himmel zu ergattern.

Am späten Nachmittag standen die Ehrungen an. Einen Pokal gab es unter anderem für die weiteste Anfahrt, den erhielt Tilo Jorg aus Saarbrücken, der mit einem Ford Sierra, Baujahr 1988, auf die Alb kam. Der jüngste Teilnehmer war der 18-jährige Leon Wudi aus Upfingen. Er fuhr mit einem Mittelklasse-Mercedes W115, Baujahr 1969, den er in mühevolle Arbeit zwei Jahre lang mit seinem Opa restauriert hatte, nach Würtingen. Einen weiteren Pokal gab es für den ältesten Teilnehmer. Der 82-jährige Gerhard Betz aus Zwiefalten schaute mit seinem Saab Typ 99, Baujahr 1970, vorbei. Das Besondere an diesem Auto: Es hat noch ein MÜN-Kennzeichen. (GEA)