MÜNSINGEN/BIBERACH. Seit Mitte März 2023 gibt es den Matthias-Erzberger-Platz vor dem Münsinger Rathaus. Seit Kurzem gibt es einen weiteren Platz mit diesem Namen – und zwar in Biberach/Riss. Jenem Ort, an dem der Politiker nach seiner Ermordung durch Rechtsextremisten im Jahr 1921 seine letzte Ruhe gefunden hat.
Erzberger war eine politische Schlüsselfigur an der Schwelle vom Deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik. Als Leiter der deutschen Waffenstillstandsdelegation in Compiègne (Frankreich) trug er maßgeblich zur Beendigung des Ersten Weltkriegs bei. Durch mehrmalige Verlängerungen der Waffenruhe und seinen Einsatz für die Annahme des Versailler Friedensvertrags als »kleinerem Übel« verhinderte er eine Wiederaufnahme der Kampfhandlungen und die dadurch drohende Zerstörung Deutschlands.
Um das Gedächtnis an den 1875 im Münsinger Stadtteil Buttenhausen geborenen Zentrumspolitiker wachzuhalten, haben das Haus der Geschichte Baden-Württemberg und die Stadtverwaltung 2004 in seinem Geburtshaus eine Erinnerungsstätte eingerichtet.
Ehrung für sein Lebenswerk
In Biberach wurde – wie in Münsingen – der Rathausvorplatz auf seinen Namen getauft. »Mit der Umbenennung ist ein zentraler Gedenkort für Matthias Erzberger im Herzen Biberachs geschaffen worden«, sagt Oberbürgermeister Norbert Zeidler. Damit wolle die Große Kreisstadt Erzberger für sein Lebenswerk danken. Eine Gedenktafel informiert jetzt zudem über den politischen Werdegang Erzbergers.
An den vor 150 Jahren geborenen Politiker wird in Biberach bereits an zwei Orten gedacht: der Matthias-Erzberger-Schule und der gleichnamigen Straße im Stadtteil Bachlangen. Ein prominenter Gedenkort im Zentrum der Stadt habe noch gefehlt, so Zeidler. Er erinnert daran, dass Erzberger den Wahlkreis Biberach von 1903 bis zu seinem Tod im Jahr 1921 als Reichstagsabgeordneter in Berlin vertreten hat. Münsingen hat außer der Erinnerungsstätte in Buttenhausen auch noch eine Matthias-Erzberger-Straße im Stadtteil Gundelfingen sowie eine Statue mit Gedenktafel vor dem Rathaus, die an ihren berühmtesten Sohn der Stadt erinnert.
Demokratiefest zum Geburtstag
Sowohl in Biberach als auch in Münsingen wird der 150. Geburtstag des Buttenhäusers gefeiert. Am 20. September, dem Geburtstag, gibt es in Münsingen ein »Demokratiefest«, an dem Muhterem Aras teilnehmen wird.
Die Landtagspräsidentin ist auch am 15. Mai in Biberach zu Gast. Dort wird sie sich die Wirkungsstätten des 1921 ermordeten Politikers an-schauen, ist aus dem Rathaus zu hören. (GEA)