ST. JOHANN-WÜRTINGEN. Schätze aus der Bronze- und Eisenzeit haben die Gemeinde St. Johann und ihre Umgebung zu einer bedeutenden Kulturlandschaft gemacht. Bilder dieser Funde, angereichert mit Wissenswertem aus dieser Epoche, haben Hermann Liebenow und Michael Schwarz in einer Broschüre zusammengestellt. Am Mittwochabend übergaben die beiden im Kommohaus ihre Ausarbeitung an Vertreter der Gemeinde und von Vereinen, Institutionen und der Schule. Musikalisch umrahmten diesen Anlass Michael Schwarz mit der Geige, an der Gitarre Dieter Knauer und Alex Resch mit Percussion.
»Die Broschüre 'Bronze- und eisenzeitliche Funde in St. Johann' nimmt uns mit auf eine spannende und kenntnisreiche Reise in eine Zeit, die für viele von uns unvorstellbar weit zurückliegt«, betonte Bürgermeister Florian Bauer. Dank der großartigen, gewissenhaften Arbeit von Archäologen und Historikern sowie des unermüdlichen Engagements einiger Mitgliedern des Geschichtsvereins St. Johann werde diese Vergangenheit nun greifbar. »Dieses Engagement ist von unschätzbarem Wert. Denn es ist nicht selbstverständlich, dass Menschen ihre Zeit und Energie investieren, um unser kulturelles Erbe zu erhalten und an kommende Generationen weiterzugeben.«
Viele Menschen würden mit dieser Broschüre erreicht, sie wecke ihr Interesse an der Geschichte und würdige die Bedeutung der archäologischen Funde. Das eröffne eine neue Perspektive auf die eigene Heimat und zeige, wie eng die Gegenwart mit der Geschichte verwoben ist. »Sie geben uns faszinierende Einblicke in das Leben, die Kultur und die handwerklichen Fähigkeiten der Menschen, die hier vor Tausenden von Jahren lebten.« Und genau das ist das Anliegen von Michael Schwarz und Hermann Liebenow, eine neue Sensibilität für die Schätze vergangener Zivilisationen zu schaffen. Sie agieren ehrenamtlich im Geschichtsverein St. Johann und haben sich überwiegend mit der Bronze- und Eisenzeit befasst. Das kostenlose Druckwerk sei ihr Beitrag zu den Feierlichkeiten anlässlich »50 Jahre Gemeinde St. Johann«, hoben die beiden hervor.
Von Rittern und Indianern zu den Kelten
»Über einhundert Grabhügel waren allein auf der Gemarkung Würtingen vorhanden«, erklärt Martin Dürr, Vorsitzender des Geschichtsvereins. Schmuck, Waffen und Keramik wurden gefunden in Hügelgräben, unter anderem auf den Holzwiesen. »Wo manches gelandet ist, wissen wir nicht genau. Einiges vielleicht daheim in Schubladen«, gibt er zu bedenken. Bekannt sei unter anderem die Dame von Würtingen, in deren Grab Schmuckgegenstände entdeckt wurden.
»Der Eulenbrunnen beim Fohlenhof war erst unspektakulär. Dann hat er sich als Verhüttungsplatz entpuppt mit Öfen und Schlacken, jedoch ohne Produkte«, führt Marc Heise, Referent für Metallzeiten am Landesamt für Denkmalpflege, aus. Es sei ganz im Interesse des Denkmalamts, wenn Publikationen aus regionalen Quellen vorliegen. Und diese Broschüre sei ein tolles Beispiel. Das Ergebnis könne sich sehen lassen. Aber es habe auch Zeit und Nerven gekostet, wendet er sich scherzend an Liebenow und Schwarz. »Ich habe sicher viele Personen gedrängt. 'Der nervt' war sicher mit meinem Namen verbunden«, erheitert Liebenow die Gäste im voll besetzten Saal.
Die Schlüsselerlebnisse für ihre Keltenbegeisterung führten die beiden Reingeschmeckten aus Dresden und Bremen auf Ritterspiele und Indianerbegeisterung in der Kindheit zurück. Die Ausgrabungsschätze erregten bei den in Würtingen und Bleichstetten Zugezogenen Aufmerksamkeit. Die Erkenntnis: »Hier gibt es Kelten«, weckte ihre Neugierde.
Besonders Funde, die möglicherweise Musikinstrumente sein könnten, haben den Musiker Schwarz auf den Plan gerufen. Ebenso der Backenzahn eines Urpferds, das vor etwa sieben Millionen Jahren hier gelebt habe, und der um 1833 zwischen Kirch- und Hirnberg gefunden wurde. Er wünscht sich mehr Kennzeichnung der wichtigen Schauplätze, mehr Schautafeln, versehen mit Informationen. »Die Kelten lebten auf der ganzen Alb, die Römer waren in Gomadingen präsent, dann die Alemannenphase. Es gäbe noch so viel Geschichtliches zu entdecken«, resümiert Liebenow. (GEA)