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Neue Ampel mit Hilfe für Blinde jetzt in Engstingen

Engstingen wird freundlicher für Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Sehbehinderung.

Radschutzstreifen, hier im Gewerbegebiet Münsingen, werden im Engstinger Gemeinderat nicht durchweg positiv gesehen.  FOTO: WURS
Radschutzstreifen, hier im Gewerbegebiet Münsingen, werden im Engstinger Gemeinderat nicht durchweg positiv gesehen. Foto: Steffen Wurster
Radschutzstreifen, hier im Gewerbegebiet Münsingen, werden im Engstinger Gemeinderat nicht durchweg positiv gesehen.
Foto: Steffen Wurster

ENGSTINGEN. Die Spange zwischen Groß- und Kleinengstingen wird freundlicher und sicherer für Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Sehbehinderung.

Auslöser ist die Ampel an der B 313 an der Kreuzung zur Langen Straße in Großengstingen. Das Landratsamt plant die grundlegende Erneuerung der Ampelanlage, die Kosten übernimmt der Bund. Damit musste sich der Gemeinderat also nicht befassen. Patrick Schwille vom Straßenbauamt des Kreises und Planer Jürgen Karajan brachten über die reine Erneuerung hinaus aber noch weitere Vorschläge in den Engstinger Gemeinderat mit.

Zum einen eine Leitanlage für Menschen mit Sehbehinderung. Die Blindenleitanlage würde – weil auf dem Gehsteig – in den Aufgabenbereich der Gemeinde fallen. Der Gemeinderat hatte die Wahl zwischen zwei technischen Möglichkeiten. Blinde benötigen Hinweise, die sie akustisch oder gefühlt – taktil – wahrnehmen können. Bei einem taktilen Blindenleitsystem wird der Weg zur Ampel mit Noppen und Rippen versehen. Diese können fest eingebaut oder aufgeklebt werden.

Zwei Furten mit Insel

Wegen der Belagsarbeiten kommt die zusätzliche Installation der festen Platten vergleichsweise günstig, trotzdem wären Aufkleben billiger, das Landratsamt rechnet dafür mit rund 3.000 Euro. Fest eingebaut kommen die Platten auf 21.600 Euro, halten aber auch länger. Der Gemeinderat hat sich für die langlebigere Variante entschieden. Dazu kommt ein akustisches System, dass durch Pilottöne lenkt.

Eine andere Neuerung dürfte für eine größere Zahl vom Engstingern wichtig sein. Zwei Fußgängerfurten – gekennzeichnete Flächen vor der Ampel, keine Zebrastreifen – mit Insel werden es künftig einfacher machen, am Verkehrsknotenpunkt über die Trochtelfinger beziehungsweise Honauer Straße zu gelangen. Die erneuerte Ampel wird neu eingestellt, der Verkehr soll insgesamt flüssiger laufen und die Wartezeiten an den Fußgängerampeln sollen deutlich verkürzt werden. Eine gute Nachricht brachte Schwille mit: Die Kosten für die zweite Furt übernimmt der Bund. Der Ortschaftsrat Großengstingen hat den Plänen zugestimmt, allerdings sollen Zufahrten trotz zusätzlicher Furt frei bleiben.

Der Rat hat weiter vorgeschlagen, die Ampeln nachts auszuschalten, um un-nötiges, lautes Anhalten und wieder Beschleunigen zu vermeiden. Dagegen könnten Sicherheitsargumente an der teilweise schlecht einsehbaren Kreuzung sprechen, Schwille will das prüfen. Allerdings dürfte eine nächtliche Dauer-Grün-Schalte auf der Bundesstraße das Problem weitgehend entschärfen.

Tempo 30 und Radfahrstreifen

Auch an die Radfahrer hat das Landratsamt gedacht. Zwischen Ampel und erstem stehenden Pkw wird es eine »Radtasche« geben. Radfahrer können sich dann vor den Autos aufstellen und als erste unbedrängt weiterfahren. Der Umbau soll im kommenden Jahr, vielleicht in den ruhigen Sommerferien, umgesetzt werden, versprach Schwille. Bei einem Vorschlag, den der Engstinger Klimaschutzbeauftragte Philipp Frenz mitgebracht hatte, kam es noch zu keiner Entscheidung. Die Lange Straße, die Groß- mit Kleinengstingen verbindet, soll für die Anwohner leiser, für alle Nutzer sicherer und für Radfahrer attraktiver werden. Dafür könnten Radfahrstreifen und ein Tempo-30-Limit sorgen.

Tempolimits kann der Gemeinderat nicht einfach so beschließen. Sie kommen aus Sicherheitsgründen infrage oder wegen des Lärmschutzes, erklärte Frenz. Er ist aber auf einen neuen Erlass des Verkehrsministeriums des Landes gestoßen: Tempo 30 ist möglich, wenn gleichzeitig Radschutzstreifen ausgewiesen werden. So ähnlich ist es bereits im Radverkehrskonzept für Engstingen vorgesehen.

Die Lange Straße bekäme rechts und links einen nur aufgezeichneten, nicht durch Poller oder Ähnliches abgetrennten Streifen für Radler mit 1,50 Meter Breite. Solche Streifen gibt es bereits andernorts, etwa in Münsingen-Auingen oder im Münsinger Gewerbebetrieb.

Autofahrer dürfen auf den Streifen ausweichen, so lang er nicht von Radfahrern genutzt wird. Parken und sogar kurz Halten darf man dort aber nicht und das warf Fragen auf: Was ist mit Lieferverkehr, der Post, Ladenbesuchern, fragte Rat Dennis Knapp. Auch Tempo 30 stieß nicht auf ungeteilte Zustimmung, einigen Räten würde Tempo 40 reichen. Von den Radfahrstreifen sind selbst überzeugte Radfahrer wie Ulrich Gundert nicht überzeugt: Sie könnten ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen und Autofahrer sogar dazu veranlassen, bis an die Markierung heranzufahren, die Radler hätten dann sogar weniger Luft als sonst.

Eine Entscheidung wurde vertagt. Frenz wird sich Gedanken über Alternativen und Details machen: Tempo 30 oder 40, mit oder ohne Schutzstreifen oder vielleicht mit solchen Streifen nicht auf der gesamten Strecke. (GEA)