Netzwerk Demenz und Improtheater Stuttgart nähern sich der Volkskrankheit

MÜNSINGEN. Kann man mit Demenz auch locker umgehen? Muss man sogar, meint das Netzwerk Demenz Münsingen/Südliche Alb. Das Netzwerk holt das Theaterstück »Über das Vergessen« nach Münsingen, die Aufführung findet am Freitag, 12. Oktober, in der Zehntscheuer in Münsingen statt.

Mit dem Thema Vergessen in all seinen Schattierungen sollte man sich auseinandersetzen, bevor Angehörige oder man selbst erste Veränderungen erfährt. Denn immer mehr Menschen sind betroffen. Die Zahl der mittel bis schwer Erkrankten in Baden-Württemberg wird auf etwa 150.000 geschätzt. Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen nimmt mit steigendem Lebensalter zu – von etwa 1,5 Prozent bei um 65-jährigen Menschen bis zu 30 Prozent bei den über 90-Jährigen.

Mit dem Durchschnittsalter der Gesellschaft steigt die Wahrscheinlichkeit, mit Demenzkranken in Kontakt zu kommen. Und nicht nur in der Familie, auch beim Einkauf, im Bus oder auf der Straße können einem Betroffene begegnen, erklärt Helga Neuhaus vom Netzwerk Demenz. Demenz sei so vielfältig wie der Mensch selbst, jeder Fall anders. Aber: »Die Menschen verändern sich, das ist für die Angehörigen das Schlimmste.«

Publikum wird eingebunden

Das Netzwerk Demenz will über die oft stigmatisierte Krankheit aufklären. Im Münsinger Büro finden Betroffene die richtigen Ansprechpartner. Zu den Mitgliedern des Netzwerkes Demenz Münsingen/Südliche Alb gehören insgesamt 15 Einrichtungen und Einzelpersonen, unter anderem das Zentrum für Psychiater (ZfP), die Bruderhaus-Diakonie, die Samariterstiftung, die Diakoniegesellschaft, das Deutsche Rote Kreuz und der Landkreis – vertreten durch die Altenhilfefachberatung und den Pflegestützpunkt Außenstelle Münsingen.

Auch wenn das Risiko im Alter steigt, betroffen sind nicht nur die Ältesten. Heldin des Stücks »Über das Vergessen« der Autorin Kerstin Manz-Kehm ist Klara, eine erfolgreiche Frau, die noch mitten im Leben steht. »Demenz betrifft auch Menschen, die im Berufsleben aktiv sind, die vielleicht ihr Haus noch abbezahlen oder sich um die Kinder kümmern müssen«, sagt Helga Neuhaus, »das sind ganz besondere Herausforderungen«.

Klara vergisst Termine und Aufgaben, hilft sich mit einer To-do-Liste auf dem Smartphone. Das Tool aus dem Management-Baukasten reicht aber irgendwann nicht mehr aus. Klara durchlebt die sieben Stufen der Demenz vom Brillesuchen bis zum Pflegefall.

Die langsame Veränderung Klaras wird im Stück gezeigt, mit dem nötigen Ernst, aber auch mit Humor. Dafür steht das Improtheater Stuttgart. »Impro«, improvisieren, bedeutet, dass Ideen aus dem Publikum aufgegriffen und sich die Gäste in einen Dialog mit Klara einlassen können – keine Aufführung ist deshalb wie die andere. (GEA)