TROCHTELFINGEN. Alle 20 Jahre muss der Strom-Konzessionsvertrag neu ausgehandelt und abgeschlossen werden. Der Trochtelfinger Vertrag mit der Netze BW läuft 2026 aus, deshalb musste er schon zwei Jahre vorher ausgeschrieben werden, damit Unternehmen ihr Interesse bekunden können. Das hat keines außer der Netze BW getan. Regionalmanagerin Christina Schanne informierte den Gemeinderat über das Verfahren, den Vertrag und beantwortete auch weitere Fragen rund ums Thema Energieversorgung.
Irgendwie Monopol: Aber der Gesetzgeber hat vorgesorgt. Für 20 Jahre vergeben Kommunen Konzessionsverträge an Stromversorger. Dann werden die Karten neu gemischt, damit auch ein anderes Unternehmen zum Zug kommen kann. Wird es aber in Trochtelfingen nicht. Die Verwaltung wird den neuen, 20-Jahre-Strom-Konzessionsvertrag wieder mit der Netze BW abschließen. Sie war das einzige interessierte Unternehmen, dass das Stromnetz im Städtle betreiben will. Dafür und für das Verlegen der Leitungen stellt die Gemeinde ihre öffentlichen Wege und Straßen zur Verfügung. Dafür erhält sie eine Konzessionsabgabe. 2023 lag sie bei 155.966 Euro. Sie bemisst sich nach der im Netzbetrieb durchgeleiteten Energie und dem Verbrauch in der Gemeinde, sagt Schanne.
Viele Mitarbeiter in der Region
Von wem die Kunden allerdings ihren Strom beziehen, bleibt ihnen überlassen. Früher war der Grundversorger auch der Netzbetreiber, das ist heute nicht mehr so. Grundversorger ist derjenige mit den meisten Kunden. Die Netze BW sei sehr daran interessiert, Netzbetreiber zu sein, denn in Baden-Württemberg gibt es 83 Standorte, circa 5.400 Mitarbeiter und 600 Azubis. »Unsere Mitarbeiter leben mit ihren Familien in den Regionen und wollen da auch bleiben«, sagt Christina Schanne. 551 Strom- und 101 Gaskonzessionen halten die Netze BW.
Nach der Ausschreibung hatten Unternehmen drei Monate Zeit, um ihr Interesse zu bekunden. Nun obliegt der Rechtsaufsichtsbehörde die Prüfung und Freigabe, dann folgt die Vertragsunterzeichnung und die Bekanntmachung zur Vergabe im Bundesanzeiger. Der neue Konzessionsvertrag läuft vom 1. Juli 2026 bis 30. Juni 2046. Ein Sonderkündigungsrecht gibt es nach zehn Jahren. Einen Nachlass von 10 Prozent erhält die Kommune für gemeindeeigene Anlagen, die am Niederspannungsnetz angeschlossen sind. 2022 erhielt Trochtelfingen 8.124 Euro.
Aufgabe der Netze BW sei es, einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, auch im Hinblick auf die Energiewende das Netz auszubauen. Das macht das Unternehmen, sofern es möglich ist, ohne Gräben zu graben, außerdem stimmt es Maßnahmen mit der Gemeinde ab, um keine Straße zweimal kurz nacheinander aufreißen zu müssen, sollte doch gegraben werden müssen.
Eine Herausforderung sei es, den Strom aus erneuerbaren Energien, also von Photovoltaikanlagen – oder Windrädern – abzutransportieren. Das Stromnetz ist dafür auf der Alb nicht dafür ausgelegt.
Die Netze BW müssen kräftig investieren, um die Energiewende stemmen zu können. Das Geld dafür leiht sich das Unternehmen vom Mutterkonzert EnBW, es kommt aus der Beteiligungsgesellschaft für Kommunen mit Namen EnBW vernetzt oder über grüne Anleihen, zum Beispiel durch die Elektrifizierung des Fuhrparks. Und der Preis, der an die Kunden weitergereicht wird, werde auch steigen – müssen, sagt Christina Schanne. Alles in allem sehen die Trochtelfinger in der Netze BW einen verlässlichen Partner und sind froh, dass der Verteilnetzbetreiber sich wieder um den Konzessionsvertrag beworben hat und der alte auch der neue Partner sein wird. (GEA)