ST. JOHANN. Der Blick über die Zuschauerreihen sprach Bände: Der Sitzungssaal im Würtinger Rathaus war voll, als am Mittwochabend das Gächinger Schuppengebiet auf der Tagesordnung des Gemeinderats stand. Seit Jahren, genau genommen seit gut drei Jahrzehnten, wünschen sich die Gächinger so ein Schuppengebiet - sie sind die einzigen, die noch keines haben. In allen anderen Teilorten gibt's entsprechende, teilweise sogar mehrere Anlagen, in denen Besitzer landwirtschaftlicher Fuhrwerke und anderer Gerätschaften einen Teil ihrer Besitztümer aus- beziehungsweise einlagern können.
Nun also soll der sehnliche Wunsch der Gächinger erfüllt werden - und Bürgermeister Florian Bauer ist auch guten Mutes, dass das klappt: »Der Wille ist von allen Seiten da, das Projekt zum Erfolg zu bringen.« Auf einem Grundstück in der Lautertalstraße soll eine Anlage mit insgesamt 34 Schuppenteilen gebaut werden. Davor allerdings gebe es noch ein paar Hausaufgaben zu machen. Das Bebauungsplanverfahren ist noch nicht ganz durch. Dem Landwirt, der die Flächen in der Lautertalstraße bisher gepachtet und bewirtschaftet hat, wurde noch nicht gekündigt. Und auch die geotechnischen Untersuchungen stehen noch aus, wie Bauer auf Anfragen der Schuppen-Interessenten ausführte.
Letztere haben sich bereits zu einer Gruppe formiert, die schon jetzt unter dem Namen »Schuppengemeinschaft« läuft - auch wenn sie noch gar nicht formell gegründet ist. Wer ihr angehört, welche Rechtsform sie hat, welche Aufgaben sie übernimmt: All das ist noch zu klären, wie Ortsvorsteher und Gemeinderat Hans Brändle auf Nachfrage seines Ratskollegen Michael Heinz berichtete.
Verkauf an die Schuppengemeinschaft
Heinz war aber nicht der Einzige, der sich etwas irritiert darüber zeigte, dass in der Sitzung teilweise schon über Dinge diskutiert und abgestimmt werden sollte, die aus seiner Sicht erst mit der offiziellen Gründung einer Schuppengemeinschaft richtig klar und spruchreif seien. Auch Albrecht Münch wunderte sich darüber, dass sich der Gemeinderat schon jetzt mit einem Verkauf der Anlage von der Gemeinde an eben jene noch zu gründende Gemeinschaft befassen sollte.
Petra Rall fand es zudem »komisch«, darüber zu reden, nach welchen Kriterien die Schuppenteile vergeben werden, falls es mehr Interessenten als Teile geben sollte. »Wenn wir die Anlage verkaufen, gehört uns das ja alles gar nicht mehr - aber wir machen trotzdem die Regeln?« Als potenzielle künftige Eigentümerin sei dafür ja wohl eher die noch zu gründende Schuppengemeinschaft zuständig. Ein Einwand, der auch beim Bürgermeister und bei den Ratskollegen ankam - dieser Punkt wurde vertagt. Fakt ist: Für alle 34 Schuppen gibt es bereits konkrete Interessenten, es geht gerade so auf - vorausgesetzt, es kommen nur Gächinger zum Zug. Allerdings haben auch einige Bürger aus anderen Teilorten angefragt. Ob Gächinger bevorzugt werden oder ob ein Punktesystem wie beim Verkauf von Bauplätzen zum Tragen kommt, wird noch rechtlich geprüft und diskutiert.
Beschlossen wurden ein paar ganz grundsätzliche Dinge. Darüber, dass die Gemeinde das Grundstück samt Schuppenanlage an die Schuppengemeinschaft veräußert, herrschte letztlich trotz der genannten Einwände Konsens. Ebenso darüber, dass pro Haushalt nur ein Schuppenfach zu haben ist. Was die Erschließung angeht, stimmte das Gremium der Verwaltung zu. Die hatte, einer Bitte des Ortschaftsrats folgend, vorgeschlagen, die Gebäude auch mit Wasser- und Abwasseranschlüssen zu versorgen. Weil das nicht von allen, sondern nur von einem Teil der künftigen Eigentümer - Verträge sind auch in diesem Fall noch nicht unterschrieben - gewünscht wird, werden die Kosten hierfür nicht auf alle, sondern auf die Anschlussnehmer umgelegt.
Nicht nur für Landwirte
Hier kommt die Schuppengemeinschaft wieder ins Spiel. Um die Kosten zu senken, hatten deren potenzielle Mitglieder - darunter Leute vom Fach wie Ingenieure und Handwerker - vorgeschlagen, sich an der Erschließung zu beteiligen. Grundsätzlich eine gute und vor allem gut gemeinte Idee, fand man in der Verwaltung, in der Praxis aber mit gewissen Fallstricken verbunden. Warum? Weil vor allem auch die äußere Erschließung - dazu gehören Kanäle und Versickerungsmulden - wesentlicher Teil des Bebauungsplanverfahrens ist. Es sei sinnvoll, so Bauer, dass diese Arbeiten noch unter Regie der Gemeinde erledigt werden, bevor das Schuppengebiet an die Eigentümergemeinschaft verkauft wird. Die äußere Erschließung kostet voraussichtlich rund 400.000 Euro, die sogenannte innere Erschließung 300.000 Euro, die sich Stand heute etwa zehn Eigentümer teilen werden, die eigene Anschlüsse wollen.
Auch wenn die Vergabekriterien im Detail erst noch zu regeln sind, wurden ein paar grundsätzliche Rahmenbedingungen schon vorher geklärt. Die wichtigste Besonderheit: Die Schuppen werden nicht, wie sonst üblich, nur an privilegierte Landwirte vergeben, was den Bewerberkreis sehr einschränken würde. Um das Interessentenfeld bewusst größer zu halten, ist ein eingeschränktes Gewerbegebiet geplant. »Es ist also nicht verboten, wenn einer auch ein Wohnmobil reinstellt«, erklärte Ortsvorsteher Hans Brändle. Explizit willkommen sind auch Kleinunternehmer, ergänzte Bürgermeister Florian Bauer. »Das ist auch ein kleiner Beitrag zur Wirtschaftsförderung in der Gemeinde«, betonte er - eine Sichtweise, die das Gremium teilte. (GEA)

