TROCHTELFINGEN-STEINHILBEN. Wie ausgestorben wirkte Steinhilben am Sonntagabend. Langfinger hätten wohl leichtes Spiel gehabt, denn die Steinhilber waren alle außer Haus, feierten ein besonderes Fasnet-Event in der Augstberghalle: Den Keen-Contest – ein Tanzwettbewerb der Tanzgarden, der Athletik und Akrobatik ebenso beinhaltete wie tänzerischen Ausdruck. Im Vordergrund stand aber der Spaß am Tanzen.
In der proppenvollen Halle sorgte schon das Warm Up mit den Augstbergmusikanten für Applaus- und Zugaberufe. Zunftmeister Marc Hazotte freute, sich über das riesige Interesse, das der Wettbewerb mittlerweile hervorruft. »Die Gruppen geben sich jedes Jahr ein neues Motto, fangen schon ab April an, einmal die Woche zu trainieren und haben dann in der Fasnetszeit ihre Auftritte«, so Hazotte, der im bürgerlichen Leben Lehrer an der Steinbeis-Schule in Reutlingen ist.
Fasnet auf der Schwäbischen Alb ist auch in Zeiten von Internet, You-Tube, Facebook oder anderen digitalen Freizeitbeschäftigungen ein verbindendes Glied in der Dorfgemeinschaft: »Von den knapp 1.250 Einwohnern des Trochtelfinger Teilorts ist fast die Hälfte in der Narrenzunft organisiert«, weiß Zunftmeister Hazotte. »Als Stoihilber kommschd an der Fasnet ned vorbei«, meint der 46-Jährige. Er kam schon als Kind mit der Zunft in Berührung: »Ich bin da einfach reingewachsen«, sagt Hazotte, der seit 18 Jahren an der Spitze steht. Der Stress hält sich auch während der heißen Fasnetstage in Grenzen: »Wir sind ein gutes Team, alle packen an, es funktioniert.«
Sieben Bewertungskriterien
Ehe die ersten Tanzgruppen auf der Bühne zeigen durften, was sie über das Jahr eingeübt hatten, eröffnete die Juniorengarde der Steinhilber Narrenzunft den Contest. Der Nachwuchs, trainiert von Melanie Hölz, zeigte eine tolle Vorstellung, die mit großem Beifall quittiert wurde. Sie bringt aber nicht nur Mädels in Schwung, sondern auch die Steinhilber Männer, die etwas despektierlich unter dem Namen »Saustallpfosten« auftreten.
Schon beim ersten Tanzblock mit fünf Gruppen, deren Auftritte – wie der gesamte Abend – von Antonia Flad und Adrian Holz glänzend moderiert wurde, jubelte das Publikum und feierte jede weitere Gruppe, als wär sie schon Sieger.
Vom ersten Tanz an ging es in die Vollen, die kompetente Jury tat sich schwer. Sieben Bewertungskriterien flossen ein: Zehn Punkte gab es für das Thema und die Kreativität, mit der dieses umgesetzt wurde, weitere zehn für die Kostüme, Musik und die Kulissen. 25 Punkte waren beim Thema Choreografie, Schritt- und Bewegungsvielfalt zu vergeben, ebenso wie für die Ausführung und die Synchronität der Tanzenden. Ausstrahlung und Mimik wurden mit zehn Punkten bewertet, weitere 15 gab es für den Schwierigkeitsgrad und die Akrobatik. Fünf Punkte hatte jeder der sechs Juroren – fünf weibliche, ein männlicher – noch als Bonus für Besonderheiten zu vergeben.
Hexen zeigen Akrobatik
Wie es sich für die Fasnet gehört, spielen die musikalischen Beiträge eine wichtige Rolle, ob vom Band oder live: für jeden war etwas dabei – angefangen bei Michael Holms »Mendocino«, dem »eisgekühlten Bommerlunder«, Smokies »Alice« bis zu »Hey Jude« von den Beatles.
In der Pause vor dem zweiten Block präsentierten die Hungerberg-Hexen Akrobatik pur – und dies in voller Montur und Hexenmasken – wahrlich schweißtreibend. Die Bären-Fezzer, Guggamusiker aus Sonnenbühl verstärkt durch zwei Augstberg-Musikanten heizten dann so richtig ein. Da hielt es niemand auf den Sitzen und dutzende Male wurde der Fasnetsruf »Schlippr Schlappr – Hülaschlappr« skandiert.
Nach knapp fünf Stunden und zehn Tanzgarden musste die Jury eine Entscheidung fällen: Es siegten ganz knapp die »Mondays« aus Trochtelfingen vor der Garde der Trochtelfinger Narren. Auf Rang drei landete die Engstinger Tanzgarde. (ber)


